Von Montag bis Donnerstag wurde eine dünne Kaltasphaltschicht auf den Oberen Herrenweg und die Steige aufgebracht. Viele Autofahrer zeigten wenig Verständnis, beschimpften die Bauarbeiter und missachteten die Sperrungen. Foto: Christian Beck
Von Christian Beck
Mosbach. Normalerweise kümmert sich Gerd Löffler um einen neuen Straßenbelag. Doch seit Montag hatten der Bauleiter und seine sechs Kollegen von der Firma OAT (Thüringen) im Oberen Herrenweg noch eine weitere Beschäftigung: Im Minutentakt haben sie Verkehrsteilnehmer, die sich nicht an die halbseitige Sperrung gehalten haben, in die richtige Richtung gewunken, ihnen gut zugeredet, sind ihnen hinterhergerannt und haben auch mal geschimpft, wenn jemand durch den frischen Belag gefahren ist. "Ohne dieses Theater wären wir bestimmt einen Tag früher fertig gewesen", schätzt Löffler.
DSK nennt sich das Verfahren, das im Oberen Herrenweg zum Einsatz kam. Es steht für "Dünne Schichten im Kalteinbau". Denn der neue Belag ist nur rund eineinhalb Zentimeter dick, wird mit einem speziellen Fertiger vor Ort gemischt und kalt eingebaut. Der Vorteil dieses Verfahrens: Der neue Belag kann einfach auf die alte Fahrbahndecke aufgebracht werden. Die alte Asphaltschicht muss also nicht abgefräst werden, nur die Straßenmarkierung wird demarkiert, wie es im Fachjargon heißt. "Die Plastikmarkierung ist zu glatt, da haftet der neue Belag nicht", erklärt Löffler. Außerdem ist das Kaltasphaltverfahren günstiger und der Einbau dauert nicht so lange.
Trotzdem muss zumindest eine Straßenseite für den Einbau gesperrt werden. "Doch die Leute sind ignorant", berichtet Bauleiter Gerd Löffler. Mit den Worten "Ich fahr immer da lang", würden sie aufs Gas treten und durch den frischen Belag fahren. So wie beispielsweise der Fahrer eines Lastwagens mit dreiachsigem Auflieger. Während ein Bauarbeiter noch ruft und mit den Armen in die richtige Richtung winkt, holpert der 40-Tonner über die Bordsteinkante eines Getränkemarkts und rollt durch die gesperrte Fahrbahn. Dabei hinterlässt er eine deutliche Spur im frischen Belag. Die Brücke der Steige ist jedoch ebenfalls gesperrt, langsam fährt er deshalb rückwärts wieder zurück. "Wenn er jetzt auf der Stelle dreht, ist der Belag völlig kaputt", seufzt Löffler. Schnellen Schrittes läuft er deshalb zum Lkw und bittet den Fahrer, vorsichtig in Richtung Bahnhof abzubiegen.
"Eigentlich wär es das Beste, wir würden hier unter Vollsperrung arbeiten", findet der Bauleiter. Dass es wichtig sei, den Verkehrsfluss so wenig wie möglich zu behindern, versteht er nur zu gut. Nicht verstehen kann er allerdings die zahlreichen Autofahrer, die ihn und seine Kollegen noch wortreich beschimpfen. "Viele Autofahrer beschweren sich über schlechte Straßen", erklärt Löffler. "Aber wenn wir sie dann reparieren, ist es auch nicht gut", berichtet er und fügt hinzu: "Die Aggressivität hat zugenommen." Immerhin hätten sich die Mosbacher auf unschöne Worte beschränkt. "Bei Baustellen auf der Autobahn wurden wir auch schon mit Coladosen beworfen."
Doch auch in Mosbach ist die Beschimpfung von Bauarbeitern nicht völlig neu. "Beim Bau des Kreisverkehrs in der Nähe des Auguste-Pattberg-Gymnasiums in Neckarelz musste manchmal die Polizei kommen, weil Autofahrer aggressiv waren", erinnert sich Meike Wendt, Pressesprecherin der Stadtverwaltung.
Für die Umleitung und deren Beschilderung können die Bauarbeiter übrigens ebenfalls nichts. "Die denkt sich das Ordnungsamt aus", erklärt Meike Wendt. Die Bauarbeiter würden den Plan lediglich ausführen. Dass eben jenes Konzept der Umleitung nicht so recht funktionierte, liege der Pressesprecherin zu Folge an den Verkehrsteilnehmern. Diese müssten sich an die Beschilderung halten, dann gebe es auch kein Verkehrschaos. Meike Wendt appelliert an alle Autofahrer, künftig mehr Rücksicht zu nehmen. "Eine Baustelle ist für niemand angenehm", gibt sie zu. "Aber da muss jeder durch. Und die Zeit muss man eben bestmöglich überbrücken."