Am Mühlenweg in Billigheim soll ein neues Seniorenzentrum entstehen. Da es sich bei dem Bauland um eine sogenannte „magere Flachlandmähwiese“ handelt, fordert die Untere Naturschutzbehörde eine mindestens 1,5-fach größere Ausgleichsfläche. Foto: Caspar Oesterreich
Von Caspar Oesterreich
Billigheim. Der Bau des Seniorenzentrums in Billigheim rückt ein Stück näher. Am Mühlenweg will der Arbeiter-Samariter-Bund einen Gebäudekomplex errichten: mit zwei ambulant betreuten Wohngemeinschaften mit insgesamt 24 Plätzen sowie 20 weiteren betreuten Wohnungen. "Wir sind mittendrin im formellen Verfahren zum Bebauungsplan", erklärte Bürgermeister Martin Diblik in der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Aufgrund der eingegangenen Stellungnahmen zum Vorentwurf vom Juni 2020 hätte man die Planunterlagen sowie die Begründung in einigen Punkten ändern und ergänzen müssen, berichtete Melanie Steiner vom Mosbacher Planungsbüro IFK-Ingenieure dem Gremium. So habe man unter anderem die Baugrenze nach Süden ausgeweitet, um im vorgesehenen zweiten Bauabschnitt ein weiteres Gebäude mit insgesamt sechs Wohneinheiten realisieren zu können. Außerdem müsse nach Forderung der Unteren Naturschutzbehörde eine Ausgleichsfläche gefunden werden, da es sich bei dem Bauland gegenüber des Schlossparks um eine sogenannte "magere Flachlandmähwiese" handele.
Weil durch den Bau des Seniorenzentrums "prinzipiell mit dem Eintreten eines Umweltschadens" zu rechnen sei, so die Naturschutzbehörde in ihrer Stellungnahme, würde es ohne eine um mindestens den Faktor 1,5 größere Ersatzfläche eine Planungssperre geben. "Das Ingenieurbüro Wagner und Simon, das auch das Gutachten zum Artenschutz erstellt hat, ist derzeit auf der Suche nach einer Ausgleichsfläche", informierte Steiner. Bis zum Satzungsbeschluss müsse eine gefunden und mit der Naturschutzbehörde abgestimmt werden.
Einstimmig beschloss der Gemeinderat die Behandlung und Abwägung der eingegangenen Stellungnahmen und billigte den Entwurf des Bebauungsplans, der jetzt offengelegt wird. "Nach dem Abschluss der Offenlegung rechnen wir mit einem finalen Bebauungsplan Anfang des nächsten Jahres", erklärte Planerin Steiner.
Der folgende Punkt der Tagesordnung sah Beratungen über den städtebaulichen Entwurf "Sportheimweg" vor. Siegfrid Gerst vom Planungsbüro Gerst-Ingenieure erläuterte das Bauvorhaben im Ortsteil Allfeld. Sein Entwurf sieht sechs Baugrundstücke mit einer Fläche zwischen 460 und 612 Quadratmetern für Einzel- und Doppelhäuser vor. Zudem soll der Sportheimweg auf 5,5 Meter verbreitert werden. "Aus wasserwirtschaftlichen und ökologischen Erwägungen empfehlen wir begrünte Flachdächer, um den Abfluss von Regenwasser zu minimieren", erklärte Gerst. Dennoch müsse ein kleines Rückhaltebecken angelegt werden, von dem aus das Regenwasser dann in den Mischkanal abfließen könne. Schon heute sei der Kanal unter dem Sportheimweg unterdimensioniert. "Wir werden überprüfen, ob dieser im Zuge der Baumaßnahmen ausgebaut werden kann", betonte der Ingenieur.
Der Bedarf an Wohnraum ist da, erklärte Siegfried Keller (CDU) und fragte, ob man statt sechs Einfamilienhäusern nicht besser einen größeren Wohnkomplex am Sportheimweg bauen sollte. "Das passt eher nicht ins Ortsbild", erwiderte Gerst. Trotzdem will er in der nächsten Sitzung des Gemeinderates im Dezember auch entsprechende Pläne für ein Mehrfamilienhaus vorstellen, wie er auf RNZ-Anfrage erklärte.
Daniel Fichtner (CDU) regte an, keine Verpflichtung zu Fotovoltaikanlagen im Bebauungsplan festzuschreiben, sondern diese nur zu empfehlen. Das widerspreche allerdings dem Ziel, mindestens den Kfw-Standard 55 zu erreichen, erklärte Gerst. "Der Umwelt- und Klimaschutz sollte bei heutigen Bauvorhaben nicht außer Acht gelassen werden", betonte der Planer im Gespräch mit der RNZ. Der Gemeinderat beschloss einstimmig den vorgestellten städtebaulichen Entwurf und beauftragte das Ingenieurbüro mit der weiteren Planung.
Ebenso einstimmig beschloss das Gremium den Bau von 25 weiteren Stellplätzen im Bereich der Grund- und Werkrealschule in Billigheim. Da bereits aktuell der Parkraum knapp bemessen sei, solle im Zuge der Errichtung des neuen Kindergartens die Situation insgesamt verbessert werden. Rund 80.000 Euro sind im Haushaltsplan 2021 vorzusehen, um zehn Lehrer-Parkplätze südlich der Schule sowie mindestens 15 Stellplätze entlang der Straße Am Tennisplatz zu realisieren.