Damit die Kinder unbeschadet in der freien Natur spielen können, muss für den Waldkindergarten ein neuer Standort gesucht werden. Foto: Lenhardt
Brühl. (stek) Niemand muss sich wegen des Waldkindergartens Sorgen machen – das versichern Brühls Bürgermeister Ralf Göck und Daniel Ehmer, der Vorsitzende des Dietrich-Bonhoeffer-Vereins, gegenüber der RNZ. Es stimmt, dass das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises die Kommune und den Trägerverein dazu auffordere, für den Waldkindergarten in der Nähe der Grillhütte einen neuen Standort zu suchen. Grund dafür ist ein Gutachten des Umweltbundesamts, das die Bodenbelastung mit neuen Grenzwerten erfasst. "Die Situation ist jedoch nach wie vor unverändert und im Kontext der Schutzmaßnahmen weiterhin unproblematisch", erklärte Göck.
Bei dem Problem handelt es sich laut Andreas Welker, dem stellvertretenden Leiter des Gesundheitsamts Rhein-Neckar-Kreis, um den Stoff Benzol(a)pyren, der als Leitsubstanz für typische aromatische Kohlenwasserstoffe gilt. Er entsteht bei der unvollständigen Verbrennung von organischen Stoffen, beispielsweise beim Rösten von Kaffee oder dem Grillen über Holzkohle. Dabei gehören die aromatischen Kohlenwasserstoffe in die Gruppe der krebserregenden Substanzen. Für im Wasser lebende Organismen gelten sie gar als hochgiftig.
Die erhöhten Benzol(a)pyren-Werte nahe des Waldkindergartens, so ein Schreiben aus dem Gesundheitsamt, seien aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Grillplatz zurückzuführen. Mit den neuen Prüfwerten des Umweltministeriums und in Absprache mit dem Landesgesundheitsamt, so Welker, würden die damals gemessenen Bodenproben nun neu bewertet. Deshalb muss der Waldkindergarten bis Ende August umziehen. Bis dahin wurden die für einen Teil der Fläche bereits vorher geltenden Schutzmaßnahmen ausgeweitet: Die Grasnarbe muss intakt bleiben und Buddeln vermieden werden. Für einen Teil der Fläche wird mit einem Zaun verhindert, dass die Kinder sie betreten.
Maßnahmen, die die derzeit 30 Kinder laut Ehmer schon gewohnt sind und auch problemlos befolgten. Klar höre sich das nicht schön an, weiß der Vereinschef. Aber ihm ist wichtig zu betonen, dass die Kinder nicht in Gefahr sind. Seit mittlerweile fünf Jahren befinde sich der Waldkindergarten an dieser Stelle, und man sei dadurch auch mit den Gegebenheiten vertraut. Gebuddelt würde auf dem Spielplatz, zum Pflanzen gebe es Hochbeete, und der Zaun erfüllt seinen Zweck. "Da passiert nichts. Die Kinder sind hier sicher", sagt er. Diese Überzeugung teilt auch der Bürgermeister. Gestützt wird die Sicht mit einem Schreiben aus dem Gesundheitsamt, welches besagt, dass mit den beschriebenen Schutzmaßnahmen eine Übergangsfrist bis 31. August ermöglicht werden kann.
Jetzt beginnt die Suche nach einem neuen Standort. Als mögliche Alternativen nennt Ralf Göck die Areale bei den Friedhöfen Brühl und Rohrhof. Daniel Ehmer favorisiert dabei klar den Standort beim Rohrhofer Friedhof. Dieses Areal sei deutlich naturnäher, und auch das Altrheingebiet sei für die Kinder und die Erzieherinnen leicht zu erreichen. "Für den Waldkindergarten ist das ein sehr attraktiver Standort."
Argumente, die der Brühler Bürgermeister durchaus nachvollziehen kann. Im Gegensatz zu einem möglichen Standort beim Brühler Friedhof bräuchte es für einen Waldkindergarten beim Rohrhofer Friedhof einen Bauantrag. "Das ist um einiges aufwendiger", erklärt Göck. "Doch am Ende wird das der Gemeinderat entscheiden."