Der ehemalige Arbeitgeber, die Oberender AG, bezieht in einem Schreiben an Landrat Achim Brötel Stellung zum Verhalten des Ex-Klinken-Geschäftsführers. F: ar
Von Alexander Rechner
Mosbach/Buchen. Jetzt meldet sich der frühere Arbeitgeber des ehemaligen Geschäftsführers der Neckar-Odenwald-Kliniken deutlich zu Wort: In einem Schreiben an Kliniken-Aufsichtsratschef Dr. Achim Brötel distanziert sich die Oberender AG aus Bayreuth von dem Verhalten ihres ehemaligen Mitarbeiters Norbert Ahrens (früher Mischer) ausdrücklich.
"Selbstverständlich prüfen wir derzeit rechtliche Schritte gegen Herrn Ahrens", formuliert Jan Hacker von der Oberender AG in dem Schreiben und ergänzt: "Wir haben Herrn Ahrens zwischenzeitlich noch einmal explizit zur Einhaltung seiner nachvertraglichen Verschwiegenheits- und Loyalitätspflichten, insbesondere auch gegenüber der Neckar-Odenwald-Klinken gGmbH, aufgefordert." Der Grund für die Stellungnahme des Unternehmens ist, dass Ahrens am Fragenkatalog der Mosbacher Gemeinderatsfraktionen mitgewirkt hat.
In Sachen Zukunft der Neckar-Odenwald-Kliniken und insbesondere des Struktur- und Maßnahmenkatalogs waren für die Fraktionen im Mosbacher Gemeinderat nach wie vor einige Fragen offen gewesen, weshalb Oberbürgermeister Michael Jann als Vorsitzender des Gemeinderates einen Fragenkatalog an Kliniken-Aufsichtsratschef Dr. Achim Brötel verschickt und um Antworten gebeten hatte, die inzwischen geliefert wurden.
Der Fragenkatalog selbst hat hohe Wellen geschlagen: Die Dokumenteigenschaften weisen Norbert Mischer als Verfasser aus. "Ein solches Verhalten ist absolut inakzeptabel", schreibt Jan Hacker. "Die Loyalität unserer Mitarbeiter und der verantwortungsbewusste Umgang mit Kenntnissen und Daten aus deren Tätigkeiten für unsere Mandanten sind uns ein wesentliches Anliegen."
Hacker bedauert es, dass Norbert Ahrens nach seinem Ausscheiden als Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken und aus seinem Beschäftigungsverhältnis mit der Oberender AG Anfang 2019 "nun Kenntnisse aus und im Zusammenhang mit seiner früheren Tätigkeit zum Nachteil der Neckar-Odenwald-Kliniken und der für diese verantwortlich handelnden Personen nutzt". Die Oberender AG sichert daher Dr. Brötel, dem Landkreis wie auch den Kliniken ihre volle Unterstützung zu.
Deutliche Worte fand schon der Landrat in seinem Antwortschreiben an OB Jann. Darin stellte Brötel fest, dass Ahrens den Fragenkatalog komplett erarbeitet habe, dies sei belegbar. Dabei habe Ahrens "sogar auch gleich noch einen Verteiler vorgeschlagen. Sozusagen also ein echter Rundum-Service", so der Landrat, der von einer "Schmierenkomödie" schrieb. Für "geradezu grotesk" hielt es der Landrat, dass Ahrens auch noch Fragen an seinen Nachfolger Frank Hehn formulierte, die "seine eigene Geschäftsführerzeit betreffen".
Aus Brötels Sicht ist das Verhalten Ahrens "nicht nur eine Stilfrage, sondern auch eine, die möglicherweise mit nachwirkenden vertraglichen Pflichten aus seinem früheren Beschäftigungsverhältnis mit der Oberender AG kollidiert". Das Unternehmen prüft inzwischen rechtliche Schritte gegen Norbert Ahrens.