Die Kirchen im Kreis wollen zu Ostern Präsenzgottesdienste anbieten. Für alle, die das nicht möchten, wird es aber auch viele andere Angebote geben. Geschützt werden sollen Besucher durch Abstand, Maske und Gesangsverbot. Foto: dpa
Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis.Im vergangenen Jahr wurden die Oster- und die Weihnachtsgottesdienste fast überall abgesagt. Nun steht wieder ein christliches Hochfest vor der Tür – und die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigt im Kreis wieder exponentiell an. Aktuell sind aber Gottesdienste in Präsenz geplant, sowohl bei den katholischen als auch den evangelischen Kirchen. "Im Moment wird noch nicht daran gedacht, die Gottesdienste abzusagen", erklärt Dekan Johannes Balbach. Er ist der Leiter des katholischen Dekanats Mosbach-Buchen. Die Vorgabe der Erzdiözese sei, dass Gottesdienste ab einer Inzidenz von 300 abgesagt werden sollen. "Und das ist meines Erachtens auch richtig", so Balbach.
Geschützt werden die potenziellen Gottesdienstbesucher durch ein Hygienekonzept: Singen ist verboten, die Gottesdienstbesucher müssen Maske tragen, es wird nur eine begrenzte Zahl von Besuchern zugelassen und sie müssen Abstand halten. Auch Balbach selbst trägt seine Maske während des Gottesdienstes, außer er spricht. "Aus Solidarität", wie der Geistliche sagt. Zudem würden Priester oft mittels Schnelltest getestet, bei Besuchen in Altenheimen oder im Rahmen des Schulunterrichts etwa. "Ich habe immer ein gutes Gefühl bei Präsenzgottesdiensten, unser Hygienekonzept funktioniert. Aber natürlich sind wir in enger Abstimmung mit Kommunen und dem Landkreis", führt Balbach aus.
Die Gottesdienste zu Ostern seien für die christlichen Kirchen essenziell: "Die Auferstehung ist die Grundlage unseres Glaubens, an Ostern verdichtet sich unsere Liturgie." Deswegen werde er auf jeden Fall Gottesdienste anbieten – ob in Präsenz oder virtuell. Viele seiner Kollegen bieten zu den Präsenzgottesdiensten auch virtuelle Angebote an. "Wir haben eine neue Plattform entdeckt." Aber auch abseits des Internets habe man (schon vorher) Wege gefunden, um "Menschen, die nicht zu uns kommen, zu erreichen", meint Balbach. "Die Menschen brauchen Zuspruch und Nähe", ist er überzeugt. "Und das ist unsere Aufgabe."
Im evangelischen Kirchenbezirk in Mosbach gab es bereits Ende vergangener Woche eine Abstimmung aller Pfarrer. In fast zwei Dritteln aller Kirchen sollen zu Ostern Gottesdienste angeboten werden. "Bei den kleineren Kirchen ist es schwierig, da kann die Kirche geöffnet werden für Musik, Gebet oder Lesungen, bei denen Menschen sich nur kurze Zeit in der Kirche aufhalten. Die Entscheidungen treffen die Kirchengemeinden vor Ort", sagt Dekan Folkhard Krall. In den größeren Kirchen könne auch bei einer Inzidenz von über 100 Gottesdienst gefeiert werden. "Wir rechnen aber nicht mit einem großen Ansturm."
"Wir sehen unsere Gottesdienste auch als Beitrag, um die Hoffnung aufrechtzuerhalten. Und sie bieten eine Möglichkeit, aufzutanken", sagt Krall. Man setze aber alles daran, sich so vorsichtig wie möglich zu verhalten. Abstand, Maske, kein Gesang, Personenregistrierung und sehr sorgfältige Vorbereitung des Abendmahls, wenn es denn gefeiert wird. "Seit der Auferstehung feiern die Christen den Sieg der Liebe über den Tod, alle sind in Gottes Liebe eingebunden und die ist stärker als alles. Darum ist Ostern so wichtig", meint der Dekan.
Gleichzeitig gebe es aber fast überall auch digitale Angebote, es gibt Livestreams, Angebote für jeden Tag, und in den Kirchen finden sich auch Blätter mit einer Liturgie zum Mitnehmen für das Osterfrühstück. "Es gibt viele tolle Vorbereitungen und Ideen, auch für unsere Angebote zu Weihnachten haben wir sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Ich merke aber auch, dass wir erschöpft sind, wir müssen uns bald um all jene kümmern, die sich so ins Zeug legen und mit anpacken", meint Krall. Denn so eine Neuorientierung der kirchlichen Arbeit falle nicht vom Himmel. Er selbst hat sich für drei Ostergottesdienste in der Waldstadt vorbereitet, auch in der Stiftskirche wird er einen halten. "Ich denke aber, die Besucher, die kommen, sind vorsichtig. Für viele war die Osterruhe ein Hinweis und ich glaube, viele haben es verstanden, dass wir in einer kritischen Phase sind."
Rüdiger Krauth ist Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Adelsheim-Boxberg. Auch hier sind Gottesdienste geplant – so lange die Inzidenz unter 200 bleibt. "Ostern ist für uns ein zentrales Fest, es symbolisiert Licht und Hoffnung", verdeutlicht er die Bedeutung. Auch hier gilt: Kein Gesang, Masken, Abstand. "Wenn das gewährleistet ist, können wir uns sicher fühlen. Das Konzept greift, soweit ich weiß, gab es in keinem Gottesdienst in der Evangelischen Landeskirche eine Ansteckung", sagt Krauth.
Auch er selbst trägt Maske, außer er spricht, dann hält er fünf Meter Abstand zur ersten Sitzreihe. Und Krauth will sich vor den Ostergottesdiensten mit Schnelltests testen. "Ich habe mir einige besorgt und werde diese auch benutzen", sagt der Dekan. "Ich finde das richtig. Wir müssen lernen, damit umzugehen." Ostern sei für ihn ein emotional sehr wichtiges Fest, betont Krauth noch. "Wir brauchen Hoffnung. Gerade in solchen Zeiten, in denen wir so viel aushalten müssen. Da wollen wir die Grundlage unserer Kirche auch feiern." Aber nur mit der gebotenen Vorsicht.