Ein Rolli für "Oli"
Crowdfunding-Aktion zugunsten von Powerchair-Hockey-Torhüterin - Sportrollstuhl kostet kleines Vermögen

Olga Ulrich war sogar schon Weltmeisterin im Powerchair-Hockey. Die Sportart hilft ihr dabei, den Verlauf ihrer Behinderung zu verlangsamen. Foto: Beckmann
Von Silke Beckmann
Ladenburg/Heidelberg. Sportrollstühle kosten ein kleines Vermögen, davon kann Olga Ulrich ein Lied singen. Die Powerchair-Hockey-Spielerin, die beim Heidelberger ERHC 1988 - Torpedo Ladenburg das Tor hütet, wurde nicht nur mehrfach bei internationalen Turnieren als beste Torhüterin ausgezeichnet, sondern holte mit ihrem Verein auch acht Titel bei Deutschen Meisterschaften. Im Jahr 2004 in die deutsche Nationalmannschaft berufen, krönte sie ihre Karriere im selben Jahr als Vize-Weltmeisterin, sechs Jahre später gar als Weltmeisterin.
Unabdingbare Voraussetzung für die Ausübung ihres Sports ist für Olga Ulrich, die stets nur "Oli" genannt wird, jedoch ein spezieller Elektrorollstuhl, der allerdings über 20.000 Euro kostet und für die Mannheimerin schlicht unerschwinglich ist. Ihr Verein hat daher ein Crowdfunding-Projekt gestartet, in der Hoffnung, dass "Oli" ihre sportliche Karriere fortsetzen kann. Noch bis Ende März läuft die Aktion unter dem Titel "Rolli für Oli", mit der exakt 23.062 Euro gesammelt werden sollen; sämtlichen Unterstützern winken im Gegenzug Prämien, auf Wunsch werden auch Spendenquittungen ausgestellt.
Auf diese Weise ist es im letzten Jahr auch Teamkamerad Jörg Diehl, dem Kapitän der Powerchair-Hockey-Nationalmannschaft, gelungen, die erforderliche Summe für den Ersatz seines defekten Rollis zusammenzubekommen. Dank über 300 Unterstützern kann Diehl nun im September zur Weltmeisterschaft nach Italien fahren.
So weit wagt Olga Ulrich momentan noch gar nicht zu blicken und formuliert ihre Ziele eher vorsichtig: "Eine mögliche Teilnahme bei der diesjährigen Weltmeisterschaft wäre sicher vermessen und auch kein realistisches Ziel. Vielmehr die Lust am Sport zurückzugewinnen und ein wichtiger Rückhalt im Tor unserer Bundesliga-Mannschaft zu sein." Ulrich sitzt aufgrund eines genetischen Defekts (SMA - Typ 2) schon seit frühester Kindheit im Rollstuhl. Ihre Behinderung verläuft progressiv, verschlechtert sich also unaufhaltsam. Powerchair-Hockey hilft ihr jedoch, den Verlauf zu verlangsamen.
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Kennengelernt hat sie die Sportart 1993 im Rahmen einer AG an ihrer damaligen Schule, der Ladenburger Martinsschule, und schnell Feuer gefangen: "Meine Mannschaft Torpedo Ladenburg wurde meine zweite Familie", schwärmt die erfolgreiche Torhüterin. Heute arbeitet sie als Halbtagskraft bei der Caritas, "aber mein Gehalt reicht nicht mal, um meine Miete zu bezahlen, da ist ein Sportrollstuhl in weiter Ferne", bedauert Olga Ulrich.
Ihr bisheriges Modell ist mittlerweile technisch überaltert und erfüllt nicht mehr die erforderlichen Voraussetzungen, um auf Top-Niveau mithalten zu können; Ersatzteile sind nicht mehr zu bekommen. Unterstützungsersuche bei Krankenkasse, Behindertensportverbänden und Stiftungen blieben ohne Erfolg, und so ruht nun die gesamte Hoffnung auf dem Crowdfunding-Projekt: "Nur wenn es meinem Verein und mir gelingen sollte, genügend Unterstützer zu finden, kann ich überhaupt an eine sportliche Zukunft denken. Als Sportlerin möchte ich mich nicht mit dem Scheitern auseinandersetzen, aber persönlich wäre es eine Katastrophe, nach 25 Jahren aus solch einem Grund aufhören zu müssen", bekennt Ulrich. Sollte es uns tatsächlich gelingen, diese für mich unwirkliche Summe zu generieren, würde das die Welt für mich bedeuten!"
Info: Weitere Informationen finden sich auf der Internet-Seite: www.fairplaid.org/rolli-fuer-oli. Die Crowdfundig-Aktion läuft bis Ende März; Ziel ist die Summe von genau 23.062 Euro zum Erwerb des eigens für Powerchair-Hockey konzipierten Rollstuhls "Turbo Twist Sport 3".