Großeinsatz auf dem Neckarelzer Messplatz: In der Nacht zu Fronleichnam kontrollierte dort die Polizei die Mosbacher Poserszene. Auch im Stadtgebiet legten sich Beamte auf die Lauer und verfolgten PS-starke Boliden. Fotos: Polizei Heilbronn/Alexander Rechner (2)
Von Alexander Rechner
Mosbach. Die Polizei hat in der Nacht von Mittwoch wieder die Poser-Szene ins Visier genommen. Mit Erfolg: Bei 7 der 38 überprüften Autos war die Betriebserlaubnis erloschen, so die Polizei. Zweimal wurde eine Weiterfahrt untersagt, die Fahrer von zehn weiteren Fahrzeugen erhielten einen Mängelbericht. Einmal gab es eine Anzeige wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Ein Fahrzeug wurde schließlich abgeschleppt und sichergestellt. Der Fahrer hatte sich der Kontrolle nicht stellen wollen und war getürmt.
Mit krachend-knarzendem Auspuff durch die Stadt: Doch am Mittwoch fand die nächtliche Ausfahrt in dem aufgemotzten Schlitten ein jähes Ende – zumindest vorerst. Denn ein Streifenwagen hatte sich am Straßenrand auf die Lauer gelegt. Als der Autoposer mit dicken Reifen und jeder Menge PS unter der Haube an den beiden Beamten des Polizeireviers Mosbach vorbeidonnerte, flammten die Scheinwerfer des Dienstwagens auf, die Polizisten nahmen die Verfolgung auf. Kurz vor Mitternacht lotsten die Beamten den Fahrer des aufgemotzten Wagens zum Neckarelzer Messplatz. Dort kontrollierten ihre Kollegen bei einem Großeinsatz die Mosbacher Autoposerszene. "Wir lassen nicht locker und gehen gegen die Szene vor", erklärte Revierleiter Achim Küller vor Ort.
Kontrolle der Polizei. Fotos: arSeine Kollegen hatten in den späten Abendstunden auf dem Messplatz die Auto-Fans erwartet. Denn in den vergangenen Monaten hat sich das Gelände mehr und mehr zu einem Schauplatz und Treffpunkt der Mosbacher Poserszene entwickelt. "In der Nacht vor Christi Himmelfahrt stellten wir dort 50 bis 60 Fahrzeuge fest", erklärte Achim Küller. Zwar zählten nicht alle Teilnehmer zu der Szene, dennoch sei zuletzt der Fahrerkreis angewachsen. Das musste auch das Mosbacher Polizeirevier feststellen. Und auch das Einzugsgebiet der Poserszene sei größer geworden. MOS, HD, HN und auch S: Diese Buchstaben standen auf den Nummernschildern der PS-Prahler an diesem Abend. "Überwiegend kommen die Fahrer aber aus Mosbach und Umgebung", erläuterte Pressesprecher Frank Belz vom Polizeipräsidium Heilbronn. Zunehmend bemerken und kontrollieren Küllers Kollegen bei den Treffen der Poserszene auch junge Menschen in normalen Autos. Welche Rolle sie bei den Treffen spielen, ist noch unklar.
Beschwerden der Anwohner am Messplatz häufen sich und die Vermüllung habe zugenommen. "Die Stadt Mosbach findet dort regelmäßig Pappbecher und Wegwerf-Verpackungen", schilderte der Revierleiter die Situation nach den Treffen. Die Autoliebhaber drehten sich mit ihren Fahrzeugen absichtlich mit quietschenden Reifen über den Messplatz. "Sie fahren so genannte ,Donuts’", erklärte der Polizist. Häufig seien am nächsten Morgen die Reifenspuren noch gut zu sehen. Heulende Motoren und röhrende Auspuffgeräusche kurz vor Sonnenuntergang zeigen: Die Szene ist wieder da. Für sie ist es satter Sound, für die Anwohner Höllenlärm. "Diverse Bürgerinnen und Bürger haben uns heute Nacht schon für unseren Einsatz gedankt. Sie finden es gut, dass wir gegen die Poser vorgehen", sagte Küller.
In der Nacht zu Fronleichnam nahmen die Polizisten die hiesige Poserszene erneut in den Fokus ihrer Ermittlungen, dieses Mal mit tatkräftiger Unterstützung von zwei Beamten aus Mannheim. "Sie sind Experten auf diesem Gebiet", würdigte Küller seine Kollegen aus der Quadratestadt. In dieser Nacht lagen die Beamten häufig mit Taschenlampen auf dem Boden und inspizierten, ob die Auspuffanlagen illegal manipuliert wurden. Die Polizisten sprachen mit Auto-Fans und klärten sie über ihr Fehlverhalten auf – freundlich im Ton, aber auch bestimmt. "Wir werden keine rechtsfreien Räume entstehen lassen, deshalb werden wir auch in Zukunft weitere Nadelstiche gegen die Szene setzen", daran ließ der Revierleiter um mittlerweile kurz vor 1 Uhr keinen Zweifel aufkommen. Deshalb waren mehr als 20 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz, dabei rückten auch aus dem Polizeipräsidium Heilbronn Beamte an. Im Präsidium habe man die Poserszene auf dem Kontroll-Radar und gehe gegen diese konsequent vor, unterstrich Pressesprecher Belz.
Verschnaufpause war am Mittwoch Fehlanzeige. Regelmäßig hatten Polizisten weitere Fahrzeuge im Schlepptau, die genau unter die Lupe genommen wurden. Die Beamten gingen im Beisein von Vertretern des Mosbacher Ordnungsamtes und der Zulassungsstelle auch möglichen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz nach. Immer wieder wurden Drogentests vorgenommen. Ein Fahrzeug wurde abgeschleppt, der Fahrer hatte sich der Kontrolle nicht stellen wollen und war getürmt.
Das nüchterne Ergebnis nach 38 Fahrzeugüberprüfungen in dieser Nacht: zwei Untersagungen der Weiterfahrt, sieben Anzeigen wegen Erlöschens der Betriebserlaubnis und drei Anzeigen wegen sonstiger Ordnungswidrigkeiten. "Insgesamt wurde ein Fahrzeug sichergestellt. Hinzu kommt eine Anzeige wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz", resümierte der stellvertretende Revierleiter Anton Zimmermann, nachdem die Polizisten den Einsatz gegen 1.30 Uhr beendet hatten.
Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizisten und Autoposern werde in Zukunft sicherlich weiter gehen. Die Mosbacher Polizei wird jedenfalls den Kontrolldruck weiter aufrechterhalten, sagte Achim Küller deutlich. Weitere Nadelstiche gegen die Szene sollen auf den Plätzen und Straßen Mosbachs folgen.