Dr. Olga Müller (2. v. l.) als Nachfolgerin von Dr. Elmar Göbel (r.) praktiziert künftig mit Verena Waschitschek in Dallau. Über diese positive Entwicklung freut sich Bürgermeister Marco Eckl, der die Suche nach einem Nachfolger unterstützte. Foto: Alexander Rechner
Von Alexander Rechner
Elztal/Neckar-Odenwald-Kreis. Die Diagnose ist dramatisch. In vielen ländlichen Regionen im Südwesten werden Landärzte händeringend gesucht. Nicht mehr viele junge Mediziner zieht es nach der Ausbildung aufs Land. In Baden-Württemberg sollen sich künftig mehr Ärzte in den Regionen wie dem Neckar-Odenwald-Kreis niederlassen. Nach Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung ist mehr als ein Drittel der rund 83 Hausärztinnen und -ärzte im Landkreis älter als 60 Jahre. Das bedeutet, dass in naher Zukunft jede dritte Praxis im Kreis einen Nachfolger sucht.
Lange, sehr lange suchte auch Elmar Göbel (67), der zusammen mit Verena Waschitschek in der einzigen Hausarztpraxis in der Gemeinde Elztal Patienten behandelte, eine Kollegin oder einen Kollegen, die oder der in seine Fußstapfen tritt. Und dies ist – nach vielen Bemühungen – von Erfolg gekrönt: Dr. Olga Müller praktiziert seit Jahresanfang in Dallau.
Die Freude, aber auch Erleichterung über diese positive Entwicklung sind bei Bürgermeister Marco Eckl und den Medizinern groß. Der Rathauschef weiß um die große Bedeutung einer Hausarztpraxis für die Gemeinde Elztal. Es sei ein Standortfaktor. Dem Bürgermeister ist es daher wichtig, dass den Bürgern Elztals eine wohnortnahe medizinische Versorgung zur Verfügung steht.
Längst ist die Politik in Berlin, Stuttgart aber auch vor Ort gefordert, bei der Nachfolge-Suche zu unterstützen. Weshalb die Thematik gleich zweimal im Elztaler Gemeinderat behandelt wurde, wie Eckl ausführt. "Dabei stand die Fragestellung im Mittelpunkt, was die Gemeinde zu der Lösung beitragen kann", schildert der Rathauschef.
In der Folge nahm man mit dem Kreisentwickler aus dem Landratsamt Kontakt auf und erstellte gemeinsam ein Exposé, in dem man die Praxis und die Gemeinde präsentierte. "Dieses Exposé wurde dann verteilt", schildert der Bürgermeister. Zudem gewährte der Gemeinderat den Medizinern, die künftig in Elztal praktizieren werden, auch einen Zuschuss. "Für die Praxisinfrastruktur haben wir einen kleinen Betrag bereitgestellt", sagt Eckl. Mittlerweile sei dies üblich, berichtet er aus Gesprächen mit seinen Kollegen aus anderen Landkreisen. "Dort sind ganz andere, wesentlich höhere Summen im Umlauf, die die Gemeinden in die Hand nehmen, um Ärzte vor Ort zu bekommen."
Auch für die Verantwortlichen im Landratsamt hat die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung im Neckar-Odenwald-Kreis eine sehr hohe Priorität. "Um bei dieser Aufgabe alle beteiligten Akteure zu unterstützen, wurde 2018 die Stabsstelle Kreisentwicklung neu geschaffen. Dort ist das Thema eine der Kernaufgaben", erläutert Pressesprecher Jan Egenberger. Das Unterstützungsangebot richte sich vor allem an Ärztinnen und Ärzte, die einen Nachfolger oder Praxispartner suchen sowie dann an die nachfolgenden Ärzte, jeweils in Zusammenarbeit mit den betroffenen Kommunen. "Nach dem Wechsel des ersten Stelleninhabers der Stabsstelle Kreisentwicklung, Harald Löffler, wird das Thema inzwischen von seiner Nachfolgerin Lisa-Marie Bundschuh betreut", schildert Egenberger.
Die grün-schwarze Landesregierung will derweil dafür sorgen, dass sich im Südwesten künftig mehr Ärzte in ländlichen Regionen niederlassen. Künftig sollen 75 Medizinstudienplätze an Erstsemester gehen, die sich vorher fest verpflichten, nach ihrem Studium zehn Jahre in unterversorgten Regionen zu arbeiten. "Mit der Landarztquote hat die CDU-Fraktion eine wichtige Forderung zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung in unterversorgten Gebieten durchsetzen können, dies kommt der Attraktivität des ländlichen Raums auf Dauer spürbar zugute", freut sich der CDU-Landtagsabgeordnete und Minister für den Ländlichen Raum, Peter Hauk.
Die Quote gehe nicht zulasten der übrigen Ärzteversorgung. Denn die Gesamtzahl der Medizinstudienplätze im Land werde parallel zur Einführung der Landarztquote um zehn Prozent erhöht. "Erste positive Ergebnisse zeigt die Einführung der Landarztquote bereits in Nordrhein-Westfalen und Bayern", sagt Hauk. Er ist überzeugt, dass auch der Neckar-Odenwald-Kreis davon profitieren wird.
Indes freut sich Olga Müller, zusammen mit Verena Waschitschek in Elztal Patienten behandeln zu können. Elf Jahre war sie im Krankenhaus in Buchen tätig gewesen – zuletzt als Oberärztin im Bereich Innere Medizin. Und diese Erfahrung will sie an neuer Stelle einbringen.