Darüber, wie es weitergehen soll und kann am Schulstandort im Masseldorn tauschten sich am Freitagabend Gemeinderäte, Elternvertreter, Schulleiter und Eltern kontrovers an der Müller-Guttenbrunn-Schule aus. Foto: Judith Blüthner
Von Judith Blüthner
Mosbach. Die Einladung zum Informationsabend des Elternbeirats zur "Aufhebung der Müller-Guttenbrunn-Schule" bot am Freitagabend Zündstoff für zum Teil hitzige Diskussionen. Denn so war nicht nur die Veranstaltung überschrieben, so steht es auch im Beschlussvorschlag für die Gemeinderatssitzung am 12. Dezember. Zum Austausch kamen nun also Mitglieder des Gemeinderats sowie Lehrer, Elternvertreter und Eltern der Müller-Guttenbrunn-Schule (MGS) zusammen.
Zu wenige neue Anmeldungen für die Werkrealschule hatten zuletzt Anlass zur Versendung eines "blauen Briefes" an die Schulleitung gegeben. Dieser bedeutet, die Weiterführung der MGS als Grund- und Werkrealschule ist in Gefahr. Gehen bis zum Stichtag am 19. März nicht ausreichend Anmeldungen ein, werde das Schulamt den Schulstandort schließen. Warte man bis zu diesem Stichtag ab, so werde dem Schulträger das Handeln abgenommen. Doch was tun?
Für die Stadt ist die neuen Werkrealschulkonzeption eine logische Geschichte: An der Lohrtalschule steigen die Anmeldezahlen, die Räume reichen bei Weitem nicht mehr aus. Die MGS ist erst vor wenigen Jahren millionenschwer saniert worden. Inzwischen stehen Räume leer, die Schülerzahlen sinken. So liege es auf der Hand, die Werkrealschulklassenstufen auf die beiden Standorte räumlich aufzuteilen. An der Lohrtalschule sollen demnach künftig die Klassen fünf bis sieben unterrichtet werden, die Klassen acht bis neun (zehn) an der Schule im Masseldorn.
War es nun die Formulierung der Beschlussvorlage - "Die MGS wird als eigenständige Grund- und Werkrealschule aufgehoben" -, die die Gemüter erhitzte? Jedenfalls fühlen sich Eltern zum Teil übergangen, der Schulleiter nicht gehört. Und auch im Gemeinderat scheint es zum Thema unterschiedliche Meinungen zu geben. Ob hier wirklich, wie versprochen, um die Erhaltung des Schulstandorts gekämpft wird, fragte sich Stadtrat Helmut Mursa, dessen Tochter Julia beim Infoabend als Vorsitzende des Elternbeirats und Moderatorin fungierte. Auch sie lese aus dem Vorlagebeschluss eher ein endgültiges Aus für die MGS heraus.
Wer sichere zu, dass die Grundschule tatsächlich über Jahre erhalten bleibt? Gemeinderat Werner Baier wertet das neue Konzept eher als eine Stärkung der Schule. Stadtrat Frank Heuß brachte einen Vorschlag ins Spiel, wonach man die MGS als selbstständige Grundschule weiterführen könne. Die Gemeinderatsmitglieder Heike Roth, Josef Bittler, Hartmut Landhäußer, und Michaela Arnold wiederum konnten den entstandenen Disput nicht ganz nachvollziehen. Allen sei ausreichend Möglichkeit gegeben worden, sich im Vorfeld zu erkundigen. Es sei klar, dass es sicher nicht der Königsweg, wohl aber die am wenigsten schlechte Lösung sei. Michael Haag hingegen zeigte sich dennoch skeptisch. Eine Schule an zwei Standorten, das funktioniere nicht, so Haag, der als Lehrer dies selbst schon so erlebt habe.
Von Zuhörerseite wollte man das Positive in der Negativbotschaft nicht ganz sehen. Manche Eltern befürchten ein weiteres Sinken der Schülerzahlen, denn wer wolle sein Kind an die Schule schicken, wenn es nach der vierten Klasse mehrfach den Standort wechseln müsse. Kritik lösten auch nicht ausreichende Verbindungsmöglichkeiten (Busverkehr) aus. Auch die Frage "Ist die Werkrealschule überhaupt noch zukunftsfähig?" tat sich auf. Und: Sorge man mit einer Zwei-Standorte-Lösung nicht für den Untergang dieser Schulform? Würden Eltern dann ihr Kind nicht lieber gleich auf die Realschule schicken?
"Ich finde gut, was da angeboten wird, aber mein Kind muss auch dahinkommen können", äußerte eine Mutter. MGS-Schulleiter Wedel-Frank sieht in der vorgeschlagenen Lösung eine Art Sterben auf Raten. Es sei schon zu lange abgewartet worden, eine Schule an zwei Standorten, das könne nicht funktionieren. Er plädierte für eine klare Trennung der Schulformen: die Grundschule an einen Ort, die Werkrealschule am anderen. Von verschiedenen Seiten wurde gefordert, dass die Stadt über eine "Schülerlenkung" nachdenken müsse.
"Es gibt keinen Täter und auch kein Opfer", versuchte Heike Roth die Sachlage klarzustellen. Die Beförderung müsse geklärt sein, das stehe außer Frage, ansonsten seien die Fakten für alle sichtbar.