Christian Rupp gehört zur zweiköpfigen Geschäftsführung der Weinheimer Alten- und Pflegeeinrichtung oberhalb des Schlossparks. Foto: Bernhard Kreutzer
Von Carsten Blaue
Weinheim. Ein Besuchsverbot gibt es im Weinheimer Bodelschwingh-Heim nicht. Weil es keine Corona-Fälle gibt. "Und wir tun wirklich alles, was in unserer Macht steht, damit das so bleibt", sagt Geschäftsführer Christian Rupp am Telefon. Auch über Antigen-Schnelltests verfügt das Alten- und Pflegeheim oberhalb des Schlossparks. Allerdings nur für Pflegekräfte und Bewohner.
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"Unsere Bewohner sind gar nicht so abgeschottet und einsam, wie man aufgrund der allgemeinen Berichte zurzeit glauben könnte", sagt Rupp. Das liegt an den rührigen Alltagsbegleitern des Hauses. Aber vor allem auch an dem Besuchskonzept des Bodelschwingh-Heims, das seit Juli greift und vom Sozialministerium vorgegeben wurde. Demnach darf jeder der 200 Bewohner pro Tag zwei Gäste oder Angehörige empfangen. Die Besuchszeit ist zwischen 10 und 16.30 Uhr. Wer kommt, muss sich an der Pforte anmelden und beim Verlassen des Hauses später wieder abmelden.
Die Maskenpflicht gilt permanent, Handdesinfektion ist selbstverständlich, und die Bewohner dürfen sich mit ihren Besuchern nur in ihren eigenen Zimmern aufhalten. In der Sterbebegleitung lasse man im Einzelfall und nach Rücksprache auch mehr Besucher pro Tag zu. Ansonsten könnten die Bewohner auch raus an die frische Luft. Der Exotenwald beginnt ja direkt am Haus. An diesen Regelungen habe auch der zweite Lockdown nichts geändert, sagt Rupp: "Und wir kämpfen für unser Konzept." Es sei denn, es kommt doch wieder zu einem Corona-Ausbruch.
Seit Ende April ist das Bodelschwingh-Heim davon verschont. Seinerzeit hatten sich 22 Bewohner und sieben Pflegekräfte infiziert, der erste positive Befund datierte auf den 9. April. Alle Bewohner standen unter Quarantäne und durften niemanden empfangen. Bis 4. Mai gab es eine Ausgangssperre. "Da hatten wir schon Angst um die Bewohner", erinnert sich Rupp. "Heute geht es ihnen seelisch viel besser als damals."
Die Stimmung unter den 200 Pflegekräften und 35 Mitarbeitenden im ambulanten Dienst beschreibt der Geschäftsführer als "angespannt, aber vorsichtig positiv". Wobei man sich gegenüber den Bewohnern überhaupt nichts anmerken lasse. Aber es bleibt eben so: Corona schwebe "immer wie ein Damoklesschwert über uns". Dabei ist die Situation schon anders als im Frühjahr. "Da mussten wir uns die Masken noch selber nähen. Heute haben wir die komplette Schutzkleidung, die wir brauchen. Und die Versorgung damit funktioniert. Inzwischen tragen wir zum Beispiel auch alle FFP 2-Masken", sagt Rupp.
Außerdem gibt es zwar die Schnelltests. Doch der Geschäftsführer ist da durchaus kritisch: "So, wie sich Herr Spahn das vorstellt, kann es nicht funktionieren. Wir können nicht jede Woche alle Mitarbeiter, alle Bewohner und auch noch die Besucher durchtesten." Alleine vom Personal her würde das gar nicht gehen: "Wir müssten vier Kräfte dafür in Vollzeit abstellen, und diese Mitarbeiter würden dann in der Betreuung unserer Bewohner fehlen. Außerdem sind wir kein Ersatz für den öffentlichen Gesundheitsdienst."
Daher macht es das Bodelschwingh-Heim so: Es gibt keine asymptomatischen Reihentestungen, aber das Angebot punktueller Tests für Bewohner und Personal bei leichten, nicht Corona-spezifischen Symptomen. Das Bodelschwingh-Heim hält einen Schnelltest vor, der pro Stück sieben Euro kostet und von der Pflegekasse über den Rettungsschirm getragen wird.
Von Abrechnungsfragen, pflegerischen Herausforderungen bis hin zum seelischen Wohl der Senioren: Rupp hat viele Felder zu beackern. Und jetzt kommt auch noch die Advents- und Weihnachtszeit, die das Bodelschwingh-Heim für seine Bewohner schön gestalten will. Aber eben im Kleinen. Zum Schutz vor Corona gehört, dass die acht Wohnbereiche getrennt wurden. Die Senioren bleiben jeweils unter sich und treffen die anderen nicht mehr. Der Chor, das gemeinsame Essen im großen Kreis, Begegnungen in der Cafeteria: Das alles gibt es so nicht mehr. Jetzt stünde der große Adventsbasar an, nächste Woche die gemeinsame Nikolausfeier: "Das veranstalten wir jetzt quasi acht Mal", sagt Rupp. Also in jedem Wohnbereich für sich. So wird es auch an Weihnachten sein, wenn der Nachmittag und das Abendessen festlich gestaltet werden. Doch auch dann werden die Senioren unter sich bleiben und nicht in großer Runde feiern. Und Angehörige dürfen anders als sonst nicht dabei sein. "Dafür werden wir an Weihnachten die Besuchszeit wohl um zwei Stunden verlängern", sagt Rupp.