Zu den Entwicklungen rund um den Hochschulfinanzierungspakt äußert sich in der RNZ Rektorin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann. Foto: Rechner
Von Heiko Schattauer
Mosbach. Gewachsen ist die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach in den vergangenen Jahren gewaltig. Nicht immer konnte die organisatorische, infrastrukturelle und finanzielle Entwicklung da standhalten, schon mehrfach wurden Unterfinanzierung und Mangelwirtschaft beklagt. Vor der aktuellen Diskussion um den Hochschulfinanzierungspakt hat die RNZ bei der Rektorin der DHBW Mosbach, Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann, nachgefragt.
Frau Jeck-Schlottmann, auch wenn die Konkurrenzklausel derzeit bestimmendes Thema an der DHBW ist, es gibt noch ganz andere Baustellen. Eine ganz große scheint die Hochschulfinanzierung, die alle Unis und Hochschulen im Land betrifft. Etliche Rektor(inn)en haben da zuletzt Alarm geschlagen, beklagen eine unzureichende Finanzierung. Wie sehen Sie die Entwicklungen?
Wir haben heute so viele Studierende an deutschen Hochschulen wie nie zuvor. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg ist sogar überdurchschnittlich schnell gewachsen und heute mit über 35.000 Studierenden die größte Hochschule Baden-Württembergs. Alleine an der DHBW Mosbach studieren mittlerweile rund 3600 Studierende. Die Finanzierung hat mit diesem enormen Wachstum allerdings nicht Schritt gehalten.
Und von welchem weiteren Prozedere gehen Sie aus - also wann läuft der alte Finanzierungspakt aus, wann soll ein neuer in Kraft treten?
Der aktuelle Hochschulfinanzierungsvertrag läuft Ende 2020 aus. Aktuell laufen Verhandlungen für einen Nachfolgevertrag, die Anfang kommenden Jahres abgeschlossen sein sollen. Dieser Vertrag soll den Hochschulen dann Planungssicherheit und Perspektiven für die kommenden Jahre sichern.
Das Bild von der Baustelle DHBW ist zwar aus dem Archiv, Baustellen gibt’s an der Bildungseinrichtung aber dennoch mehrere. Foto: Schattauer
Sind die Dualen Hochschulen genauso betroffen wie die Universitäten? Oder gibt es da Unterschiede?
Dadurch, dass die Duale Hochschule Baden-Württemberg einen überproportionalen Beitrag zum Ausbau der Studienplätze geleistet hat, sind wir auch in besonderer Weise betroffen. Das betrifft die Personaldecke ebenso wie die Unterbringung von Studierenden und Mitarbeitenden. Eine Investition in die DHBW lohnt sich aber auch auf besondere Weise. Die Kosten für einen erfolgreichen DHBW-Abschluss sind verhältnismäßig gering, da unsere Studierenden überdurchschnittlich schnell und erfolgreich studieren und unsere dualen Partner einen erheblichen Beitrag leisten. Außerdem sind unsere Studierenden ein nicht zu vernachlässigender Wirtschaftsfaktor für unsere Region.
Gefordert wird unter anderem eine Erhöhung der Grundausstattung aller Hochschulen um mindestens 1000 Euro pro Student. Eine Forderung/Größenordnung, die Sie teilen können?
Diese Größenordnung ist durchaus realistisch. Unsere Studienplätze sind dauerhaft nachgefragt. Unsere Hauptforderung ist deshalb zum einen die Überführung von Mitteln aus Ausbauprogrammen in die Grundausstattung. Nur so können wir die Studienplätze dauerhaft finanzieren und auch die Unterbringung sicherstellen. Und wir müssen in hauptamtliche Professorinnen und Professoren investieren, um die Qualität unseres Angebotes dauerhaft zu sichern.
Befürchtet wird unter anderem ein Qualitätsverlust in der Lehre, möglicherweise auch eine Streichung von Studienplätzen. Wie groß ist die Gefahr eines solchen "Mehrfach-Verlustgeschäfts"?
Wir können auf gar keinen Fall an der Qualität sparen, sondern wollen sie erhalten und weiterentwickeln. Diese Verantwortung haben wir gegenüber den jungen Menschen, die wir auf ihre Berufslaufbahn vorbereiten, aber auch gegenüber unseren dualen Partnern, der Region und dem Land. Gleichzeitig wollen wir die Nachfrage unserer dualen Partner und der Studieninteressierten in vollem Umfang und entsprechend der regionalen Bedarfe erfüllen. Dafür sind zusätzliche finanzielle Mittel unerlässlich.
Inwieweit tangieren die allgemeinen Diskussionen und Entwicklungen rund um die Hochschulfinanzierung die speziellen Mosbacher Anliegen für die Einrichtung eines Baukompetenzzentrums mitsamt infrastruktureller Erweiterung vor Ort?
Unser Studienangebot in Bereichen wie Bauingenieurwesen und Holztechnik ist etwas ganz Besonderes. Es gibt der Dualen Hochschule Mosbach ein einzigartiges Profil, das den Bedarfen unserer Partner entspricht und den Standort nachhaltig attraktiv macht. Ich bleibe zuversichtlich, dass eine bessere Grundfinanzierung uns bei der Vernetzung dieser Angebote in einem Baukompetenzzentrum inklusive der nötigen Unterbringung voranbringen wird.