Durch die Corona-Pandemie haben „Elterntaxis“ zugenommen. Symbolfoto: Frank Rumpenhorst / dpa
Von Caspar Oesterreich
Mosbach-Neckarelz. Aktuell ist nicht viel los auf dem Schulweg vom Bahnhof Neckarelz zum Auguste-Pattberg-Gymnasium (APG). Die Fünft- bis Elftklässler sind längst in die Weihnachtsferien gestartet, und die Abschlussklassen werden bis zum 22. Dezember online unterrichtet. Aber Miria Schneider graut es schon davor, wenn der Präsenzunterricht wieder beginnt. "Es ist eine Katastrophe, wie unsicher der Schulweg für die Kinder ist", sagt die besorgte Mutter im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung. Das beobachte sie jeden Morgen, wenn sie ihren Sohn zum Gymnasium fährt. Während der Corona-Pandemie habe der Verkehr sogar noch zugenommen.
In einer ausführlichen E-Mail wandte sich Schneider deshalb an das Ordnungsamt der Stadt Mosbach. Mit der Bitte, den Schulweg auf seine Sicherheit hin zu überprüfen. Denn aus ihrer Sicht ist nicht nur die Beleuchtung auf der Strecke zu schlecht – sondern auch das Falschparken vor der Bäckerei Mayer sowie die "zu hohe Geschwindigkeit" in der Bahnhof- und Heidelberger Straße eine Gefahr für die Schüler.
Zwischen 7.30 und 7.45 Uhr sei der "Bus- und Autoverkehr sehr stark" und verlaufe "unmittelbar und mit Tempo 50 an dem flachen Gehweg entlang", schreibt Schneider in ihrer E-Mail. "Aufgrund des Zeitdrucks, pünktlich vom Zug zur Schule zu kommen, und der Masse von Schülern, gehen diese bis zur Bordsteinkante nebeneinander", merkt sie an und fordert Tempo 30. Ebenso sei die Bushaltestelle am APG "unverantwortlich". "Die Ketten an der Straße dienen gerade den jüngeren Schülern mittags als schaukelnder Warteplatz." Die Gefahr durch vorbeifahrende Autos liege auf der Hand, so Schneider weiter. Zumal es in dem Wartehäuschen keine Bank gebe.
Joachim Weis, Leiter des Mosbacher Ordnungsamts, verweist zunächst auf die gute Busanbindung zwischen dem Bahnhof Neckarelz und dem APG am Morgen. Aufgrund der Corona-Pandemie könne er jedoch verstehen, dass viele Schüler derzeit lieber zu Fuß gehen, anstatt sich in den Bussen zu drängen. Die Straßenbeleuchtung entlang des Schulweges "entspricht den rechtlichen Vorgaben", so Weis. Im Zuge der Umrüstung aller Laternen im Stadtgebiet auf LED-Lampen wolle die Tiefbauabteilung jedoch nun prüfen, ob man die Bahnhofsstraße bei der Erneuerung vorziehen könne.
Falschparker habe er bei seinem Vor-Ort-Besuch vor der Bäckerei Mayer nicht feststellen können. Aber auch wenn dies nur eine Momentaufnahme gewesen sei und ordnungswidriges Parken durchaus vorkomme, "verbleibt erfahrungsgemäß noch ausreichend Restfläche für die Fußgänger", sagt Weis. Bezüglich der Kettenabsperrung an der Bushaltestelle "bestehen seit geraumer Zeit schon Überlegungen, wie diese gestaltet werden kann", erklärt er weiter. "Unsere Abteilung Grün- und Freiflächen wird sich der Sache annehmen und nach einer adäquaten Lösung suchen", verspricht der Ordnungsamtsleiter. Eine Sitzbank für das Wartehäuschen werde derzeit von der SMV des APG gebaut und "in Kürze" gemeinsam mit dem Bauhof aufgestellt.
Die Querung der Heidelberger Straße in Höhe des Fußgängerüberweges beim Kreisverkehr stellt aus seiner Sicht "keine besondere Gefahrenlage dar". Eine Reduzierung der Geschwindigkeit in der Bahnhof- und Heidelberger Straße sei nicht so einfach möglich, "aber wir werden das bei der nächsten Verkehrsschau prüfen". Zur Straße Im Äulein sagt Weis, "dass die Schüler hier innerhalb einer Zone 30 die Straße queren und dies trotz des hohen Verkehrsaufkommens, verursacht durch die vielen ,Elterntaxis’, ohne zusätzliche Sicherungsmaßnahmen möglich ist". Man appelliere seit Jahren an die Eltern, "den Hol- und Bring-Verkehr zu reduzieren", erklärt Meike Wendt, Pressesprecherin der Stadt Mosbach.
"Dass die Eltern das Problem sind, ist ein gern verwendetes Argument von Verantwortlichen, die keine Lust haben, sich gute Lösungen einfallen zu lassen", ist sich Schneider sicher. "Die Verkehrssituation mit Bussen, Lkw und Berufspendlern wird dadurch nicht weniger gefährlich", betont die besorgte Mutter.
German Miksch, stellvertretender Schulleiter am APG, haben noch keine Berichte über einen unsicheren Schulweg vom Bahnhof zum APG erreicht – "weder von Eltern, Schülern, noch Kollegen, die jeden Morgen dieselbe Strecke gehen", wie er auf RNZ-Anfrage berichtet. Die Kette an der Bushaltestelle sei jedoch "nicht wirklich ideal" und Tempo 30 auf Schulwegen "immer besser als Tempo 50", sagt er. Aus der Sicht des Pädagogen liegt das eigentliche Problem in der "Individualisierung der Gesellschaft": "Jeder schaut immer nur noch auf sich, dass für einen selbst alles stimmig und gut ist. Die Gemeinschaft rückt dadurch aus dem Fokus." Am besten findet es Miksch, "wenn die Schüler mit dem Rad zum APG kommen".