Louisa Piper und Tim Bauer haben entschieden, dass sie ein Jahr an einer amerikanischen High School verbringen wollen. Während Louisa bereits einen Sandsturm erlebte, muss Tim immer noch auf den Abflug warten. Foto: Lenhardt
Von Sebastian Blum
Schwetzingen. Louisa Piper musste erst einmal googeln, ob es den Ort überhaupt gibt. Ein paar Klicks auf dem Smartphone später taucht er auf der Karte auf. Surprise heißt ins Deutsche übersetzt eigentlich Überraschung. Surprise ist aber auch ein Vorort von Phoenix, einer Stadt tief im Westen der USA im Bundesstaat Arizona. Dort lebt die 16-Jährige seit fünf Wochen auf einer Ranch mit 29 Pferden, fünf Hunden und mexikanisch-amerikanischen Gasteltern, umgeben von Wüste und Kakteen. Den ersten Sandsturm hat sie schon überlebt.
Mit der RNZ hat sich Louisa zu Beginn der Sommerferien getroffen, um über ihr Abenteuer USA zu sprechen. Ein Schuljahr an einer amerikanischen High School, und das im ruhmreichen "Wilden Westen". Einen Extra-Füller und eine Notration Tintenpatronen hat sie vorsorglich eingepackt, denn in den amerikanischen Schulen "schreiben sie ja alle mit dem Kuli".
Zum elften Mal sorgt die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH dafür, dass Jugendliche als "Junge Botschafter" für ein Schuljahr rund um den Globus fliegen. Für die Jugendlichen geht es dabei nach Thailand, Japan, oder eben in die Vereinigten Staaten. Sie sollen etwas mitnehmen von einer fremden Kultur, sich selbstbewusst durchsetzen in einem anderen Land. Das ist Pressesprecher Peter Limbacher wichtig. Es geht dabei auch um solche Kugelschreiber-Momente. "An den kleinen Dingen können sie wachsen", sagt Limbacher.
Die Aufregung vor der bisher größten Reise ihres Lebens war Louisa eine Woche vor dem Abflug überhaupt nicht anzusehen. "Meine Gasteltern haben mir ihr Hochzeitsfoto geschickt, dass ich sie am Flughafen erkenne", erzählte die 16-Jährige. Doch sie wusste genau, was da auf sie zukommt, denn sie stellte ganz trocken fest: "Eigentlich fängt man ein neues Leben an."
Das hat der zweite Schwetzinger Schüler, der das kommende Schuljahr in den Vereinigten Staaten verbringen soll, noch vor sich. Tim Bauer startet am Mittwoch nach Washington DC. Seine Gastfamilie lebt im etwa 50 Kilometer entfernten Ashburn im Bundesstaat Virginia. Tim Bauer kann es jetzt kaum erwarten, seine Basketballschuhe endlich für ein amerikanisches High-School-Team zu schnüren.
Dagegen begann Louisas "neues Leben" mir der Erkenntnis, dass die Sommerferien nach einer Woche schon vorbei waren. Die High School in Surprise lief schon am 1. August an - bei brütend heißen Temperaturen. Eine Woche zuvor in Schwetzingen zeigte die Wetter-App auf ihrem Handy für Arizona 43 Grad Celsius an, oder 112 Grad Fahrenheit. Wieder etwas dazugelernt. "Daran muss ich mich noch gewöhnen", sagte Louisa lachend.
Während ihrer ersten Tage in Surprise gab es gleich eine böse Überraschung. "Es geht mir gut. Durch die vielen Sandstürme kommt es allerdings zu Strom-, Wasser- und Netzausfällen", schrieb sie eine Woche nach ihrer Ankunft. Sandstürme hatten die Gegend um Phoenix Anfang August fest im Griff. Den ersten Schock hat sie aber bereits weggesteckt. Aber schon jetzt gelernt, dass die USA mehr sind als Software-Giganten und Netflix-Serien.
Die nächsten Monate wollen Louisa und Tim versuchen, mit der RNZ in Kontakt zu bleiben, um immer wieder Eindrücke aus ihrem Jahr in den Vereinigten Staaten zu schildern. "Man merkt innerlich schon, dass es jetzt losgeht", sagte Tim. Er hofft nun auf die guten Überraschungen an der Ostküste.
Info: www.botschafter-mrn.de