Castor auf dem Neckar

Atomkraftgegner demonstrierten friedlich

Zweiter Atommüll-Transport auf dem Neckar von Obrigheim nach Neckarwestheim verlief ohne Zwischenfälle - Kritik an EnBW

06.09.2017 UPDATE: 07.09.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Das Spezialschiff "Edda" war bei dem gestrigen Castortransport auf dem Neckar wieder im Einsatz. Im Hintergrund ist das stillgelegte Atomkraftwerk in Obrigheim zu erkennen. Foto: Anspach

Von Julian Weber und Wolfgang Jung

Obrigheim/Lauffen. Trotzig wehen die dottergelben Protestfahnen der Atomkraftgegner im Wind. "Stopp Castor! Stopp Atomkraft!", steht am gestrigen Mittwoch bei der Mahnwache in Lauffen groß auf einem der Banner. Etwa 50 Aktivisten sind an diesem grauen Septembertag in die Geburtsstadt des Dichters Friedrich Hölderlin am Neckar gekommen, um gegen ein vorbeifahrendes Spezialschiff mit Atommüll zu demonstrieren. Es hat drei Castorbehälter an Bord, jeder davon über 100 Tonnen schwer. "Dieser Transport ist unsinnig und gefährlich", sagt einer von ihnen. "Wir wollen darauf aufmerksam machen, und ich denke, das ist gelungen."

Der gut 107 Meter lange Schubverband mit der heiklen Fracht hatte am Morgen unter starkem Polizeischutz am stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim abgelegt - mit Kurs Richtung Neckarwestheim. Im dortigen Zwischenlager will der Energieversorger EnBW insgesamt 342 ausgediente Brennelemente aus Obrigheim unterbringen. Das Argument des Unternehmens: Besser eine Lagerung in Neckarwestheim, wo noch Platz sei, als der Bau eines weiteren Zwischenlagers in Obrigheim. Von den Behörden in Stuttgart und Berlin ist das abgesegnet. Kritiker sind aber skeptisch.

"Falls es zu einem Schiffsunglück kommt und Radioaktivität austritt, wäre das Wahnsinn. Ein Super-Gau! Am Neckar und Rhein wären Millionen Menschen betroffen", sagt Anette Wellhöfer. Die Angestellte hat sich extra frei genommen, um gegen den Transport zu demonstrieren. "Mir macht Angst, dass wir eine zusätzliche Gefährdung schaffen, wenn wir die Atomkraft auf Schiffen durch die Gegend schippern", meint die 54-Jährige. Castoren sollten daher nur auf Straßen und Schienen transportiert werden, nicht auf Flüssen.

Während am träge dahin fließenden Neckar ein Polizeihubschrauber vor dunklen Wolken rattert, halten immer wieder Fußgänger und Radfahrer an, um sich bei den Aktivisten zu informieren. Die Stimmung am Infostand ist insgesamt entspannt. Es gibt Kaffee und Kuchen. Von Protesten bei früheren Castor-Transporten auf der Straße oder auf der Schiene ist der Zuschauer andere, gewaltsamere Szenen gewöhnt. Die Demonstranten bemängeln besonders eine aus ihrer Sicht schlechte Kommunikation von EnBW: "Die Schwierigkeit ist schlichtweg, dass es im Voraus keine Infos zum Transporttag gibt", sagt Herberth Würth, Sprecher des Bündnisses Neckar-Castorfrei. "Der Vorlauf, also dass sich die Menschen freinehmen können, um zu demonstrieren, ist relativ kurz", kritisiert er. Auch Würth denkt nicht, dass die Zeit der Proteste angesichts des Atomausstiegs ganz vorbei sein könnte.

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Immerhin drei weitere Fahrten auf dem Fluss von Obrigheim nach Neckarwestheim mit hoch radioaktivem Müll will EnBW in diesem Jahr noch abwickeln. Den bundesweit ersten Castor-Transport auf dem Neckar hatte der Energieversorger Ende Juni organisiert. EnBW und Polizei argumentieren, dass eine Beförderung auf der Schiene oder auf der Straße aufwendiger sei. Die Sicherheit sieht der Chef der Kernkraft GmbH von EnBW, Jörg Michels, nicht gefährdet. Der Transport sei "sorgfältig und gewissenhaft vorbereitet", betont er.

Vertrauen hat Michels auch in das Schiff "Edda". Das sei "praktisch unsinkbar". Nach rund zweieinhalbstündiger Fahrt kam es in Neckarwestheim an und sollte zügig entladen werden.

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