Aus Briefkontakten hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Foto: zg
Eberbach-Unterdielbach/Schöna. (sha) Anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls erzählen RNZ-Leser ihre persönlichen Ost-/West-Geschichten. Heute von Marion Braun aus Unterdielbach.
Unsere Ost-/West-Geschichte begann vor über 40 Jahren. Ich war damals zwölf Jahre alt, als der Pfarrer unserer Kirchengemeinde anfragte, wer denn gerne eine Brieffreundschaft mit einem Mädchen aus der DDR beginnen möchte. Briefe schreiben war zu dieser Zeit noch modern und so holte ich mir eine Adresse.
Zufälligerweise hatte das Mädchen aus Schöna in der Sächsischen Schweiz den gleichen Vornamen wie ich. Eine Freundin von mir bekam vom Pfarrer ebenfalls diese Adresse. In den nächsten Jahren wurden viele Briefe und Päckchen hin und her geschickt und eine besondere Freundschaft über viele Kilometer hinweg begann.
Im Jahr 1984 war es endlich soweit, wir waren 18 Jahre alt und planten den ersten Besuch bei unseren Freunden in der DDR.
Unsere Eltern waren natürlich nicht begeistert, aber wir wagten die Reise ins Unbekannte. An der Grenze in Hof wurde unser Auto gründlich durchsucht und eine Langspielplatte mit Heimatliedern einbehalten. Auf der Rückfahrt bekamen wir diese aber glücklicherweise wieder zurück.
Endlich durften wir weiterfahren und kamen Stunden später in Bad Schandau an. War das eine Freude, als wir uns das erste Mal in den Arm nehmen durften. Unvergessliche Tage haben wir dort gemeinsam erlebt und eine wunderbare Freundschaft gefunden. Als die Grenze endlich geöffnet wurde, haben wir uns gegenseitig regelmäßig besucht. So entstand nicht nur eine Freundschaft zwischen einzelnen Personen, sondern eine große Ost-West-Familien-Freundschaft. Wenn wir heute zusammensitzen, schwärmen wir immer von den vielen Besuchen und unseren "alten Zeiten".
Info: Die Rhein-Neckar-Zeitung freut sich auf weitere Ost-/West-Geschichten – gerne mit Foto – unter den Mail-Adressen rhein-neckar@rnz.de und stefan.hagen@rnz.de. Die Geschichten werden in loser Folge veröffentlicht.