Seit 34 Jahren lebt Aristoteles Karavassilis in Schwetzingen. Wie es mit seinem Restaurant „El Greco“ weitergeht, ist nicht sicher. Foto: len
Von Stefan Kern
Schwetzingen. So unterschiedlich die Bars, Cafés und Restaurants in Schwetzingen auch sind – derzeit eint sie vor allem eine Frage: Wie geht es weiter mit der Corona-Pandemie? Man fühle sich ohnmächtig ob der Entwicklung rund um das Virus, sagen viele Vertreter der örtlichen Gastronomieszene. "Für eine Unternehmerin ist das nur schwer auszuhalten", erklärt Ünzile Crispino vom Restaurant "Delle Rose" in der Hebelstraße. "Es steckt ja schon drin im Wort ’Unternehmen’, dass man es gewohnt ist, etwas zu unternehmen."
Doch gegen das Coronavirus und die Maßnahmen zu seiner Eindämmung kann man als Gastronom eben nichts unternehmen. Ein zweiter Lockdown, da ist sich Ali Ghawami vom "Walzwerk" auf dem Schlossplatz sicher, "wäre für viele Gastronomiebetriebe der Todesstoß". Am Ende bleibe nur die Hoffnung auf die Bereitschaft der Menschen, sich konsequent an die derzeit geltenden Bestimmungen im Hinblick auf Abstand, Maskenpflicht, Hygiene und Datenerfassung zu halten. Damit die Infektionszahlen nicht "durch die Decke" gingen. Annette Schmidt von der "Kurfürstenstube" vor dem Schlosseingang macht sich in dieser Hinsicht keine Illusionen. "Hinter uns liegen schwierige Monate, und die nächsten werden nicht einfacher", betont sie.
Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür, und damit auch das Ende des gemütlichen Draußensitzens. Und wie gut die Gastronomie im Winter in geschlossenen Räumen trotz Ansteckungsgefahr funktioniert, weiß derzeit niemand. Dabei denkt Enrico Medis vom Restaurant "Kühler Krus" in der Wildemannstraße nicht nur an tatsächlich steigende Infektionszahlen. "Allein schon die Angst davor könnte viele dazu bewegen, nicht auszugehen", befürchtet er. Eine Sorge, die auch Aristoteles Karavassilis vom Restaurant "El Greco" teilt. In seinem denkmalgeschützten Restaurant in der Mannheimer Straße kann er keine einschneidenderen Maßnahmen umsetzen. Denn bei noch weniger Plätzen könne er nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. "Dann laufen mir die Kosten davon", betont der Wirt. Heizpilze will er keine aufstellen. Was ihm helfen würde, sei die Bereitschaft der Gäste, nicht zu lange zu bleiben. So könnten über den Abend verteilt mehr Gäste kommen. Seit fast 34 Jahren lebt Karavassilis in Schwetzingen – und er weiß nicht, wie es für ihn und sein Restaurant weitergeht. Noch nie sei er sich so hilflos vorgekommen, sagt der Wirt.
Auf Heizpilze und andere Wärmesysteme will er derzeit – wie die meisten Gastronomen in Schwetzingen – verzichten. Anders als die Stadt Heidelberg hat die Schwetzinger Verwaltung beschlossen, Heizpilze zuzulassen. Doch die meisten Gastronomen in der Spargelstadt stehen den Wärmestrahlern skeptisch gegenüber. Die deutlichsten Worte findet Ali Ghawami, der trotz Schlossplatzlage auf Heizpilze verzichten will.
"Für mich ist das reine Energieverschwendung", sagt Ghawami. Laut dem Umweltbundesamt belasten sowohl mit Propangas betriebene Heizpilze als auch elektrische Heizstrahler die Umwelt erheblich. Ein handelsüblicher Heizpilz, der acht Stunden in Betrieb ist, verursache genauso viel CO2 wie ein Auto mit Benzinmotor auf einer Strecke von 145 Kilometern, erklärt der Präsident des Umweltbundesamts, Dirk Messner. Trotzdem bewertet Deutschlands zentrale Umweltbehörde den Einsatz von Heizpilzen im Corona-Winter 2020 als vertretbar.
Worauf Ali Ghawami auf keinen Fall verzichten möchte, ist eine Schlittschuhbahn. Die will er, wie im vergangenen Winter auch, auf dem Schlossplatz aufbauen. "Bis dato stehen alle Zeichen auf Grün", berichtet der "Walzwerk"-Wirt. Eingepackt in warme Kleidung, stünde einem Treiben auf dem Schlossplatz auch im Winter nichts im Wege. Das sieht auch der Besitzer des "Kaffeehauses" am Schlossplatz, Bernd Lehnert, so. Heizpilze will er allerdings aufstellen. Der Schlossplatz müsse diesen Winter ein erweiterter Gastraum sein, betont Bernd Lehnert. Immerhin würden ja sämtliche Weihnachtsfeiern flachfallen. "Was übrigens völlig richtig ist, auch wenn es alle Gastronomen hart trifft", betont der Wirt. Neben den Heizpilzen plant er Zelte inklusive einer kleinen Bar und einer Winterlounge. "Ich will so gut wie möglich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein", sagt er.
Das gilt auch für die Belüftung der Räume. Die Schwetzinger Gastronomen sind sich bewusst, dass Lüften ein entscheidender Faktor ist, um die Aerosollast in geschlossenen Räumen so gering wie möglich zu halten. Das Umweltbundesamt empfiehlt, mindestens alle 45 Minuten für frische Luft zu sorgen. Darüber hinaus werden sogenannte CO2-Ampeln empfohlen, die mittels kleiner Geräte die CO2-Konzentration in Innenräumen messen.