Mit ihrem Einkaufsservice setzen sich die Pfadfinder des Stammes Maximilian Kolbe für Hilfsbedürftige in der Waldstadt ein, die in dieser schweren Zeit das Haus nicht verlassen können. Foto: Pfadfinderstamm Maximilian Kolbe
Von Alexander Rechner
Mosbach. Die Coronakrise trifft die Schwächsten und die Bedürftigen besonders hart: Sie können nicht mehr vor die Haustür treten und in einem Lebensmittelmarkt einkaufen. Denn ganz Deutschland soll (soweit es geht) zu Hause bleiben und damit die Ausbreitung des Virus bremsen – und so Leben retten. Den Älteren, die hinter dem ein oder anderen Fenster sitzen und unter anderem Obst, Nudeln oder Milch benötigen, helfen die rund 25 Jugendlichen und Erwachsenen des Pfadfinderstammes Maximilian Kolbe in der Waldstadt. Sie packen an. Sie wollen damit in die für unsere Gesellschaft finstere Zeit ein hell leuchtendes Licht bringen – gerade für die Schwachen. Mut machen. Hoffnung geben. Flugs haben die Waldstädter Pfadfinder deshalb einen Einkaufsservice für Hilfebedürftige oder Kranke auf die Beine gestellt.
"Wir wollen für andere da sein und den besonders gefährdeten Menschen helfen", erklären der Waldstädter Pfadfinderleiter Carsten Pfeiffer sowie die beiden Mitorganisatorinnen Julia Bödigheimer und Marina Büchner den Einsatz des Stammes. Schließlich sei dies ein Grundsatz der Organisation – überall dort zu helfen, wo es notwendig ist. Außerdem sammeln die Jugendlichen dabei eine entscheidende Erfahrung, wie Pfeiffer ausführt. Sie spürten täglich ihre große Bedeutung für unsere Gesellschaft. "Dies ist ein Aspekt, der für die weitere Zukunft der Jugendlichen bedeutend sein kann", ist der Leiter überzeugt. Außerdem sei es eine konkrete Form christlicher Nächstenliebe – trotz körperlichen Abstands.
Bei aller emotionalen Nähe zu den Bedürftigen ist dennoch körperliche Distanz das A und O bei dieser Aktion. "Wir haben klare Regeln aufgestellt, die bei Bedarf täglich angepasst werden. Auch untereinander halten wir den geforderten Abstand ein, und wir sind ausschließlich außerhalb der Öffnungszeiten im Waldstadt-Markt aktiv", stellt Carsten Pfeiffer dar. Auch mit den Empfängern gehe der Einkaufsservice völlig kontaktlos über die Bühne – und bisher völlig reibungslos. "Die Bestellungen nehmen wir telefonisch an, kaufen im Waldstadt-Markt ein und legen anschließend die bestellte Ware vor die Haustür", schildert Carsten Pfeiffer den konkreten Ablauf des Einkaufsservices und ergänzt: "Den Geldbetrag überweist man ausnahmsweise direkt an den Markt, alternativ kann man dies telefonisch bei der Bestellung klären." Die Teams kämen so nicht in Kontakt mit den älteren oder kranken Menschen. Darüber hinaus gebe es separate Einkaufs- und Lieferteams.
Die Corona-Krise löst derzeit eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Viele Menschen im Neckar-Odenwald-Kreis unterstützen andere, beispielsweise beim Einkaufen. Dass die Pfadfinder in der Waldstadt ehrenamtlich für die Schwachen unterwegs sind, hat sich herumgesprochen. Auch in den sozialen Medien hat die Aktion die Runde gemacht. "Wir sind überwältigt und gerührt von den positiven Rückmeldungen und der enormen Hilfsbereitschaft, sowohl von unseren Pfadfindern und deren Eltern als auch von externen Helfern", sagt Carsten Pfeiffer.
Mehrere Bürgerinnen und Bürger nehmen diesen kostenlosen Service bereits gerne an, sodass die Pfadfinder inzwischen täglich mehrere Haushalte beliefern. "Jedoch können wir noch mehr stemmen, denn aktuell ist unser Potenzial noch nicht ausgeschöpft", erläutert der Leiter. Die Waldstädter Pfadfinder stehen bereit und helfen gerne.
Pfeiffers großes Dankeschön geht an Eleonore und Hermann Gehrig mit ihrem Team vom Waldstadt-Markt. "Denn sie schenken uns das Vertrauen, dass wir außerhalb der Öffnungszeiten Waren packen dürfen", hebt Carsten Pfeiffer ausdrücklich hervor.
Für seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter ist nun wichtig, den Hilfsbedürftigen, die derzeit nur in ihren eigenen vier Wänden leben können, eine Stütze zu sein. Denn das Coronavirus soll eben doch nicht die Macht über alles bekommen. Die 25 Waldstädter Pfadfinder und deren Eltern stemmen sich täglich dagegen – ganz nach dem Motto des Pfadfinder-Gründers Lord Robert Baden-Powell, der einst formulierte: "Das eigentliche Glück findet man darin, andere glücklich zu machen."
Info: Wer in der Waldstadt Hilfe beim Einkaufen benötigt oder sich engagieren will, kann sich mit dem Pfadfinderstamm Maximilian Kolbe per Mail an DPSG.Mos-Waldstadt@web.de oder mit dem Roten Kreuz in Buchen unter Tel.: (0 62 81) 52 22 35 in Verbindung setzen.