Der Oftersheimer Wochenmarkt auf dem Festplatz schrumpft immer weiter. Inzwischen sind dort nur noch drei Stände vertreten. Die Verwaltung will den Markt deshalb auf den Parkplatz gegenüber der Volksbank verlegen. Doch im Rat regt sich Widerstand. Foto: Lenhardt
Von Stefan Kern
Oftersheim. Eigentlich sollte die letzte Gemeinderatssitzung des Jahres schnell über die Bühne gehen. Gleich vier von zehn Punkten hatte die Verwaltung von der Tagesordnung genommen, um das Zusammentreffen angesichts der aktuellen Infektionslage so kurz wie möglich zu halten. Viel gebracht hat diese Maßnahme aber nicht. Im Gegenteil: Mehr als zweieinhalb Stunden tagte das Gremium in der Kurpfalzhalle. Schuld daran war eine ausufernde Diskussion über die Verlegung des Oftersheimer Wochenmarkts, die kein Ende zu nehmen schien. Letztendlich musste der Beschluss sogar vertagt werden. Bürgermeister Jens Geiß und einige wenige Ratsmitglieder waren darüber sichtlich irritiert.
Die Verlegung des Wochenmarkts vom Festplatz auf den Parkplatz gegenüber der Volksbank ist seit Monaten im Gespräch. Doch bisher wurde das Projekt immer auf die lange Bank geschoben. "Dabei ist bekannt, dass es dem Markt nicht gut geht", sagte der Bürgermeister. Mit der Kündigung des Gemüsehändlers Michael Klever verbleiben auf dem Oftersheimer Wochenmarkt nur noch drei Marktbeschicker: ein Käsestand, ein Anbieter von Fleisch und Wurst und ein Stand mit griechischen Spezialitäten.
Darüber hinaus sei der Standort auf dem Festplatz mindestens suboptimal, so Geiß. Ohne Laufkundschaft gerate der Wochenmarkt dort ins Abseits – und die Kommune laufe Gefahr, den Markt ganz zu verlieren. Die Verwaltung schlug vor, den Wochenmarkt auf den Parkplatz gegenüber der Volksbank zu verlegen. Hierfür, so Geiß, müsste ein Stromanschluss geschaffen werden – was aber keine große Hürde darstellen würde. Den neuen Anschluss könne man sogar für andere Veranstaltungen wie das Ortsmittefest gut gebrauchen.
Darüber hinaus könnte die Verwaltung zugleich den Netzanschluss für eine Elektro-Ladesäule mit zwei Ladepunkten einrichten. Alles zusammen würde die Kommune knapp 25.000 Euro kosten. Der Bürgermeister schlug vor, die Elektroarbeiten nun zu beschließen und im Januar noch einmal über die Verlegung des Markts zu diskutieren. Patrick Schönenberg (Grüne) wollte die Elektroarbeiten trotzdem separat beschließen. Geplant seien der Netzanschluss am Marktplatz (knapp 2800 Euro), der Verteilerschrank am Marktplatz (rund 5000 Euro), ein Netzanschluss für die E-Ladesäule (etwa 2300 Euro) und die Ladesäule selbst für knapp 15.000 Euro. Die ersten beiden Punkte könne man bis zum Entscheid über den Wochenmarkt verschieben und nur die E-Ladesäule auf den Weg bringen.
Dann müsse aber der Boden – je nach Entscheid – zweimal aufgerissen werden, gab Geiß zu Bedenken. Etwas konsterniert forderte Peter Pristl (FDP), man solle doch alles in einem Rutsch entscheiden. Sowohl die Ladesäule als auch der Markt seien an dieser Stelle gewollt. Das stimmte so allerdings nicht.
Für Jens Wagenblast (CDU) war die Standortfrage noch nicht geklärt. Auch Michael Seidling (FW) wollte sich noch nicht entscheiden. "Wäre nicht auch der Schulhof, direkt neben dem Festplatz hinterm Rathaus gut geeignet?", wollte er wissen. Damit würde der Markt aber wieder ins Abseits gedrängt, betonte Geiß. "Das Ziel, mehr Laufkundschaft zu generieren, hätte sich damit erledigt." Die SPD hatte vor wenigen Tagen eine Umfrage zum Wochenmarkt lanciert. "Wir hoffen, so Impulse zu bekommen, um die beste aller Lösungen zu finden", sagte Jens Rüttinger. Schon jetzt, so der SPD-Mann, gebe es Vorschläge "an die noch niemand von uns gedacht hat".
Auch Tillmann Hettinger (CDU) plädierte dafür, die Umfrageergebnisse abzuwarten. Rüttinger beantragte daraufhin, den ganzen Tagesordnungspunkt zu vertagen. Dafür fand sich jedoch keine Mehrheit in dem Gremium. Bei fünf Enthaltungen wollten elf gegen fünf Ratsmitglieder getrennt über Strom und Standort entscheiden. Bei zwei Enthaltungen stimmten die Räte mit 15 Nein- und 4 Ja-Stimmen gegen den Netzanschluss am Markt. Nur die Elektro-Ladesäule wurde mehrheitlich beschlossen. Über das weitere Vorgehen diskutiert der Rat dann im nächsten Jahr.