Rund 50 Wanderer protestierten gegen Windkraft im Odenwald. Foto: Katzenberger-Ruf
Von Karin Katzenberger-Ruf
Dossenheim/Schriesheim. "Erst ignorieren sie dich, dann belächeln sie dich, dann bekämpfen sie dich - und dann gewinnst du": An diese Lebensweisheit des indischen Widerstandskämpfers Mahatma Ghandi (1869-1948) hält sich der Verein "Lebenswerter Odenwald". Die Windkraftgegner aus Heiligkreuzsteinach und Wilhelmsfeld veranstalteten am Samstag zusammen mit der Bürgerinitiative "Rettet den Odenwald" eine Protestwanderung gegen Windräder vom Langen Kirschbaum zum Weißen Stein. Auf Bannern war das "Nein" gegen eine ihrer Meinung nach weitere Verschandelung der Kulturlandschaft im Odenwald mit all ihren Folgen gleich dreifach zu lesen.
Die Windkraftgegner geben nicht auf. Und doch scheinen sie derzeit eher einen aussichtslosen Kampf gegen Behörden und Entscheider zu führen. Irgendwie erinnert dass an Don Quijote, den Ritter von der traurigen Gestalt, der als Romanfigur des beginnenden 17. Jahrhunderts Windmühlen als Feinde ansah. Dass Windkraftanlagen von etwa 200 Metern Höhe zur "Schredderanlage" für Vögel wie Schwarzstorch, Rotmilan und Feldermaus werden könnten, war schon bei vielen Veranstaltungen ein Thema. Für Richard Leiner von der Bürgerinitiative "Retter den Odenwald" ist es nach wie vor ein "Irrsinn".
Ihn entsetzt vor allem das Desaster bei der vorläufigen Ausweisung neuer Standorte, bei denen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen entgegen des Staatsvertrags nicht zusammen arbeiten. Stattdessen gibt es seiner Schilderung nach drei Regionalpläne, die sich überlappen und miteinander konkurrieren. Bei der Kundgebung auf dem Weißen Stein mit anschließendem Vortrag und Diskussion in der Höhengaststätte stellte er nochmals klar, das die Gegner der Windkraftanlagen im Odenwald, im restlichen Baden-Württemberg und in ganz Deutschland nicht so schnell aufgeben werden: "Bundesweit sind das rund 1000 Gruppierungen. Mehr Bürgerprotest gibt es auf keinem anderen Gebiet", so Leiner.
Die meisten der rund 50 Teilnehmer bei der Protestwanderung dürften die Argumente (auch dahingehend, dass Windkraft bei der Energiegewinnung nur zwei Prozent ausmacht) schon gekannt haben. Eine Mountain-Biker-Gruppe, die für das Thema hätte sensibilisiert werden können, radelte kurz vor der Kundgebung weiter.
Der Wald rund um den Weißen Stein ist herrlich grün. Und doch erinnerte Martin Jacob aus dem Heidelberger Stadtteil Schlierbach an die Gefahren, die hier im Winter von einem Windrad ausgehen können: Eisschlag über Hunderte Meter. Er führte einige Gründe dafür an, warum so eine Anlage nicht in ein geschlossenes Waldgebiet gehört, das für die Menschen ein Ort der Erholung sein sollte.
Immer wieder war in seiner Rede von politischen Skandalen die Rede. Einiges legte er dem Nachbarschaftsverband zu Last. Etwa, dass er nach aktuellem Stand außer dem Langen Kirschbaum zwei weitere Standorte im Wald favorisiert - bei Schriesheim-Altenbach und in der Nähe der "Drei Eichen" zwischen Boxberg/Emmertsgrund und Gaiberg, dazu ein Standort in der Ebene zwischen Kirchheim und Leimen. Das ist ihm zu geballt aufeinander. Außerdem fühlt sich Marin Jacob, der Mitglied im Bezirksbeirat Schlierbach ist, von den politisch Verantwortlichen sowie vom Nachbarschaftsverband nicht richtig informiert, ja geradezu "ausgetrickst". Im gesamten Odenwald sollen über 400 Windkrafträder entstehen, was die Gegner noch irgendwie verhindern wollen.