Das Naturschutzgebiet Zugmantel-Bandholz in Sandhausen. Foto: heb
Von Sabine Hebbelmann
Rhein-Neckar. Seit Beginn der Corona-Pandemie entdecken viele Menschen die Natur vor ihrer Haustür neu und lassen ihrer Bewegungsfreude beim Joggen, Radeln, Spazieren oder Trimm-Dich freien Lauf. Gerade landschaftlich reizvolle Naturschutzgebiete erfreuen sich großer Beliebtheit.
"Für Naturliebhaber, Spaziergänger und Fahrradfahrer heißt es Rücksicht nehmen", mahnt Daniel Raddatz, der als Leiter des Naturschutzreferates am Regierungspräsidium Karlsruhe für die Schutzgebiete zuständig ist. Dass dort die Natur Vorrang hat, gilt selbstverständlich auch in Corona-Zeiten. Konkret: Erholungssuchende müssen auf den befestigten Wegen bleiben und jede Störung der Tier- und Pflanzenwelt vermeiden; Hunde sind stets anzuleinen.
Der ehrenamtliche Naturschutzdienst versucht zu erklären und aufzuklären, denn natürlich ist freiwillige Rücksichtnahme auf die Natur besser als die Ahndung als Ordnungswidrigkeit. Das charakteristische dreieckige Naturschutzgebietsschild mit der grünen Umrandung ist das allgemeingültige Erkennungszeichen an den Wegen.
Dennoch ist nicht immer ganz einfach auszumachen, wo genau ein Naturschutzgebiet beginnt und wo es aufhört, etwa wenn alte Schilder verwittern oder inoffizielle Pfade, die erst mit der Zeit durch Gebrauch entstanden, nicht gekennzeichnet sind. Ein Beispiel: Unser Foto zeigt einen "wilden" Zugang zum Naturschutzgebiet Zugmantel-Bandholz in Sandhausen. Er entstand, nachdem ein Baum entfernt wurde – der Baumstumpf mitten auf dem Weg steht noch.
Besucher des Gebietes, die abseits des Weges über die Sandrasen liefen, zeigten sich überrascht, als sie von dem zuständigen Naturschutzwart angesprochen wurden. Sie sagten, sie hätten keinen Hinweis auf ein Schutzgebiet gesehen. Der Landschaftspflegetrupp des Naturschutzreferates beim Regierungspräsidium Karlsruhe hat dieser Tage wieder zahlreiche Schilder erneuert und in vielen Gebieten zusätzlich Informationstafeln aufgestellt.
"Naturschutzgebiete schützen heißt Artenvielfalt erhalten", betont Raddatz. Im gesamten Regierungsbezirk Karlsruhe gebe es aktuell 229 Naturschutzgebiete mit knapp drei Prozent der Fläche des Regierungsbezirks. "Auf dieser vergleichsweise kleinen Fläche finden zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum", erläutert er.
Viele Arten seien empfindlich und auf ungestörte Rückzugsflächen angewiesen. Besonders kleinteilig sind die Rückzugsräume im Rhein-Neckar-Kreis. Hier sind auf 2,85 Prozent der Fläche insgesamt 50 Naturschutzgebiete ausgewiesen. Wo genau diese Areale liegen, lässt sich zum Beispiel mit der Handy-App "Meine Umwelt" des Landes Baden-Württemberg herausfinden. Die Anwendung zeigt, bei entsprechender Freigabe durch den Nutzer, den Standort im Gelände an und beinhaltet viele weitere Hintergrundinformationen zum ausgewählten Naturschutzgebiet.
Im Themenbereich "Erleben" finden Nutzer die Grenzen der Schutzgebiete, Wanderrouten außerhalb der Gebiete sowie Vorschläge für Lehrpfade und sehenswerte Punkte. So ist es möglich, auch außerhalb von Naturschutzgebieten einen Picknickplatz zu finden oder festzustellen, wo man mit Kindern ohne Einschränkung die Natur erkunden kann. Das Interesse an der Natur direkt vor der Haustür ist die Grundlage für den Schutz der heimischen Tiere und Pflanzen. Denn nur was man kennt, kann man schützen.
Info: Zusätzlich stellt auch der Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) Informationen zu den Naturschutzgebieten zur Verfügung. Auf Landkarten sind die jeweiligen Gebiete leicht zu finden. Abrufbar sind die Karten unter https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de