Müssen weichen: die Hybridpappeln. Foto: zg
Reilingen. (RNZ) Der Rundweg um den etwa neun Hektar großen und ursprünglich bis zu 22 Meter tiefen Reilinger See ist bei Spaziergängern sehr beliebt. Auf seiner Ostseite sind über 90 Pappeln zu stattlicher Höhe herangewachsen. Sie sollen jetzt in drei Abschnitten sukzessive gefällt werden. Mit den Fäll-Arbeiten für die ersten 32 Pappeln im südlichen Uferbereich haben die Forstwirte der Firma Fritz Scholl aus Graben-Neudorf begonnen.
Als Grund für die Fällungen nennt Bürgermeister Stefan Weisbrod vordringlich die Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde, aber auch den erheblichen Biomasseneintrag, der den vom Grundwasser gespeisten See übermäßig organisch belastet. Der Pappelbestand sei eine ernste Gefahr für das Ökosystem des Sees. Die einfachen Hybridpappeln besitzen keinen ausgewiesenen Schutzstatus. "Sie sind schon über 50 Jahre alt, Geäst und Stamm durch Fäulnis und Pilzbefall vielfach instabil", betont der Bürgermeister.
Immer wieder komme es bei starkem Wind zu Ast- und Stammbruch, so wie beispielsweise im Januar, als gleich zwei Baumriesen einem Wintersturm zum Opfer fielen. Allerdings hätten Gutachten zur artenschutzrechtlichen und ökologischen Wertigkeit das Vorkommen einer national streng geschützten Käferart, dem "Körnerbock" bestätigt. Um ihren Lebensraum zu erhalten, würden bis zu sechs Meter hohe Altholzwände errichtet.
Auch die potenzielle Habitatseignung für Fledermäuse, sowie Höhlen und freibrütende Vogelarten erfordere Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen in Form von Nisthilfen. Schließlich werde der Baumbestand nicht ersatzlos entfallen, sondern durch Schwarzerlen oder Schwarzpappeln als Ersatzpflanzung ersetzt. Erfreulicherweise seien die Angelsportfreunde dazu bereit, generell bei der Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen unterstützend mitzuwirken. Dass die Pappeln entfernt werden, ist auch ein großes Anliegen des Angelsportvereins. "Der See droht zu kippen", warnen die Angler schon seit Längerem.
Denn unterhalb der Sprungschicht in etwa acht bis neun Meter Tiefe ist nur noch sehr wenig, ab zehn Meter kein Sauerstoff mehr nachweisbar. An der tiefsten Stelle wurde der Seegrund schon nach 17 Metern erreicht. Ursprünglich war der See einmal 22 Meter tief. "Mittlerweile hat sich eine mehrere Meter dicke Schlammschicht unter anderem aus organischem Material abgelagert", erklärt ASV-Vorsitzender Helmut Berlinghof. Bodenproben zeigten einen schwarzen, nach Faulschlamm riechenden Gewässergrund, der auf einen unvollständigen biologischen Abbau unter Sauerstoffausschluss zurückzuführen sei.
"Etwa 1000 Kilo Biomasse produziert allein eine Pappel", macht Berlinghof den Handlungsbedarf angesichts von 92 Pappeln deutlich. Daher sei es dringend geboten, den Eintrag von organischem Material zu vermindern und den Eintrag von Sauerstoff aus der Luft zu fördern. Beides könne mit dem Entfernen der überalterten, windbruchgefährdeten Hybridpappeln erreicht werden. Gerade sie erzeugten ein schwer zersetzbares Laub, das die Eutrophierung des Sees fördere.