Was hat der Unbekannte mit dem Messer vor? Symbolfoto: Kreutzer
Von Sebastian Blum
Schwetzingen. Fast neun von zehn Schwetzinger fühlen sich in ihrer Umgebung "ziemlich" oder "sehr" sicher. Das ergab eine Sicherheitsbefragung, deren Ergebnisse im Josefshaus vorgestellt wurden. 2624 Bürger zwischen 14 und 70 Jahren (oder knapp 44 Prozent der ausgewählten Haushalte) haben zu Fragen nach dem subjektiven Sicherheitsgefühl und der Lebensqualität teils ausführliche Antworten eingereicht.
Allein davon war Professor Dieter Hermann, Leiter des Heidelberger Instituts für Kriminologie, angetan: "Wenn wir bei Umfragen 20 Prozent erreichen, knallen die Sektkorken." Ganz so weit wollte Oberbürgermeister René Pöltl nicht gehen. Er betonte zwar, dass er insgesamt "sehr, sehr zufrieden" sei, legte den Fokus aber gleich nach vorne: "Wir haben Erkenntnisse gewonnen und nun die Chance, aktiv zu werden." Vieles drehte sich um Geflüchtete.
Die Ergebnisse sind für die Stadt ein wichtiges Instrument. Sie leuchten einerseits potenzielle Angsträume aus. Andererseits definieren sie Personengruppen, die Täter oder Opfer einer Straftat sein könnten. Und: Im Gegensatz zur polizeilichen Kriminalitätsstatistik erfassen die Zahlen gewissermaßen ein Dunkelfeld. Nicht jede Straftat wird angezeigt.
Bei der Befragung war das Angstempfinden in drei Kategorien unterteilt. Die erste zeigt das subjektive Sicherheitsempfinden. Hier gaben 87 Prozent der Schwetzinger an, dass sie sich sicher fühlen. Aus Sicht der Stadt ein guter Wert.
Dieter Hermann erläuterte, welche Straftaten Schwetzinger fürchten. Foto: LenhardtDie zweite Kategorie beleuchtet Verhaltensweisen - mit deutlich bedenklicheren Werten. 43 Prozent der Schwetzinger meiden nach Einbruch der Dunkelheit gewisse Straßen. 26 Prozent gaben an, ihre Freizeitaktivitäten geändert zu haben. Jeweils aus Angst, Opfer einer Gewalttat zu werden.
In der dritten Kategorie sollten Bürger allgemein einschätzen, welche Straftat ihnen widerfahren könnte. Angst vor Wohnungseinbrüchen hat jeder Dritte (33 Prozent). Die Sorge, Opfer von sexuellen Übergriffen zu werden, hat sich im Vergleich zu einer Umfrage von 2011 fast verdoppelt (von fünf auf neun Prozent). Körperverletzungen befürchten elf (neun) Prozent. Während die NPD Rhein-Neckar bei diesen Werten Schnappatmung bekommt und Asylsuchende des Landes verweisen will, erklärt der Kriminalforscher Hermann, wieso diese (auch andernorts) gemessenen Werte zustandekommen.
Denn als die Entscheidung zur Durchführung der Umfrage fiel, war die Flüchtlingskrise auf dem Höhepunkt. "2016 war das Jahr der Ängste", legte er bundesweite Statistiken vor. Damals erreichte die Furcht vor Terroranschlägen, politischem Extremismus und dem Kontrollverlust des Staates Spitzenwerte.
Außerdem ist die Kriminalität im Rhein-Neckar-Kreis in dieser Zeit angestiegen, was Hermann unter anderem mit Asylbewerbern in Zusammenhang bringt. Doch auch dafür gebe es Gründe. "Junge Männer stellen auch in anderen Kulturkreisen prozentual die meisten Straftäter. Das Frauenbild vieler Asylsuchender entspricht überdies nicht der westlichen Kultur, und Geflüchtete leiden häufig an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Es ist erwiesen, dass das zu erhöhter Aggressivität führt. Gewalt ist auch ein Krankheitssymptom", erklärte Hermann.
Die subjektiv wahrgenommene Ordnung am meisten gestört haben so auch weder Geflüchtete (23 Prozent), oder Betrunkene (33), sondern Autofahrer (47) und Falschparker (45). Nicht nur René Pöltl musste bei diesem Befund schmunzeln.