Bürgermeister tritt ab

Der Ruheständler Stipp will weiter nahe bei den Limbachern sein

Nach 16 Jahren an der Spitze der Gemeinde geht Rathauschef  Bruno Stipp in den Ruhestand – Er hat stets auf Teamarbeit gesetzt

16.03.2018 UPDATE: 18.03.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 28 Sekunden

Bürgermeister Bruno Stipp an seinem Schreibtisch im Limbacher Rathaus. Den wird der 64-jährige Verwaltungsfachmann nach 16-jähriger Amtszeit nun räumen und in den Ruhestand gehen. Archivfoto: Wilhelm Bopp

Von Gerhard Layer

Limbach. Im November wird er 65, und so war es für Bürgermeister Bruno Stipp schon lange klar, dass er eine weitere Amtszeit nicht mehr anstrebt. Im Mai 2017 gab er dies im Gemeinderat bekannt, und es versteht sich, dass das Bedauern bei seinen hohen Sympathiewerten in und um Limbach groß war. Der Gemeinde Limbach diente der Diplom-Verwaltungswirt 38 Jahre, zunächst mit "Sonderaufgaben" bedacht, dann 20 Jahre als Rechnungsamtsleiter, ehe die Bürger ihn 2002 erstmals zum Rathauschef wählten. Und als solcher ging er nicht nur in seiner Heimatgemeinde, deren Verwaltung ihn nach Abitur und Wehrdienst auch ausgebildet hatte, eine Fülle von Aufgaben an und setzte Impulse. Kommunale (Zweck-)Verbände, Gremien des Naturparks sowie des Odenwälder Freilandmuseums profitierten ebenso von seiner zielstrebigen Arbeit und sachlichen Moderation - und lernten seinen Humor schätzen.

Am Mittwoch (19 Uhr, Sport- und Festhalle Limbach) wird Bruno Stipp offiziell in einer feierlichen Gemeinderatssitzung verabschiedet. Gewissermaßen rückblickend auf seine erfolgreiche 16-jährige Amtszeit, nennt er im RNZ-Interview herausragende Maßnahmen sowie Herausforderungen für die Zukunft.

"Er hat viel erreicht": Das wurde Ihnen schon nach Ihrer ersten Amtszeit attestiert. Um welche bedeutenden Maßnahmen zur permanenten Aufgabe "Ausbau der Infrastruktur" haben Sie die gute Halbzeitbilanz erweitert?

Der Weg zur Anerkennung der Schule am Schlossplatz als Gemeinschaftsschule war wohl eine der schwierigsten und wichtigsten Aufgaben, die interkommunal mit den Schulträgern Fahrenbach und Waldbrunn erfolgreich gelöst wurde. Ansonsten hätte dem erfolgreichen Werkrealschulstandort Limbach früher oder später das Aus gedroht. Der Ausbau des Breitbandnetzes in allen Ortsteilen in einem tollen, kreisweiten Gemeinschaftsprojekt war und bleibt ein weiteres zukunftsfähiges Projekt, gerade auch für Limbach. Nachholbedarf bestand bei den Ver- und Entsorgungsnetzen und dem Straßennetz. Der Ausbau der Kanalnetze im Trennsystem mit Erneuerung der Wasserversorgung und Kabel sowie in Folge der Neubau von Straßen und Gehwegen in großem Stil in Krumbach, Laudenberg und straßenzugweise in allen Ortsteilen waren, wie in der ersten Halbzeit, prägend für die örtliche Infrastruktur. Das meiste Geld wurde nicht sichtbar verbaut, wobei die neuen Straßenbilder, auch durch private Maßnahmen der Anlieger, sehr positive Wirkung zeigen.

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Stand bei diesen Investitionen der ehemalige Kämmerer dem Bürgermeister im Weg?

Ein klares Nein, manchmal zum Leidwesen unseres Kämmerers, wobei die positive Haushaltsentwicklung voll in die Karten spielte. Mit dem Gemeinderat waren wir uns einig, dass unterlassene Investitionen im Pflichtaufgabenbereich auch verkappte Schulden sind. Außerdem galt es, gesetzliche Auflagen zu erfüllen und die Fördertöpfe zu nutzen. Unser Gesamtschuldenstand, die Verbände eingeschlossen, konnte dennoch zurückgefahren werden.

