Viele Besucher kamen am Mittwochmorgen vergeblich zum Schwetzinger Schloss. Fotos: man
Schwetzingen. (man) Hans-Michael Höhle ist stinksauer. Der 65-Jährige ist am Mittwochmorgen von Ladenburg nach Schwetzingen gekommen, um im Schlossgarten spazieren zu gehen. Doch statt zwischen blühenden Kirschbäumen und barocken Skulpturen zu flanieren, steht er gegen 10.30 Uhr ungläubig vor dem verschlossenen Tor. "Um kurz nach 9 Uhr habe ich noch bei den Staatlichen Schlössern und Gärten angerufen. Da hat man mir versichert, der Garten sei geöffnet", berichtet Höhle.
Der Ladenburger ist nicht der Einzige, der an diesem Mittwochmorgen umsonst nach Schwetzingen gekommen ist. Auch Sybille Ulmer aus Schriesheim hatte sich morgens noch bei der Hotline der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG) rückversichert und dort eine eindeutige Auskunft bekommen: Der Schlossgarten ist geöffnet. Nun stehen sie und ihre vier Begleiter etwas ratlos vor der verwaisten Schlosskasse. "Das ist für uns zwar keine Weltreise, aber ärgerlich ist es trotzdem", sagt Ulmer.
Blick auf eine versperrte Oase: Der Schlossgarten ist für viele ein wichtiger Freizeitort.Die Entscheidung, den Schwetzinger Schlossgarten zu schließen, sei am Mittwochmorgen im Finanzministerium in Stuttgart gefallen, erklärt Michael Hörrmann, Geschäftsführer der SSG, auf Nachfrage. "Wir wurden gegen 10.40 Uhr darüber unterrichtet", sagt er. Weil die Schlossverwaltung bereits mit einem solchen Erlass rechnete, hatte man den Schlossgarten an diesem Morgen gar nicht erst geöffnet. "Darüber konnten wir aber nicht alle unsere Einheiten so schnell informieren", sagt Hörrmann. Deshalb hätten einige Besucher bei der Service-Hotline falsche Informationen erhalten.
Dass manche deswegen umsonst angereist sind, tut ihm leid. "Ich hoffe, dass wir denjenigen, die größere Umstände hatten, einen entsprechenden Ausgleich bieten können", betont der SSG-Geschäftsführer. "Dabei denke ich an Freikarten für die Besucher und ihre Begleitung." Das sei natürlich erst möglich, wenn die normalen Öffnungszeiten wieder gelten.
Mit der Schließung des Schwetzinger Schlossgartens will die Landesregierung die weitere Verbreitung des Coronavirus eindämmen. Eine Entscheidung, die am Mittwochmorgen nicht für alle Besucher nachvollziehbar ist. "Ich habe für vieles Verständnis, aber nicht dafür", schimpft Hans-Michael Höhle. "Die Leute kriegen doch einen Koller, wenn sie nicht mehr raus in die Parks gehen können."
Das sehen auch Kerstin Nötting und Detlef Kluge so. Das Paar aus Schwetzingen geht jeden Tag im Schlossgarten spazieren – bis zum Mittwochmorgen. Da stehen auch sie vor verschlossenen Türen. Ihren morgendlichen Kaffee in der Kurfürstenstube haben sie deshalb kurzerhand vorgezogen. "Den trinken wir normalerweise immer hinterher", erzählt Nötting. Die Seniorin versteht nicht, warum die Infektionsgefahr im Schlossgarten höher sein sollte, als an anderen Orten. "Das ist doch dasselbe, wie im Feld spazieren zu gehen", meint sie. Es sei genug Platz für alle da, um sich aus dem Weg zu gehen.
Der Schwetzingerin macht noch etwas anderes Angst: die Aussicht auf eine mögliche Ausgangssperre. "Dann würde ich mich total eingesperrt und eingeengt fühlen", sagt sie. "Bei einer solchen Maßnahme wird man in seiner Persönlichkeit doch sehr stark eingeschränkt."