Zahlreiche Zuschauer kamen zu den Vorführungen der Theaterreihe „Bühne im Park“ des Theaters am Puls in den Seepferdchengarten des Schwetzinger Schlosses, so wie zum Improvisationstheater „Als wir“. Foto: Lenhardt
Von Stefan Kern
Schwetzingen. "Halleluja", so lautet das Urteil von Regisseur Joerg Steve Mohr über das Projekt "Bühne im Park". "Die kleine Theaterserie im Seepferdchengarten war ein Fest." Und zwar, das betonte der Geschäftsführer des Theaters am Puls in Schwetzingen mehrfach, für alle Seiten. Endlich habe wieder etwas Normalität gelebt werden können. Und wie sehr diese Normalität vermisst wurde, zeigte der Ticketverkauf: Alle Stücke waren ausverkauft. Für den Theatermacher war es ein echter "Sommernachtstraum", wie er sagt. So schön die Vergangenheit war, so sorgenvoll schaut er nach vorne.
Zwar gibt es eine Perspektive für die Herbst- und Wintersaison, doch von der großen Politik in Berlin und Stuttgart fühlt er sich alleingelassen. "Die freien Theater, Schauspieler und Veranstaltungstechniker werden überwiegend im Regen stehen gelassen." Explizit aus der Schusslinie nahm Mohr dabei die Stadt Schwetzingen und Oberbürgermeister René Pöltl. "Ohne ihn wäre nicht einmal die Bühne im Park Wirklichkeit geworden." Denn anfangs wollte die Landesregierung, das Projekt nicht fördern.
Erst auf Initiative des Oberbürgermeisters zeigte sich das Land bereit, dass rund 24.000 Euro schwere Vorhaben mit 10.000 Euro zu stützen. Die restlichen 14.000 Euro trug Schwetzingen. Mohr ist sich sicher, dass die Stadt auch den Rest finanziert hätte, wenn sich das Land weiter quergestellt hätte. Was diese Förderung bedeutet, wird mit einer Rechnung zu den Ticketpreisen deutlich: "Ohne Förderung hätte eine Eintrittskarte über 50 Euro gekostet." Und das sei immer noch knapp gerechnet.
Beim Theater bleibt nichts hängen. Mit dem Geld sei es möglich gewesen, die Miete sowie die Gehälter der Schauspieler und Techniker zu finanzieren. Wegen der doch eher defizitären Kostenbilanz das Ganze infrage zu stellen, kommt Joerg Steve Mohr trotzdem nicht in den Sinn: "Theater ist weit mehr als Ökonomie. Da geht es um Leidenschaft, einen wichtigen gesellschaftlichen Reflexionsraum und um Sinn, was ökonomisch nicht abgebildet werden kann." Wer schnell und sicher reich werden wolle, geht eher nicht in Richtung Bühne. Für alle Anderen sei es ein Traumberuf, für den sie einige Opfer brächten.
Zu sehen war das die vergangenen sieben Wochenenden im Seepferdchengarten. Es war schwer, zu sagen, wo das Glück größer war – hinter, auf oder vor der Bühne. "Wahrscheinlich war es überall ähnlich groß", schätzt Mohr. Dem Triptychon aus Bühne, Schauspieler und Publikum habe etwas seelenberührendes angehaftet. Mitgespielt hat zum Glück das Wetter. Bis auf die Vorstellung der Kitz-Theaterkumpanei mit dem Stück "Albin und Lila", die in den Mozartsaal ausweichen musste, fanden alle Aufführungen im Seepferdchengarten statt.
Viele Besucher äußerten den Wunsch, das Projekt "Bühne im Park" auf Dauer zu realisieren. Ein Wunsch, der laut Mohr schwer zu verwirklichen ist. Enorm viel Arbeit und eine komplett unsichere Finanzierung schmäleren die Aussichten doch eher. Zu stemmen gebe es schließlich auch noch den normalen Theaterbetrieb. Und da stehe noch vieles in den Sternen. Zwar gebe es gerade Verhandlungen über einen alternativen Standort auf Zeit für das Theater am Puls. Doch bis dato ist noch nichts spruchreif. Sicher ist nur, dass in den eigentlichen Räumlichkeiten des Theaters unter Corona-Bedingungen kein Spielbetrieb möglich ist.
Auch die Finanzierung der Herbst- und Wintersaison ist noch nicht komplett geregelt. Bund und Land ließen trotz großspuriger Ankündigungen die Kultur weitestgehend unter den Tisch fallen, und ein Ende der Corona-Maßnahmen sei ebenfalls nicht absehbar, kritisiert der Theaterregisseur die Politik. Doch er hält unverdrossen an seiner Berufung fest. Am 3. Oktober findet die Premiere von Shakespeares "Hamlet" statt." Beim Wie und Wo genau bleibt der unverwüstliche Theatermacher noch im Ungefähren. Doch wer Joerg Steve Mohr kennt, zweifelt nicht einen Moment daran, dass es so sein wird.
Joerg Steve Mohr. Foto: Lenhardt