Stefan Merkert nimmt Anrufe von Impfwilligen an, die Hilfe bei der Terminvereinbarung brauchen. Foto: Stephanie Kern
Von Stephanie Kern
Mosbach. Für viele ist es ein Strohhalm, der den Weg aus der Pandemie weist, wie Landrat Dr. Achim Brötel immer wieder betont. Das Bild ist dabei äußerst treffend gewählt: Denn im Meer der Pandemie scheint der vorhandene Impfstoff im Vergleich dazu wie ein kleiner Strohhalm. Auch wenn nach den zentralen Impfzentren nun die Kreisimpfzentren gestartet sind, gibt es weniger Termine und Impfstoff als Impfwillige. Der Zugang zu den Terminen über eine Anmeldeplattform im Internet sei zudem besonders schwierig. So schwierig, dass das DRK in Mosbach und Buchen den Menschen helfen will, Termine zu ergattern.
"Wir haben Stand jetzt rund 190 Anfragen von Menschen, die Hilfe bei der Terminvereinbarung brauchen", erklärt DRK-Präsident Gerhard Lauth. "Wir sind dabei, das abzuarbeiten. Das geht langsam. Das liegt aber nicht an uns, sondern an der Tatsache, dass es einfach zu wenig Impfstoff gibt", berichtet Lauth. "Wir wollen helfen, wir können es aber nicht", verdeutlicht DRK-Geschäftsführer Steffen Blaschek. Eine Botschaft ist Gerhard Lauth wichtig: "Wir helfen gerne, wir sind aber nicht Herr des Verfahrens. Wir müssen ebenso wie alle andere versuchen, irgendwo einen Termin zu ergattern."
Dafür haben sich 14 Ehrenamtliche gefunden, die unter der Leitung von Stefan Merkert erst versuchen, Vermittlungscodes und dann Termine für die Impfwilligen zu bekommen.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag und Donnerstag auf Freitag wurden und werden wieder neue Termine für das Mosbacher Kreisimpfzentrum freigeschaltet. Ohne Vermittlungscodes gibt es aber auch keine Termine – "und diese Codes gibt es aktuell für Mosbach nicht", erklärt Stefan Merkert. So seien er und die Ehrenamtlichen nun dabei, immer wieder nach Vermittlungscodes Ausschau zu halten. In der Nacht haben sie sich dann vor die Rechner gesetzt und versucht, aus den Codes Termine zu machen.
Wie notwendig die Hilfe für die Impflinge der Priorität 1, also die Über-80-Jährigen, ist, erfährt Stefan Merkert, wenn die Menschen bei ihm anrufen. "Viele sind erschöpft, verzweifelt und von der Terminvergabe einfach überfordert", berichtet Merkert. Es gibt auch Fittere, denen reicht eine Einweisung in die Handhabe des Impfportals. Andere sind verzweifelt, allein, haben niemanden, den sie um Hilfe bitten können – oder sie wollen es ihren Kindern nicht aufbürden. "Ich finde es traurig, dass der Generation, die Deutschland aufgebaut hat, solch eine Barriere auferlegt wird, wenn sie einen Impftermin möchten", sagt Merkert.
Steffen Blaschek möchte aber versichern: "Jedem, der sich bei uns meldet, vermitteln wir einen Impftermin. Wir arbeiten alle Anfragen ab, niemand wird vergessen. Aber es erfordert ein bisschen Geduld." Denn auch das DRK habe eben keinen direkten Zugriff auf die Termine. Das zeige sich alleine daran, dass die Mitarbeiter des Rettungsdienstes sich ebenfalls selbst um ihre Impftermine kümmern müssen. "Wir haben versucht, ähnlich wie die Kliniken, Zeitfenster zu erhalten. Das ist vom Land so leider nicht vorgesehen", erläutert der Kreisgeschäftsführer. Das sei tatsächlich ein "Riesenproblem", denn: "Unsere Mitarbeiter sind auch an der vordersten Front."
Das DRK fragt nun auch ab, ob die Impflinge prinzipiell bereit wären, einen längeren Anfahrtsweg in Kauf zu nehmen – und organisiert bei Bedarf auch einen Fahrdienst (zusammen mit dem DRK in Buchen). Auf politischer Ebene will man nun versuchen, über den Landesverband etwas bei der Landesregierung zu erreichen. "Aber das ist auch ein zweischneidiges Schwert", weiß Steffen Blaschek. Denn je mehr Termine von den Hilfsorganisationen geblockt werden, desto mehr Anfragen werden sie erhalten.
Ernüchternd sind die Zahlen, die Stefan Merkert vorträgt: 190 Menschen haben sich vom DRK in die Hilfsaktion aufnehmen lassen, zwei Impftermine hat man ergattern können, 15 Vermittlungscodes hatte man für die neue Vergaberunde für die Termine des Kiz in Mosbach. "Wir wollen helfen, aber wir können es nicht", der Satz von Steffen Blaschek gewinnt eine ganz neue Bedeutung. Ein "noch" schwingt aber mit. "Wir wollen helfen, aber wir können es noch nicht." Sie werden es aber. So macht es doch schon etwas mehr Hoffnung ...
Info: Das DRK ist von Montag bis Freitag (8 bis 16 Uhr) unter der Telefonnummer (0 62 61) 92 08 80 erreichbar.