Der Wald schwächelt, dem Wald muss geholfen werden: In Mosbach investiert man weiter kräftig in den Forst (wie hier bei der groß angelegten Waldkalkung), um den Folgen des Klimawandels zu begegnen und die Funktionseinheit Wald zu erhalten. Archivfoto: Heiko Schattauer
Von Brunhild Wössner
Mosbach. Der Wald bereitet Kummer, auch der Stadt Mosbach und dem Gemeinderat. Für ihn war es zuletzt zu warm, zu trocken. Geschädigt sind nahezu alle Baumarten, besonders die Fichten. Doch neuerdings zeigen auch Baumarten Schwäche, die bisher weniger vom Klimawandel betroffen waren – etwa die heimische Buche. Demnach, so Oberbürgermeister Michael Jann im Gemeinderat zum forstlichen Betriebs- und Finanzplan für das Forstwirtschaftsjahr 2020, "müssen wir den Wald als Funktionseinheit am Leben erhalten und somit einige Investitionen tätigen". Neue Kulturen anzulegen, die das veränderte Klima besser vertragen und es Schädlingen wie dem Borkenkäfer schwerer machen, sei da eine Option. Das werde erst mal Kosten verursachen, sei aber "gut investiertes Geld", so Jann weiter. Gleiches gelte für die Waldkalkungen, die nach Abzug der genehmigten Fördergelder die Stadt rund 55.000 Euro gekostet haben.
Im aktuellen Forstwirtschaftsjahr wurden bisher 10.000 Festmeter Holz eingeschlagen. Davon ist rund ein Viertel sogenanntes "Käferholz" – also Holz, das durch Borkenkäferbefall nicht mehr für den "normalen" Verkauf in Frage kommt. Das im Herbst eingeschlagene Schadholz aus Buchenbeständen ist dabei noch nicht mitgerechnet. Aktuell liegen die Erträge aus Holzverkäufen bei rund 550.000 Euro; enthalten sind darin auch Erlöse vom Holzeinschlag in 2018. Je nach weiterem Einschlagsverlauf wird für das Forstwirtschaftsjahr 2019 ein Erlös von 600.000 bis 620.000 Euro prognostiziert. Durch die Waldschäden besteht am Holzmarkt außerdem ein Überangebot, dadurch kommt es zum Preisverfall bei einigen Holzarten. Dadurch ergeben sich im aktuellen Forstwirtschaftsjahr Mindereinnahmen von ca. 100.000 bis 120.000 Euro.
Schadhafte Wälder erfordern zudem eine personalintensive Bewirtschaftung, denn das Käferholz muss schnellstmöglich aus dem Wald gebracht werden. Deshalb konnten die Waldarbeiter nicht wie sonst üblich im Sommer für 1000 bis 1500 Stunden im Bauhof eingesetzt werden. Somit erwächst dem Forstbetrieb eine Steigerung von rund 50.000 Euro an Personalkosten. Lohrbachs Ortsvorsteher Norbert Schneider (SPD) bedauerte das Fehlen der Waldarbeiter im Sommer im Bauhof. Gleichwohl bedankte er sich im Namen der Gemeinderatsfraktionen bei allen Mitarbeitern im Forstbetrieb und zeigte sich guten Mutes, dass man auch diese angespannte Situation meistern werde.
Im zu Ende gehenden Forstwirtschaftsjahr 2019 wird angesichts dieser Umstände und Begleiterscheinungen mit einem Negativergebnis von rund 250.000 Euro gerechnet (veranschlagt worden war ein Minus von "nur" rund 180.000 Euro).
Für 2020 hat die Abteilung Liegenschaft und Forsten einen Einschlag von 12.600 Festmetern geplant. Der vorgelegte Betriebsplan geht von Holzerlösen von rund 640.000 Euro sowie sonstigen Erträgen von ca. 70.000 Euro aus. Dem gegenüber stehen rund 830.000 Euro an Aufwendungen. Mit Investitionen, die im Finanzhaushalt vorgesehen sind, ergibt sich am Ende ein Zuschussbedarf von knapp 130.000 Euro. In der Tischvorlage zur Ratssitzung wurde in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass "Erlöse aus dem Verkauf von Ökopunkten, die aus der Stilllegung von Waldflächen resultieren, zur Reduzierung des Defizits beitragen können". Wann hier jedoch Erträge generiert werden können, "sei nicht vorhersehbar".
Was "stillgelegte Waldflächen" sind, wollte Stadtrat Walter Posert (FW) genauer wissen. Besagte Flächen finden sich unter anderem in schwer zu bewirtschaftenden Waldbereichen. Es seien naturnahe Waldflächen, beispielsweise mit Totholz. Diese Waldflächen können für 25 Jahre geschützt werden. Um Ökopunkte zu bekommen, sei ein allerdings ein dauerhafter Schutz notwendig, präzisierte Amtsleiterin Simone Bansbach-Edelmann.
Steigende Kosten sind auch beim Abwasser auszumachen. Die Gründe liegen laut Verwaltung in den stetig steigenden Aufwendungen für die Unterhaltung der Entwässerungsanlagen. 2019 wurde für den Unterhalt der Anlagen mit einem Ansatz von 750.000 Euro gerechnet, der für das kommende Jahr auf 950.000 Euro erhöht wurde. Das Neue Kommunale Haushaltsrecht mache in dieser Hinsicht ebenfalls mehr Aufwendungen im Haushalt notwendig. Außerdem bestehe die Verpflichtung zur Kostendeckung im Bereich der Abwasserbeseitigung.
Die Gebühren steigen demzufolge beim Niederschlagswasser um acht Cent auf dann 50 Cent/m2, beim Schmutzwasser um 23 Cent auf 2,25 Euro/m3. Durch die Gebührenerhöhung wird mit Mehrerträgen von rund 480.000 Euro gerechnet.
Timo Riedinger (Grüne) fragte nach den fehlenden Ergebnissen der Abwassergebührenkalkulation von 2016 und 17. Worauf Simone Bansbach-Edelmann auf die Anfang Oktober beschlossene Eröffnungsbilanz verwies, weswegen auch erst jetzt mit der Verarbeitung der doppischen Zahlen begonnen werden könne. OB Jann präzisierte weiter, dass nach den Vorschriften des kommunalen Abgabengesetzes Unter- wie Überdeckungen bei den Abwassergebühren im Laufe einer Frist von fünf Jahren in Richtung Zahlende auszugleichen sind.
Der Gemeinderat votierte einstimmig für die geänderte Abwassersatzung und auch für den forstlichen Betriebs- und Finanzplan.