Nicht geradeaus, sondern mit vielen Umwegen kommen Bewohner und Mitarbeiter der Johannes-Diakonie zu ihren Impfungen. Nun werden doch mobile Teams eingesetzt. Foto: Kern
Mosbach. (cao) 500 Impfdosen bekommt die Johannes-Diakonie Mosbach am Montag vom Kreisimpfzentrum (KIZ). Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch dafür herrscht schon viel zu lange Frust. Denn bereits Ende Februar hatte Sozialminister Manfred Lucha der Behinderteneinrichtung ganze 3000 Dosen versprochen.
Am 22. März sollten sie ankommen, vergangenen Montag standen Impfteams, Bewohner und Angestellte der Johannes-Diakonie bereit. Doch die Lieferung des Ministeriums blieb aus. Erst am Donnerstag folgte die Absage: Es sei zu wenig Impfstoff da, das Versprechen könne nicht eingehalten werden, weshalb nun kurzfristig das KIZ in Vorleistung geht.
Nicht nur in den sozialen Medien rief das gebrochene Versprechen große Kritik hervor: "Lächerlich und unglaubwürdig. "Totales Versagen und keiner übernimmt Verantwortung", schrieb ein User auf unserer Facebook-Seite "RNZ Neckar-Odenwald", "Mir fehlen die Worte!", eine andere. Ein dritter poste schlicht drei Daumen nach unten.
Mit "völligem Unverständnis und großer Verärgerung" reagierte am Wochenende auch der Mosbacher Landtagsabgeordnete Georg Nelius auf die Berichterstattung der RNZ. In einem offenen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann schreibt der SPD-Politiker: "Dass die Coronakrise alle Kräfte bindet und die Umsetzung der Impf- und Teststrategie nicht ohne Fehler abläuft, darf in diesem konkreten Vorfall nicht als Entschuldigung dienen." Es handle sich um einen weiteren Höhepunkt in der Versagenskette des Sozialministeriums.
Georg Nelius. Foto: zg"Der Bruch der persönlichen Zusage des Ministers Lucha, der Johannes-Diakonie Mosbach, immerhin die größte Behinderteneinrichtung in Baden-Württemberg, 3000 dringend benötigte Impfdosen zur Verfügung zu stellen, hat verheerende Folgen in der Öffentlichkeit ausgelöst", macht Nelius deutlich. "Die Schutzbedürftigkeit der Menschen in dieser Einrichtung wird hier mit Füßen getreten."
Nicht nur die Bewohner, ihre Angehörigen sowie das Personal der Johannes-Diakonie – "sondern unsere ganze Region ist enttäuscht und entsetzt über dieses beispiellose Verhalten des Sozialministers", heißt es in dem Brief weiter, den der scheidende Landtagsabgeordnete nicht nur an Ministerpräsident Kretschmann, sondern auch an Sozialminister Manfred Lucha, Landrat Dr. Achim Brötel sowie die beiden Vorstände der Johannes-Diakonie, Martin Adel und Jörg Huber, geschickt hat.
Doch damit nicht genug: Die Unfähigkeit, das Nichthandeln eines ganzen Ministeriums sorge nicht nur für Enttäuschung und Entsetzten, so Nelius weiter, sondern befeuere auch die Vorbehalte gegenüber der Effizienz staatlichen Handelns, die Glaubwürdigkeit der Politik insgesamt und ganz konkret der Politik vor Ort. "Ich möchte daher als Abgeordneter des Neckar-Odenwald-Kreises dieses unsägliche Verhalten von Herrn Minister Lucha und der Leitungsebene des Sozialministeriums aufs Schärfste verurteilen", findet Georg Nelius deutliche Worte.
Abschließend bittet der Sozialdemokrat, der bei der vergangenen Landtagswahl 14. März nicht noch einmal angetreten war, Ministerpräsident Winfried Kretschmann "herzlich darum, sich persönlich um dieses skandalöse Verhalten des Sozialministeriums zu kümmern. Eine klärende, schnelle und vor allem helfende Entscheidung von Ihnen würde sicherlich dazu führen, die aufgebrachte Öffentlichkeit im Neckar-Odenwald-Kreis zu beruhigen."