„Je länger sie tot ist, umso schlimmer wird es“, sagt Doris Ziegler-Gaa, die Mutter der verstorbenen Stephanie Gaa. Foto: Christian Beck
Sinsheim. (cbe/cab) Der tragische und folgenschwere Unfall in der Sinsheimer Hauptstraße jährt sich am Sonntag zum zweiten Mal. Die 27-jährige Stephanie Gaa wollte die Fahrbahn überqueren, als sie von dem Auto einer 84-Jährigen erfasst wurde. Die Verursacherin war auf die Gegenfahrbahn geraten und hatte eine rote Ampel passiert. Die junge Frau starb später im Krankenhaus. Sie hinterließ ihren Mann und zwei kleine Kinder. Der Unfall und die damit verbundene menschliche Tragödie bewegt noch heute viele in der Stadt.
Über bauliche Veränderungen in diesem Bereich wird noch beraten. Geschwindigkeitskontrollen soll es geben. Die Mutter der Verstorbenen versucht, mit dem Verlust ihres einzigen Kindes zu leben, obwohl für sie seit dem Unfalltag nichts mehr so ist, wie es vorher war, wie sie im Gespräch mit der RNZ sagt: "Durch das Ereignis ist alles aus den Fugen geraten." Die Frau findet es ungerecht, dass die Verursacherin nur eine Geldstrafe zahlen und nicht ins Gefängnis musste – "egal, wie alt die Frau ist".
Nach ihrem Wissen, so die Mutter, gab es keine Gerichtsverhandlung. "Ich hatte eine heftige Diskussion mit dem Staatsanwalt", sagt sie. Sie empfindet eine Ungerechtigkeit, und sie will, dass das nicht einfach so stehen bleibt. Deswegen spricht sie darüber. Und nicht, damit man über sie denkt, sie sei eine "arme Frau".
Auch mit dem Mann der Verursacherin hat die RNZ gesprochen. Er sagt, seine Frau habe an diesem Tag das Gas- und das Bremspedal verwechselt. Das Auto habe ein Automatikgetriebe gehabt. Der Ehemann bestätigt, dass seine Gattin nicht ins Gefängnis musste: "Die Strafe, die man mit sich herumträgt, ist viel schlimmer. Wir leiden sehr darunter", sagt er. Seine Frau sei jetzt in psychologischer Betreuung, den Führerschein habe sie freiwillig abgegeben. Am zweiten Tag nach dem Unfall habe die Familie einen Brief an die Hinterbliebenen geschrieben. Der Mann sagt, er und seine Frau würden sich "freuen", wenn sie mit der Familie der Verstorbenen einmal sprechen könnten. Davon würden beide Seiten profitieren.
Das möchte die Mutter des Unfallopfers nicht: "Ich bin nicht hasserfüllt." Aber sie wisse nicht, wie sie reagieren würde. Würde sie die Verursacherin sehen, würde sie die Frau nicht mehr aus dem Kopf bekommen: "Ich habe genug mit dem Verlust meiner Tochter zu kämpfen." Ob ihr Schwiegersohn den Brief je gelesen hat, weiß sie nicht.