Eine große Baustelle ist zurzeit die Grundschule Diedesheim: Die Stadt Mosbach saniert das historische Gebäude. Foto: Alexander Rechner
Von Alexander Rechner
Diedesheim. Ein Hauch von Geschichte umweht die 1901 erbaute Grundschule in Diedesheim. Generationen von ABC-Schützen haben dort die Schulbank gedrückt und das Einmaleins gepaukt. "Es ist das älteste noch aktiv genutzte Schulgebäude im Stadtgebiet", blickt die Abteilungsleiterin Hochbau, Juliane Knapp, auf die lange und bewegte Historie der Immobilie zurück. Das fast 120 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude wird zurzeit energetisch saniert. Als kleines Geschenk zum anstehenden Geburtstag hat man das Stadtsäckel geöffnet und investiert in die große Erneuerung des Gebäudes rund 2,6 Millionen Euro, wobei rund 721.000 Euro Fördergelder in die Stadtkasse fließen.
Mehrere Mitarbeiter diverser Firmen hämmern, schrauben und bohren zurzeit gleichzeitig im und am Gebäude. Wo sonst Schüler mehr oder minder konzentriert ihren Lehrern im Unterricht folgen, packen heute Bauarbeiter kräftig an. In einem Schuljahr soll das vor Kurzem begonnene Projekt wieder beendet sein. "Ambitioniert", bezeichnen Architekt Jürgen Konrad und Juliane Knapp den Plan, aber "umsetzbar".
Gleichzeitig wird es um einen neuen Aufzug auf der Rückseite und ein neues Klassenzimmer erweitert; die Sanitäranlagen werden zudem komplett erneuert. Foto: Alexander RechnerDie Stadt hat sich dabei einiges vorgenommen. "Wir lassen die Vorderseite in neuem Glanz erstrahlen", verdeutlicht Architekt Jürgen Konrad. Das geschichtsträchtige Portal wird historisch präzise restauriert, erläutern Juliane Knapp und Jürgen Konrad. Hierzu werde der Sandstein, der witterungsbedingt in all den Jahren gelitten hat, erneuert. Außerdem wird ein Großteil der Fenster ausgetauscht. In enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, bei den Fensterrahmen die Originalfarbe aus den Anfangsjahres des Bauwerkes zu wenden. "Sie sind in Oxidrot gestrichen – das ist ein kräftiges Rot", erläutert der Architekt. In der Vergangenheit waren die Fenster ein wunder Punkt, sie waren undicht. "Deshalb ersetzen wir sie nun durch qualitativ hochwertige Holzfenster", legt Juliane Knapp dar. Auch das Dach wird neu gedeckt.
Aber das ist längst nicht alles: Das Gebäude wird auf der Rückseite um einen nagelneuen Aufzug ergänzt, mit dem künftig die Schülerinnen und Schüler alle Geschosse erreichen können. "Wir haben dankenswerterweise die Zustimmung vom Landesamt für Denkmalpflege erhalten, einen solchen Aufzug anzubauen", sagt Jürgen Konrad. Damit wird die Grundschule barrierefrei. Erweitert wird das historische Gebäude ebenfalls um ein neues Klassenzimmer.
Bislang standen der Grundschule sieben Räume und ein sogenanntes Notzimmer zur Verfügung. "Insgesamt werden hier allerdings acht vollwertige Räumlichkeiten benötigt", erläutert Juliane Knapp mit Blick auf die rund 160 Kinder, die an der Grundschule unterrichtet werden. Abgerundet wird das ganze Vorhaben mit einem Foyer und einer komplett neuen Sanitäranlage. "Wir machen hier alles neu", führt Juliane Knapp aus.
Foto: Alexander RechnerIm Inneren des Gebäude sind längst die Spuren der Maßnahme zu sehen. An einigen Stellen türmen sich die herausgebrochenen Steine, Rohrleitungen sind freigelegt, Kabel hängen von den Decken. Schließlich sollen in Zukunft die Zeiten passé sein, in denen das Lehrerkollegium in kleinen, engen Räumen konferierte oder den Unterricht vorbereitete. "Wir beabsichtigten, moderne und helle Zimmer zu schaffen. Schüler und Lehrer sollen sich noch wohler fühlen", so die Abteilungsleiterin weiter. Um dies zu erreichen, wird derzeit an vielen Ecken gearbeitet.
Ursprünglich sei eine Sanierung im laufenden Betrieb vorgesehen gewesen. Aber das habe sich als nicht realisierbar herausgestellt. "Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich", sagt Juliane Knapp. Die ersten Wochen der Sanierungsphase haben zudem gezeigt, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei, die Schulgemeinschaft vorübergehend umzusiedeln. Für das kommende Schuljahr sind die Schüler und Lehrkräfte in der Müller-Guttenbrunn-Schule untergebracht. Die Stadt habe extra Schulbusse eingerichtet, die nach den Sommerferien die Kinder an den neuen Standort im Masseldorn bringen. "Wir wissen dabei um den erhöhten Aufwand für Schüler, Eltern und Lehrer, aber dafür wird das historische Gebäude nach der Sanierung toll sein", sagt Juliane Knapp, die damit um Verständnis wirbt.
Zumal sich die Schulgemeinschaft in Zukunft auch auf eine moderne Turnhalle freuen kann. Denn aus Stuttgart hat vor Kurzem die Stadtverwaltung die frohe Kunde ereilt, dass die Erneuerung der Sporthalle in das Sanierungsprogramm aufgenommen worden ist. "Wir kommen damit in den Genuss einer finanziellen Förderung", freut sich Juliane Knapp. Nun muss aber der Technische Ausschuss der Stadt Mosbach noch darüber befinden und den Projektbeschluss fassen, dann könnte man in einem weiteren Schritt nach der Sanierung der Grundschule die Turnhalle anpacken.
Die künftigen Generationen von Schülern werden sich sicherlich freuen. Bis dahin müssen aber noch einige Steine beseitigt, neu eingebaut und gestrichen werden. Dann erstrahlt das historische Gebäude in neuem Glanz – passend zum 120. Geburtstag.