Eine "meinungsstarke" Ausstellung über die Staatsgründung Israels im Jahre 1948 zeigte die Duale Hochschule in Mosbach, die bis 8. März noch zu sehen war. Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Mosbach. Statt erwarteter 50 Gäste kamen am Mittwochabend 120 Gäste in die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach, um die Eröffnung der Ausstellung "1948" über die Staatsgründung Israels mitzuerleben. Das bedeutete für die Hausmeister erst einmal weitere Stühle herbeizutragen und für Hochschulleiterin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann ein "breites Publikum für eine etwas andere Ausstellung in unserem Haus". Denn bislang habe man vor allem Kunstausstellungen gezeigt. "Dass es rege Diskussionen geben wird, bin ich mir sicher", unterstrich die Rektorin. Das hätten bereits die ersten Reaktionen nach dem Aufbau gezeigt.
Der erste Dank ging an die Diplom-Theologin Sabine Scharf. Die Lehrerin am Nicolaus-Kistner-Gymnasium, die seit 2014 den dortigen Israel-Austausch organisiert, hatte die Ausstellung letztes Jahr im Karlsruher Landratsamt gesehen und war davon so angetan, dass sie sie unbedingt nach Mosbach holen wollte. Im DHBW-Dozenten Dr. Albrecht Mund fand sei einen weiteren Fürsprecher, und so nahm das Projekt seinen Lauf. Oberbürgermeister Michael Jann und Landrat Dr. Achim Brötel fungierten als Schirmherren. Ein weiterer Dank ging an Gerhard Cherdron. Der Vorsitzende der "DHBW Friends for Life" sei ein "Ermöglicher" der regelmäßigen Ausstellungen im Hause.
"Es gibt den Satz von Einstein: ‚Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben’", aber der stimme nicht ganz, so Gerhard Cherdron. Nach einer Reise durch Israel und Palästina letztes Jahr konstatierte er vor Ort "ein hochexplosives Gemenge", Hammas auf der einen Seite und israelische Ultras auf der anderen befeuerten die Situation. "Ohne Politiker wäre das alles schon in friedlichen Bahnen", habe sein damaliger Fahrer den Dauerkonflikt zusammengefasst.
Hintergründe zu den Personen, die an der Ausstellung beteiligt waren, lieferte Prof. Dr. Volkhard Wolf, der auf gewohnt lockere Weise auch Kurator Dr. Oren Osterer "auf den Zahn fühlte". Bei Sabine Scharf entwickelte sich das Faible für Israel während des Studiums über die hebräische Sprache. Zudem sei Israel das Land der Bibel. Ein vierwöchiger Studienaufenthalt und viele weitere Reisen vertieften diese Erfahrungen. "Es ist kein religiös geprägter Austausch", stellte sie jedoch klar. Vielmehr gehe es darum, dass die Schüler bei ihren Gastfamilien "das wirkliche Leben" kennenlernten, "die Realität". Insgesamt lautete Scharfs Erfahrung: "Die Israelis tun uns gut. Ihre Art ist sehr positiv, lebensfroh, höflich, aber auch laut und quirlig." Jeder Plan werde zwar fünfmal geändert: "Aber es macht Spaß!"
Diese positive Grunderfahrung bestätigte eine Schülerin, die spontan zum Mikrofon griff und von ihren Austausch-Erlebnissen berichtete. "Die Jugendlichen sind sehr offen. Wir reden über alles, von Religion bis Politik."
"Ich bin Christ. Ich lese viel Bibel, und Israel bedeutet mir viel", beschrieb Albrecht Mund seine Motivation, sich für das Projekt zu engagieren. Vor zwei Jahren habe er sich einen Herzenswunsch erfüllt und wandelte - als siebenköpfige Familie - auf den Spuren von Abraham. Den dortigen Alltag erlebte er als "etwas stressig".
Kalt erwischt wurden die Reisenden vom Sabbat: "Da fährt keine Straßenbahn und es gibt nichts zu essen - außer bei Arabern." Ein unschönes Erlebnis als Jugendlicher führte bei Kurator Oren Osterer dazu, dass er Politikwissenschaften und Geschichte studierte. Bis heute erlebe er, dass der Diskurs von antiisraelischen Kräften immer weiter nach hinten getrieben werde.
In einem Impulsvortrag gab der Kurator einen mit vielen Zahlen und Details gespickten, historischen Abriss über die Vorgeschichte der israelischen Staatsgründung und die ersten Jahre. Es gebe einen ganz bedeutenden Unterschied zwischen den Jugendlichen in Deutschland und in Israel. Jeder Israeli müsse zwei bzw. drei Jahre zum Militär. Die Wehrpflicht basiere auf der Erfahrung, dass man seine Existenz nur der eigenen Verteidigungskraft verdanke. "Die Ausstellung ist meinungsstark", gab Osterer zu. Sie sei aber historisch fundiert.
Musikalisch rahmte ein Ensemble der Musikschule Mosbach die Vernissage.
Info: Die Ausstellung ist bis 8. März in der DHBW Mosbach zu sehen. Führungen bietet Kurator Osterer vom 19. bis 21. Februar an. Kontakt: albrecht.mund@mosbach.dhbw.de