Thomas Bührke stammt aus Celle, hat in Heidelberg studiert und lebt in Schwetzingen. Foto: mio
Von Marion Gottlob
Schwetzingen. Warum sind Planeten keine Würfel? Rund 700 Kinder und Jugendliche in der Kinder-Universität von Chemnitz wollen auf diese Frage von Thomas Bührke eine Antwort wissen: "Dieses junge Publikum ist aufmerksam und stellt gute Fragen," sagt der Schwetzinger. Der Astronom und Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht, bei großen und kleinen Leuten Interesse für Astronomie, Physik und Wissenschaftsgeschichte zu wecken und schwierige Phänomene verständlich zu machen.
Thomas Bührke, ursprünglich aus Celle stammend, hatte zwei Berufswünsche: Astronom und Schriftsteller. An erster Stelle stand die Astronomie: Von seinem Taschengeld kaufte er als Jugendlicher ein Fernrohr, um den Himmel und die Sterne zu beobachten. Der Weg zur Astronomie führte später über ein Studium der Physik in Göttingen, das einst Weltzentrum der Quantenphysik war. "Das Fach war damals wenig populär, denn in der Öffentlichkeit wurde die Physik mit den Atomkraftwerken und der Atombombe in Zusammenhang gebracht", erinnert er sich.
Nach dem Vordiplom wechselte er zum Astronomie-Studium nach Heidelberg: "Eine tolle Stadt, das Studium hat Spaß gemacht", schwärmt Bührke noch heute. Heidelberg hat ihm Glück gebracht: Hier hat er seine Frau Ute kennengelernt. Doch nicht alles war einfach: Schon damals war die Zimmernot groß. So wohnte der Student einige Zeit auf dem Campingplatz in Neckargemünd. Mit einem geliehenen Fahrrad düste er zu einem Vermieter-Termin und sagte schon zu, bevor er das Zimmer besichtigt hatte. Hier sei es verraten, es war ein angenehmes Zimmer in einer schönen Villa.
Der begeisterte Student hat sein Studium genossen und extra zwei Semester über die Relativitätstheorie von Einstein belegt. Seine Diplom-Arbeit machte er am Max-Planck-Institut für Kernphysik über Atmosphärenforschung: "Wir bauten Messgeräte, die mit Hilfe von mit Helium gefüllten Ballons rund 40 Kilometer in die Höhe stiegen", erzählt er. Die Ballons waren so groß wie Fußballfelder und durften nur auf zwei speziellen Flugplätzen in Frankreich starten. Sein Diplomvater war Prof. Frank Arnold, der mit dem späteren Nobelpreisträger Paul Crutzen zusammenarbeitete.
Die Doktorarbeit schrieb Thomas Bührke am Max-Planck-Institut für Astronomie über die Entstehung von Sternen. Wieder und wieder spricht Thomas Bührke von Glück: Für die Zeitschrift "Sterne und Weltraum" schrieb er erste Artikel und arbeitete immer mehr an der Zeitschrift mit. Er zeigte sofort die Gabe, seinen Lesern schwierige Fakten verständlich zu erklären. Seit 30 Jahren schreibt Thomas Bührke unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, Spektrum der Wissenschaft, die Welt und Bild der Wissenschaft. Damit verwirklichte er den zweiten Berufswunsch, Autor zu werden.
Sein erstes Buch war eine Auftragsarbeit. Der C.H. Beck-Verlag suchte einen Autor für das Thema "Sternstunden der Physik". Thomas Bührke sagte sich: "Oh Gott, oh Gott, kann ich das?" Und machte sich an die Arbeit. Das Sachbuch, das zunächst unter dem Namen "Newtons Apfel" erschien, erreichte acht Auflagen. Weitere Aufträge folgten wie das Buch über die berühmteste Formel der Welt "E = mc 2" in der dtv-Reihe "Naturwissenschaftliche Einführungen".
Das Buch "Genial gescheitert" hatte Thomas Bührke "auf gut Glück" und ohne Auftrag geschrieben. Es demonstriert, dass auch erfolgreiche Wissenschaftler nicht immer Erfolg haben. Die These zur Kontinental-Verschiebung von Alfred Wegener wurde erst nach dem Tod des Forschers anerkannt. Otto Lilienthal wurde für seine Flugversuche ausgelacht und ebnete doch den Weg für seine Nachfolger.
Autor Bührke hatte mit seinem Manuskript zunächst Schwierigkeiten. Die Verlage hatten Angst vor dem Thema des Scheiterns. Die Sorge war unbegründet, das Buch im dtv-Verlag wurde ein Erfolg. An junge Leser richtet Thomas Bührke sein Buch "Warum sind Planeten keine Würfel?". Das hat damit zu tun, dass Planeten sehr heiß entstehen, sodass sich das flüssige Gestein als Kugel und nicht als Würfel anordnet.
An seinen Büchern arbeitet der Autor zwei bis drei Jahre. Hinter wenigen Buch-Seiten stehen intensive Recherchearbeiten mit durchaus schon mal 1000 Seiten Recherche. Seit 2003 lebt der Autor in Schwetzingen. Hier hat er mit dem Historiker Wolfgang Schröck-Schmidt und dem Plankstädter Manfred Kanapp die Astronomie-Tagung rund um den Astronomen Christian Mayer organisiert. Mayer ist der Begründer der Astronomie in unserer Region.
In seiner Freizeit besucht Thomas Bührke gerne Konzerte. Er mag klassische Musik von Beethoven und Schostakowitsch genauso wie Hardrock der Gruppe "Dream Theater". Und – er liebt das Reisen. "Dabei lerne ich andere Welten kennen – ich bin neugierig", sagt der Wissenschaftler.