Von Peter Lahr
Elztal. Elztal ist als Gemeinde ein recht junges Gebilde. Erst 1973 vereinigten sich Auerbach, Dallau, Muckental und Neckarburken dazu; zwei Jahre später wurde Rittersbach eingemeindet. Doch auf der Gemarkung wirkten schon Briten knapp zwei Jahrtausende vor dem Gedanken an einen Brexit. "Schuld" an den frühen Bewohnern mit Migrationshintergrund waren die "alten Römer", die in Neckarburken ein Grenzsicherungskastell errichteten, zu dem standardgemäß auch ein Badegebäude gehörte - und eine zivile Siedlung.
Im Mittelpunkt unseres Gemeindeporträts von Elztal stehen drei heutige Mitbürger, die sich in Dallau und Muckental auf vielfältige Weise für "ihren" Ort einsetzen. Seit zwei Jahren führt Irmgard Weber Gäste durch das ehemalige Wasserschloss, das vor gut 20 Jahren aufwändig saniert wurde. In Muckental sind Ortsvorsteher Siegfried Uhl und Max Staudenmaier nicht nur seit Jahrzehnten in der Lokalpolitik aktiv. Mit zahlreichen Mitstreitern sorgen sie dafür, dass Gemeinsinn auch in Zeiten eines verstärkten Individualismus groß geschrieben wird.
"Ich bin Ureinwohnerin", stellt Irmgard Weber gleich zu Beginn des Gesprächs lachend klar. Denn aufgewachsen sei sie "zwei Häuser weiter im früheren Gasthaus ‚Zum Ochsen’". Ihre Kindheit hat sich folgerichtig "ums Schloss herum abgespielt."
Mittlerweile kennt sie sich im Schloss aber genau so gut aus. Denn sie führt rund zehn Mal im Jahr Gäste durch die Anlage. "Geschichte hat mich schon immer interessiert. Ich mache so etwas gerne, habe auch bei der Landesgartenschau Führungen angeboten. Ich war schon immer gerne unter Menschen." So viel zur Motivation. Was sie an dem historischen Gebäude am meisten fasziniert, weiß Irmgard Weber schnell: "Dass es das Schloss überhaupt noch gibt." Dank einer "reichhaltigen Abfolge von Farbfassungen", sprich Resten von überregional bedeutenden Wandmalereien, kam es zur Sanierung des 1300 erstmals erwähnten Ensembles.
Ob Muckental seinen Namen den Fliegen verdankt, oder doch dem altfränkischen Wort "Mugge" für Schweine, darüber kann man mit Siegfried Uhl und Max Staudenmaier vorzüglich diskutieren. Beide leben "erst" seit gut 50 Jahren in Muckental. Die Liebe führte sie dorthin. Im zarten Alter von 25 Jahren kam Max Staudenmaier nicht nur zum Pfarrgemeinderat, sondern durfte auch gleich (und für zwölf Jahre) das Amt des Vorsitzenden übernehmen. Gemäß der Regel: "Wenn du einmal dabei bist..." folgte später die Wahl in den Elztaler Gemeinderat. Mit Fasnachtsfeiern und Theatervorführungen für den Sportverein hat Staudenmaier zusammen mit vielen Mitstreitern für Frohsinn in Muckental gesorgt.
"Der Egoismus in der Gesellschaft wird immer größer." Diese Erkenntnis gewann Siegfried Uhl nach 44 Jahren Kommunalpolitik. Doch Aufgeben gilt nicht. Deshalb engagiert er sich etwa im 1985 gegründeten "Natur- und Umweltschutzverein".
Seit 1995 ist das Gründungsmitglied auch dessen Vorsitzender und präsentiert eine Erfolgsbilanz: "Wir haben Biotope angelegt, 300 Nistkästen aufgehängt und 200 Hochstamm-Obstbäume gepflanzt." Um Gemeinschaft erlebbar zu machen, auch schon für die Jungen - "Wir haben lange für den Kindergarten gekämpft" - gibt es immer wieder besondere Aktionen. Und die "Großen" betreiben im umgebauten Spritzenhaus einen Gemeinschafts-Holzbackofen oder gehen donnerstags auf die Boule-Bahn.