Rhein-Neckar. (mare) Donnerstag, 10. September 2020, 11 Uhr. Eigentlich sollte jetzt ein wahres Warngewitter über die Region hereinbrechen. Sirenengeheul, aufpoppende Apps, Radiodurchsagen. Doch es tut sich in den meisten Orten: nichts. "Die Welt kann untergehen und wir bekommen nichts mit", schreibt ein RNZ-Leser aus Leimen. Hier ist es wie in vielen anderen Orten der Region auch: ruhig. Still.
Stell dir vor, es gibt einen Atomunfall, einen Großbrand, ein Unwetter - und keiner merkt's. Genau für diesen Fall wollten die Behörden mit dem Warntag am Donnerstag die Bürger sensibilisieren. Doch funktioniert hat das aber nicht so ganz, wie etliche Kommentare auf der Facebook-Seite der RNZ zeigen. Das Warnsystem war überlastet, Apps lösten spät oder gar nicht aus. Ein Überblick.
"Keine Sirenen, keine Katwarn-Nachricht auf dem Handy und auch NINA war still." So wie dieser Kommentar lauteten zahlreiche Nachrichten, die die Leser der RNZ kurz nach 11 Uhr zukommen ließen. "Sehr erfolgreicher Probealarm", meint eine Userin ironisch, "Die Aktion hat voll versagt", lautet eine weitere Reaktion. "Das war ein Rohrkrepierer", schreibt ein Heidelberger. "Ergebnis: Test abgeschlossen. Sirenen funktionieren nicht", wertet ein anderer Nutzer. "Im Ernstfall sind wir jetzt pulverisiert", kommentiert ein Leser die "Totenstille". "Viel Lärm um nichts! Oder besser gesagt: Kein Lärm um nichts", fügt eine Leserin süffisant an.
Die Probleme gab es in der ganzen Region, von Eschelbronn und Sinsheim über St. Leon-Rot, Heidelberg und Schönau bis nach Schriesheim und Weinheim. "Ich wohne mitten in der Stadt", schreibt hier etwa eine Leserin, "und habe nur ganz entfernt etwas Heulen gehört." Und das auch nur, weil sie alle Fenster aufgehabt und gezielt darauf geachtet habe. "Aber wach wird man davon bestimmt nicht."
Das unterstreicht auch eine andere Nutzerin: "Im Notfall wissen wir ja jetzt, auf was wir uns nicht verlassen sollten." Sie habe in Osterburken "nichts gehört". Ein Leser moniert, dass die App erst spät anschlug. "Hier in Zuzenhausen kam sie 20 Minuten nach den Sirenen. Ein unverständliches Armutszeugnis."
Manche Leser haben zumindest etwas mitbekommen: Nur wenige Sekunden haben Sirenen geheult, berichten viele. "In Reilingen gingen nur zwei von drei und ich hab auch nur den Dauerton gehört", schreibt eine Userin.
Über die Gründe sinnieren manche sogleich - natürlich mit einer großen Portion Ironie und Häme. "Der Mensch, der aufs Knöpfchen drückt, hat gepennt", mutmaßt ein User. Eine andere Theorie: "Frage mich, ob da Hacker am Werk waren."
Immerhin war die Aktion mancherorts auf dem Land doch erfolgreich. Spechbach und Flinsbach meldeten: "Hat alles reibungslos funktioniert."