In den vergangenen Sommermonaten genossen viele Gäste im Stadtgebiet wie hier auf dem Ludwigsplatz draußen das gastronomische Angebot. Auch in den kommenden kühleren Monaten soll diese Möglichkeit bestehen, so dürfen die Wirte auch Zelte aufbauen. Foto: A. Rechner
Von Alexander Rechner
Mosbach. Noch schlendern Menschen mit Sonnenbrillen und sommerlicher Kleidung durch die schmucke Fachwerkstadt, während andere unter freiem Himmel ihr Essen genießen. Doch auch wenn sich der Sommer dieses Jahr ausgesprochen ausdauernd gibt, werden die Tage allmählich kürzer, die Abende kühler. Die Gastronomie landauf, landab ächzt unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Angesichts dieser Krise sind wohl viele (potenzielle) Gäste vorsichtig.
"Die kommenden Monate werden die Gastronomie vor große Herausforderungen stellen, denn wegen der noch bestehenden Verunsicherung und strengen Hygienekonzepten könnten viele Gäste die Innenplätze meiden", fürchtet der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum Peter Hauk. Die Mosbacher Stadtverwaltung hat daher nach Optionen gesucht, wie man der gebeutelten Gastronomie das Leben leichter machen und ermöglichen kann, dass Gäste auch in der kälteren Jahreszeit draußen bewirtet werden können. Oberbürgermeister Michael Jann schrieb am Donnerstag den Mosbacher Wirten und informierte sie über die Ergebnisse der Überlegungen und die sich daraus ergebenden Neuerungen.
Bei diesen Überlegungen spielte der Aspekt des Klima- beziehungsweise Umweltschutzes eine größere Rolle. "Trotz Bedenken haben wir uns dafür entschieden, mögliche Anträge zur Aufstellung eines Zeltes beziehungsweise Windschutzes sowie zum Betrieb von Heizgeräten positiv bescheiden zu wollen", formuliert Oberbürgerbürgermeister Michael Jann in dem Schreiben. Diese Möglichkeiten sollen den Herbst und Winter – wenigstens gefühlt – zum Sommer machen. Die Sommersaison soll damit in einer Verlängerung gehen, denn als möglicher Genehmigungszeitraum ist von Anfang November bis 1. Mai 2021 ins Auge gefasst. Angesichts der Corona-Pandemie hat sich die Stadtverwaltung Mosbach dazu entschlossen, auf Gebühren für die Aufstellung eines Zeltes vor der jeweiligen Gaststätte zu verzichten.
"Über diese positive Nachricht bezüglich Gestattung von Zelten und Heizstrahlern freuen wir uns", sagt Bernadette Martini als Sprecherin von Gastroplus, der Vereinigung inhabergeführter Gasthäuser und Restaurants im Stadtgebiet. Die Wirte seien dankbar, dass sich die Stadtverwaltung Gedanken um ihre Situation macht. "Es haben natürlich nicht alle die nötige Fläche oder die finanziellen Mittel, ein Zelt zu stellen, einige werden das Angebot aber gerne nutzen, um so das durch die Abstandsregeln begrenzte Platzangebot im Innenraum zu erweitern", ergänzt Bernadette Martini.
Auf eine besondere Einschränkung weist der Oberbürgermeister in seinem Schreiben hin: Für Rettungsfahrzeuge müsse jederzeit eine Durchfahrt mit einer Mindestbreite von 3,50 Meter freigehalten werden. Mit Vertretern des kommunalen Ordnungsamtes, der Feuerwehr und der Bauordnung ist ferner der präzise Standort des Zeltes vor Ort abzustimmen, wobei auch die Fluchtwege aus dem Gebäude selbst zu beachten seien.
Die Corona-Pandemie hat so manche Einschränkung mit sich gebracht. Um die Wirte ferner zu unterstützen, sollen sie im Stadtgebiet sonntags bis donnerstags bis 23 Uhr ihre Gäste im Außenbereich bedienen dürfen, am Freitag und Samstag jeweils bis Mitternacht. Damit gelten für die Bewirtung im Außenbereich weiterhin die vom Gemeinderat für das Jahr 2020 festgesetzten Sperrzeiten. Das Gremium hatte in seiner Juni-Sitzung die Sperrzeiten für die Außengastronomie um jeweils eine Stunde verkürzt. "Unabhängig davon ist aber zu beachten, dass die Anlieger durch den Gastrobetrieb im Zelt nicht in der Nachtruhe gestört werden", verdeutlicht Jann.
In Zukunft können Gastwirte im Mosbacher Stadtgebiet ihre Gäste nicht nur mit ihrem gastronomischen Angebot, sondern auch mit Heizgeräten erwärmen. Doch klassische "Heizpilze" sind wegen ihrer schlechten Ökobilanz höchst umstritten – und zum Teil schlicht verboten. Auch die Stadtverwaltung in Mosbach sieht sie eigentlich nicht gern. Heizpilze werden meist mit Propangas betrieben und geben die Verbrennungswärme an die Umwelt ab. Sie stoßen aber vergleichsweise viel Kohlenstoffdioxid aus.
Die Stadtverwaltung verzichtet zwar auf weitere Vorgaben und Auflagen oder Anforderungen in Bezug auf die Auswahl der genutzten Heizgeräte. "Dennoch plädiere ich an Sie, bei einer Entscheidung für die Fortführung der Außengastronomie in den Wintermonaten den Klima- und Umweltschutz mit zu berücksichtigen", betont Jann. "Unter anderem sollte der Einsatz von Heizquellen möglichst mit dem Aufbau eines Windschutzes oder Zeltes kombiniert werden", so Michael Jann weiter. Als eine bessere Möglichkeit zu den Heizpilzen sieht man im Rathaus indes Elektrowärmgeräte oder Infrarotheizstrahler.
Vielleicht reicht dem ein oder anderen ja auch schon eine kuschelige Decke – die bietet sich als umweltfreundliche Alternative zu Pilzen und Co. für den angenehmen Zeltbetrieb ohnehin an.