Ein Klangkünstler ohne Instrument
Von Caspar Oesterreich
Mosbach. Solomon Edomwonyi hat ein Talent. Um Musik zu machen, braucht er kein Klavier, keine Trompete oder Gitarre. Auch auf ein Schlagzeug kann er verzichten. "Ich bin das Instrument", sagt der 24-Jährige und grinst. Denn Solomon Edomwonyi ist Beatboxer. Mit seinem Mund, den Lippen, Stimmbändern und der Zunge erzeugt er Töne und Rhythmen, die erstaunen.
So manchem Passanten mag der junge Mosbacher mit der runden Brille schon aufgefallen sein. Während seiner Mittagspause läuft der Optiker-Azubi gerne durch die Fußgängerzone und beatboxt. "Hin und wieder schaut mich jemand komisch an. Aber vielen Leuten gefällt, was ich da mache, und manchmal gibt es sogar spontanen Applaus." Die Aufmerksamkeit ist ihm dabei aber gar nicht so wichtig. Er entspannt mit seiner Musik, hat Spaß daran, immer neue Klänge auszuprobieren und so lange einen Ton zu üben, "bis er perfekt ist".
Der Beatboxer Solomon Edomwonyi aka „Darkminded“
Kamera und Redaktion: Caspar Oesterreich / Produktion: Manuel Reinhardt
Etwa den "Wassertropfen". Den perfektioniert Solomon Edomwonyi schon seit zehn Jahren. "Als ich mit 14 Jahren mit dem Beatboxen angefangen habe, wollte ich einen Ton haben, den kein anderer macht", erklärt er.
Zunächst brauchte er noch den Zeigefinger, um den Wassertropfen mit einem Schnipp gegen die Backe zu erzeugen. Aber das war ihm auf Dauer "zu blöd". Er fand eine andere Technik, doch dann war der Ton zu leise. Stunden verbrachte er im Badezimmer – "da ist der Hall, die Akustik am besten" – und übte immer wieder dasselbe Geräusch."Ich hab ganz neue Muskeln in meinem Gesicht kennengelernt, von denen ich gar nicht wusste, dass sie wehtun können." Aber so gehe es schließlich allen Musikern, die immer besser werden wollen: Auch ein Geiger bekomme Schwielen an den Fingern oder eine Nackenstarre, wenn er den ganzen Tag probe.
Mittlerweile ist der Wassertropfen zum Markenzeichen von "Darkminded" geworden. In der Szene ist Solomon Edomwonyi unter seinem Künstlernamen durchaus bekannt. 2017 wurde er in Berlin bei den "German Beatbox Championchips" Deutscher Vizemeister. "Dabei war das mein erster Wettkampf überhaupt", erzählt er stolz. Zusammen mit seinem Partner Ray "Raylative" Tulodziecki schmiss er im Wettbewerb "Tag-Team" (zwei gegen zwei) sogar die amtieren Deutschen Meister raus. Und in den sogenannten "Solo-Battles" kam der damals 21-Jährige unter die besten acht Beatboxer in ganz Deutschland.
Auch im vergangenen Jahr wäre Darkminded gerne wieder auf der Bühne gestanden. 2020 sollten in Heidelberg zum ersten Mal die Süddeutschen Meisterschaften im Beatboxen stattfinden. Doch mit der Corona-Pandemie wurde der geplante Wettbewerb abgesagt. "Das war natürlich richtig so", sagt Solomon Edomwonyi. "Aber gleichzeitig ist es auch schade."
Denn beim Beatboxen komme es auch auf die Gemeinschaft an. "Man kann voneinander unheimlich viel lernen, jeder hat andere Tricks drauf, und sich von Angesicht zu Angesicht miteinander zu messen ist viel aufregender und fairer, als solch einen Musikwettbewerb übers Internet auszutragen." Bei den Online-Battles, die aktuell als Ersatz vieler Beatbox-Events ausgetragen werden, spiele auch das eigene Equipment eine große Rolle. Wer da zum Beispiel ein besseres – ergo teureres – Mikrofon habe, sei schon klar im Vorteil.
Im Moment spart Solomon Edomwonyi für eine Loop-Station. Ein Gerät, das auch bei jedem Auftritt von Weltstar Ed Sheeran nicht fehlen darf: Denn damit lassen sich einzelne Töne, Melodien oder Rhythmen aufnehmen und in Endlosschleifen übereinanderlegen. "Dadurch klingt einer alleine wie eine ganze Band", erklärt der Beatboxer.
Mit Auftritten bei Messen und Firmenveranstaltungen verdient sich der Mosbacher Azubi etwas dazu und finanziert darüber sein Hobby. Für McDonalds war Solomon Edomwonyi 2019 in ganz Deutschland unterwegs und lockerte mit seiner außergewöhnlichen Musik Seminare für Manager der Fast-Food-Kette auf. Außerdem stand er schon als Eröffnungs-Act bei der Frankfurter Wirtschaftsmesse auf der Bühne.
Sein nächstes großes Projekt ist ein eigener Song. Dem Rap hat sich der 24-Jährige verschrieben. Denn schon als Chorsänger am Mosbacher Nicolaus-Kistner-Gymnasium schrieb Solomon Edomwonyi Lieder und Gedichte. "Meine Hingabe zur Kunst habe ich irgendwie von meinem Opa Anton Gregori geerbt. Auch er hat Musik gemacht, außerdem sind viele Bilder in der Mosbacher Stadtbibliothek von ihm", berichtet er. Bis die erste Single erscheine, dauere es aber "noch ein paar Monate".
Info: Wer mehr von Darkminded sehen will, findet ihn auf Instagram hier