Erfolgreiche Linie: Der Stadtbus rollt seit nunmehr 25 Jahren gut besetzt durch Mosbach. Foto: Ursula Brinkmann
Von Ursula Brinkmann
Mosbach. "Ah, der Hans fährt", freut sich am Bushaltepunkt Gartenweg eine Frau, die in den Stadtbus II mit der Liniennummer 831 in Richtung Neckarelzer Bahnhof einsteigen will. Hans heißt weiter Noob, fährt seit fünf Jahren nur diese Linie und findet das überhaupt nicht langweilig. "Jede Fahrt ist anders." Auch er kennt viele seiner Fahrgäste, weil sie quasi Stammgäste sind. Er ist nicht der einzige der Busfahrer, für die der Berufsalltag mehr ist als das Befördern von Personen von A nach B oder der Verkauf von Fahrscheinen.
Rückblende ins Jahr 1994: Am 1. März, heute vor genau 25 Jahren, war alles aufgeboten. Auf dem Mosbacher Marktplatz im Halbkreis Busse und um das Rednerpult von Oberbürgermeister Gerhard Lauth eine Menschentraube. Der Grund: In Mosbach wurde die erste Stadtbuslinie mit einem großen Fest gefeiert. "Da war schon was los damals", erinnert sich Klaus Kühnel, der bei der Stadt Mosbach schon seit "Urzeiten" fürs Planerische des Öffentlichen Personennahverkehrs zuständig ist. Der Stadtbus ist gewissermaßen sein Kind. Zwar hatte es bereits Anfang der 1980er-Jahre ein "Citytaxi" gegeben, das das Defizit der mangelnden Bedienung von Teilen der Stadt im Busverkehr beheben sollte, doch kam das bei den Leuten nicht richtig an.
Anfangs verkehrte ein Minibus, der zwar futuristisch designt, aber schnell zu klein und zu schwach für die Anforderungen war. Foto: Ursula BrinkmannEin ÖPNV-Gutachten, 1990 noch vom SPD-Oberbürgermeister Fritz Raff beauftragt, hatte belegt, dass zwar die Hauptverkehrsstraßen im Tal gut bedient waren, doch die Wohngebiete an den Hängen unberührt blieben. Von der einen Höhe, dem Schreckhof, zur anderen auf dem Bergfeld sollte eine Route gefunden werden, die im Stundentakt verkehrt. "Was gar nicht einfach war, weil die halbe Strecke nicht in einer halben Stunde zu schaffen war", erinnert sich Klaus Kühnel an viel Strecken- ebenso wie Zeitentüftelei, denn für die Planung war nicht nur das Wo, sondern genauso das Wann von Bedeutung, wollte man doch eine möglichst gute Verknüpfung zu anderen Buslinien und zur Bahn erreichen. Außerdem galt es, eine Linienführung durch die Altstadt und Schülerverkehre in die Pläne einzubeziehen. Und so fuhr der erste Stadtbus zwischen Schreckhof und Krankenhaus hin und her, wobei das dicht besiedelte Lohrtal eine Anbindung bekam, nicht aber das Bergfeld.
Die Linie 830 wurde ein großer Erfolg. Ein Jahr nach dem Startschuss fuhren 5500 Fahrgäste pro Monat mit dem Stadtbus, neun Monate später waren es 7000. Aus dem Minibus wurde ein Midibus, dessen Länge schon bald von acht auf zehn Meter wuchs. Erweitert wurde auch das Fahrplanangebot - morgens und abends. Und dann dauerte es gar nicht lange, bis eine zweite Linie (831) kam; nur 15 Monate nach Nr. 830 fuhr diese zwischen dem Bahnhof Neckarelz, der Waldsteige und der Mosbacher Altstadt. Die Fahrgastzahlen hier entwickelten sich sogar noch besser als auf der ersten Linie. In einer Broschüre aus dem Jahr 2005, gleichzeitig mit dem "Zehnjährigen" der Stadtbuslinie II, bezifferte er die Zahl der Fahrgäste pro Jahr beider Linien auf 350.000.
Zu sehen ist darin auch ein Foto, das beim zehnten Jubiläum des ersten Stadtbusses 2004 geschossen wurde und den ehemaligen Geschäftsführer der Busverkehr Rhein-Neckar GmbH (BRN), Klaus Teuber, beim Anschneiden einer Stadtbus-Torte zeigt. Das Verkehrsunternehmen, eine DB-Regio-Tochter, war seit der Einführung Partner der Stadt Mosbach, die die Defizite ausglich. Da diese aber immer größer wurden, stiegen 2003 die Stadtwerke Mosbach als Betreiber (zusammen mit dem BRN) beider Stadtbuslinien ein und trugen die Defizite, die der ÖPNV so oder so und anderswo genauso produziert. Ende vergangenen Jahres lief die gemeinsame Konzession zum Betreiben der Linien aus. "Gerade sind die Verhandlungen abgeschlossen worden", berichtet ÖPNV-Spezialist Kühnel von der Ausschreibung der Linienbündel durch Stadt und Landkreis, die die Stadt Mosbach als Besteller und Ausgleichsleister zurückholte und die der BRN gewann.
Gewinnen tun aber auch die Fahrgäste, denn mit dem (auf 1. April verschobenen) Fahrplanwechsel konnten die letzten weißen Stellen im Fahrplan der beiden Stadtbuslinien ausgemerzt werden. Ein Gewinn seit 25 Jahren sind in Kühnels Augen die Stadtbusse so oder so: "Sie sind nicht mehr wegzudenken."
Das könnte man auch über Stefan Ludäscher sagen. Seit fast 20 Jahren lenkt er Busse im Auftrag des BRN, die längste Zeit auf den Stadtbuslinien. "Busfahren tue ich aus Überzeugung und Berufung." Er kennt seine Fahrgäste, erkundigt sich nach ihrem Befinden, begrüßt und verabschiedet sie - oft mit Namen. Umgekehrt ist es nicht anders.