Das Feinstaubmessgerät besteht aus mehreren Kabeln und Sensoren. Foto: zg
Von Volker Knab
Oftersheim. Ins Rollen brachte die ganze Sache ein Bürger aus Oftersheim, der in der Nähe der Heidelberger Straße wohnt. Er war es, der den Ortsverband der Grünen in Oftersheim dazu bewog, ein kostengünstiges Netzwerk zur Erfassung der Feinstaubbelastung im Ort aufzubauen. Vor Kurzem fand nun der erste Workshop zum Bau eines solchen Feinstaub-Messgeräts statt. Die RNZ hat mitgebastelt. Acht Männer sind zu dem Kurs im Fraktionszimmer der Grünen im Rathaus gekommen - die Altersspanne reicht von Mitte 20 bis Mitte 50. Die meisten sind Mitglieder im Ortsverband. Das merkt man an der herzlichen Begrüßung. Man kennt sich, tauscht sich kurz über das bevorstehende Wochenende aus.
Der erste Termin entfiel, weil Teile für den Bausatz eines Feinstaubfilters noch nicht da waren. Das Material hatte der Ortsverband nämlich in China bestellt. Das sei günstiger und werde auch in der Bausatzanleitung im Internet so empfohlen. "Da war wohl ein Container nicht rechtzeitig angekommen", witzelt Daniel Cloutier. Er leitet den Workshop gemeinsam mit Patrick Alberti, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Oftersheimer Gemeinderat.
Bevor es los geht, erklärt Alberti, warum er und seine Mitstreiter den Workshop anbieten. Der Auslöser sei die Anfrage eines Bürgers im vergangenen Winter gewesen. Er wollte von den Oftersheimer Grünen wissen, wie hoch die Feinstaubbelastung im Ort sei. Denn wenn viele Autos durch die Heidelberger Straße fahren, müsse er seine Fenster putzen.
Patrick Alberti nahm sich dem Thema an. Aber weder das Umweltamt der Gemeinde noch das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises oder die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hätten ihm weiterhelfen können, erzählt er. Die Messstationen in der Nähe - etwa in Heidelberg, Mannheim oder Wiesloch - lieferten keine aussagekräftigen Daten für Oftersheim.
Patrick Alberti (2.v.r.) und David Daniel Cloutier (3.v.l.) vom Oftersheimer Grünen-Ortsverband leiteten den Kurs. Foto: zg
"Da war uns klar, dass wir selbst tätig werden müssen", betont Alberti. Hilfe und ein Bau-Modell für ein günstiges Feinstaub-Messgerät fanden sie im Internet auf der Seite der Stuttgarter Firma OK Lab. "Die Bauteile haben den Ortsverband pro Feinstaubfilter zwischen 30 und 40 Euro gekostet", berichtet Alberti. Großes technisches Können braucht man für das Zusammenbasteln nicht. Die einzelnen Teile sind auf dem großen Tisch im Fraktionszimmer ausgebreitet. Im Wesentlichen ist das der dreiteilige Feinstaubsensor, der unter anderem Temperatur und Luftfeuchtigkeit misst. Hinzu kommen ein Schlauch, Kabel, ein USB-Anschluss und zwei Plastikröhren. Sie werden zusammengesteckt und bilden die Schutzhülle, die das Feinstaubmessgerät vor Wind, Regen oder Schnee schützt. Die Öffnungen der Rohre werden mit Insektenschutzgitter bespannt - damit keine Spinnen, Käfer oder Ameisen hineinkrabbeln.
Die Teilnehmer des Workshops helfen sich gegenseitig. Wenn es mit dem Zusammenstecken mal nicht gleich funktioniert, springt der Nachbar ein. Etwas kniffelig wird es, wenn man die einzelnen Teile in die Rohre stecken muss, ohne dass sich die zusammengesteckten Kabel trotz Kabelbinder wieder lösen. Nach etwas mehr als einer Stunde sind alle fertig, und Patrick Alberti checkt an seinem Laptop, ob die neuen Feinstaub-Messgeräte auch funktionstüchtig sind. Zuhause wird der Feinstaubsensor dann ans Stromnetz angeschlossen. Mit einem Endgerät, PC oder Laptop, verbindet man das Gerät mit dem Internet, konfiguriert den Sensor und schließt ihn ans Heimnetzwerk an. Anschließend überträgt man die eigenen Messergebnisse an eine Online-Datenbank.
Die Grünen wollen so ein Netzwerk mit vielen kleinen Messstellen errichten, die über ganz Oftersheim verteilt sind. Wenn alles gut eingerichtet ist, soll es einen weiteren Workshop geben.
Info: Die Anleitung für den Bau eines Feinstaubsensors gibt es im Internet unter www.luftdaten.info/feinstaubsensor-bauen. Wie sauber die Luft in Oftersheim ist, kann man unter folgender Adresse einsehen: https://deutschland.maps.luftdaten.info