Stärkung und Erhaltung der Schulen sind ein Dauerthema im ländlichen Raum. Wie ist Limbach hier aufgestellt, und was sind die Perspektiven?

Wie bereits erwähnt, ist es schon ein Erfolg an sich, dass wir bei der Schule am Schlossplatz überhaupt eine Perspektive haben, zumal unsere Grundschulstandorte in Laudenberg und Fahrenbach liegen. Wir sind stolz auf gut ausgestattete und gut geführte kleinere Grundschulen mit sehr guten Perspektiven für unsere Kinder. Der Wunsch nach einem Ganztagesbetrieb ist in erforderlichem Maß bei den Eltern in Laudenberg noch nicht vorhanden, man muss aber früher oder später damit rechnen. Die Schule am Schlossplatz wird sehr gut angenommen, sodass man von einer stabilen Zweizügigkeit ausgehen kann. Das gute pädagogische Konzept und die engagierte Umsetzung durch die Schule sind gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche weiterführende Schule zwischen den Mittelbereichen Buchen, Eberbach und Mosbach. Die Gemeinde wird mit dem weiteren Ausbau der Schule der neuen Lernform und der wachsenden Schülerzahl gerecht. Die Herausforderungen liegen im Transport von und zu den vielen Ortschaften der Umgebung. Die längerfristigen Perspektiven werden wesentlich von den bildungspolitischen Entscheidungen des Landes abhängen. Hier sind wir auch weiterhin auf Unterstützung angewiesen.

Gibt es einen Leitspruch für Ihre auf Teamarbeit setzende Amtsführung?

Ich bin froh und dankbar im Arbeitsleben und in der Freizeit, früher wie heute (früher: Ministranten und Fußball; später: Chöre und Bergwandern) immer in guten Teams sein zu dürfen. Das prägt und führt zu einer Aussage von Dietrich Bonhoeffer: "Man überschätzt leicht das eigene Wirken und Tun in seiner Wichtigkeit gegenüber dem, was man durch andere geworden ist."

"Zukunft gemeinsam gestalten" und "nah bei den Menschen" waren Slogans Ihrer Wahlbewerbung 2010. Wo sehen Sie jetzt künftig Herausforderungen für die Gemeinde und wie nahe wird der Ruheständler Bruno Stipp bei den Limbachern sein?

Eine der wesentlichen künftigen Herausforderungen wird wohl darin liegen, ob es gelingt, unsere dörflichen Gemeinschaften für Menschen jeglichen Alters so interessant zu halten, damit man sich einbringt. Dies gilt für die Kommunalpolitik, wie für Kirchen, Feuerwehren, Rettungsdienste, Vereine und Projektarbeit. Aber auch das bürgerschaftliche Engagement in den neuen Formen, wie dem ehrenamtlichen Fahrdienst und der Flüchtlingshilfe, wird dringend gebraucht. Das ist und bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe von uns allen. Der Ruheständler Stipp wird nach wie vor nahe bei den Limbachern sein. Dafür sorgen neben dem Singen beim Männergesangverein "Sängerbund 1871" und dem katholischen Kirchenchor weitere ehrenamtliche Aufgaben. Ich freue mich auf mehr Familie und die Enkeldienste. Ich gehe davon aus, dass man mich, oder besser uns, auch etwas mehr beim Wandern oder Radfahren trifft. Auch das schafft Begegnungen.

Geben Sie Ihrem Nachfolger Thorsten Weber einen Ratschlag mit auf den Weg - und wenn ja, welchen?

Thorsten Weber ist so berufs- und lebenserfahren, dass ich mir Ratschläge ersparen kann, zumal er im Wahlkampf schon Limbacher Erfahrungen gesammelt hat. Meine besten Wünsche begleiten Thorsten Weber nach dem Motto: "Das Glück lässt sich nicht zwingen, aber es hat für hartnäckige Menschen sehr viel übrig."

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