Blick auf das Teilnehmerfeld der Ausfahrt des Radtreffs Rhein-Neckar im vergangenen Jahr. Foto: zg
Von Nikolas Beck
Nußloch. Für Rolf Heutling ist es eine Herzensangelegenheit. Den Radtreff Rhein-Neckar im Pandemie-Jahr ausfallen lassen? Das kam für den 74-Jährigen nicht infrage. Auch wenn der eigentlich geplante Termin im Juli verschoben werden musste, ganz egal, wie viel Mehraufwand die Durchführung für den Organisator diesmal bedeutet – am kommenden Sonntag ist es so weit: Hunderte Rennradfahrer treffen sich um 9 Uhr am Racket Center in Nußloch, um gemeinsam in die Pedale zu treten.
"Die Resonanz zeigt mir, wie sehr sich die Teilnehmer darauf freuen", sagt Heutling. "Nicht, weil sie an einem Megaevent teilnehmen wollen", stellt er klar, "sondern weil sie gemeinsam an der Luft ihrem Sport frönen wollen".
Das Konzept der Veranstaltung, die vom Verein Radsport Rhein-Neckar angeboten wird, ist so einfach wie erfolgreich: Hobby-Rennfahrer bekommen die Gelegenheit, einmal wie die großen Stars bei der Tour de France unterwegs zu sein: im geschlossenen Verband, auf einer abgesperrten Straße ohne Ampeln und Kreuzungen. Das lockt inzwischen nicht nur hiesige Pedaleure an. "Der Teilnehmer mit der weitesten Anreise schaut extra für die Veranstaltung aus Wien vorbei", freut sich Heutling. "330 Rennfahrer sind dabei, kurzfristige Meldungen aufgrund der strengen Auflagen in diesem Jahr aber leider nicht mehr möglich", berichtet er.
Mit der Teilnahme tut jeder Sportler Gutes. Das Antrittsgeld wird wieder zu 100 Prozent an wohltätige Zwecke gespendet, die Gesamtsumme von Manfred Lautenschläger zuvor großzügig aufgerundet. In der Gebühr enthalten ist nicht nur die Verpflegung während der Pausen in Gochsheim und Bruchsal sowie der anschließenden Pasta Party im Racket Center (auf dem Freigelände). Sondern auch ein Trikot vom Sponsor MLP und diesmal auch ein Mund-Nasen-Schutz, der nur während der Fahrt abgesetzt wird.
Wenngleich es sich beim Radtreff um eine gemeinsame Ausfahrt und kein Radrennen handelt, wie Heutling betont: Wer sein Training in Zeiten von Einschränkungen und Home Office vernachlässigt hat, wird Probleme bekommen. Das Streckenprofil mit rund 125 Kilometern und über 1000 Höhenmetern ist anspruchsvoll.
Nach dem Start geht es über Östringen und Odenheim in Richtung Eppingen weiter nach Gochsheim. Danach führt der Weg über Ober- und Untergrombach nach Bruchsal, wo das Feld vom "Radsport Team Kraichgau" bewirtet wird. Über Forst, Zeutern, Malsch, St. Leon-Rot und Walldorf geht es wieder zurück zum Racket Center, wo gegen 16 Uhr der 23. Radtreff seit 1998 ein Ende findet. "Das Vierteljahrhundert mache ich voll", schmunzelt Initiator Heutling. Der Radtreff ist für ihn – und inzwischen ganz viele andere auch – nun mal eine Herzensangelegenheit.