Noch prägt Industrie das Bild: Die Schwetzinger Firma Pfaudler ist dabei, umzuziehen. Auf das Areal kommen Wohnhäuser. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Schwetzingen. Die Schwetzinger Firma Pfaudler steckt mitten im Umzug. Bis Ende des Jahres will man die Fabrik an der Scheffelstraße nach Waghäusel in modernere und kompaktere Hallen verlagert haben. Dann ist in Schwetzingen, unweit der Innenstadt, ein knapp sieben Hektar großes Areal frei geräumt, das als Wohnquartier entwickelt werden soll.
Schwetzingen benötigt dringend zusätzlichen Wohnraum, wie Oberbürgermeister René Pöltl immer wieder betont. Ganz besonders benötigt die Spargelstadt bezahlbaren Wohnraum. Jetzt erfolgte im Palais Hirsch eine erste Bürgerveranstaltung, zu welcher der Grundstückseigentümer, Investor und Projektentwickler Epple GmbH aus Heidelberg eingeladen hatte. Rund 100 Schwetzinger waren gekommen, um sich an der ersten Ideenfindung für die Ausgestaltung des Pfaudler-Areals zu beteiligen.
Oberbürgermeister Pöltl begrüßte die Besucher, und Andreas Epple sowie der Architekt Wolfgang Riehle stellten die Rahmenbedingungen und den "Masterplan" für die Bebauung des Geländes vor. Das Areal hat einen fast dreieckigen Zuschnitt und wird im Osten von der Bahnstrecke begrenzt.
Im Süden bildet die viel befahrene Südtangente die Grenze, und im Westen sind ein Gewerbegebiet und Einkaufsmärkte die Nachbarn. Schon alleine das zeigt, dass sich Verwaltung, Architekten und Planer mit dem Thema Lärm intensiv auseinander setzen müssen. Eine Randbebauung soll das spätere Wohngebiet gegen den Schall schützen.
Die Ausrichtung der Gebäude und ihrer Bewohner soll dann ins Zentrum der Areals weisen. Das gesamte Wohngebiet soll einen städtischen Charakter aufweisen. Von "Schwetzinger Urbanität" sprach in diesem Zusammenhang der Oberbürgermeister. Gemeint ist damit ein urbaner Wohnbereich mit allen notwendigen Dienstleistungen, aber mit ökologischer und grüner Ausprägung.
Alle Autos der Bewohner sollen in Tiefgaragen untergebracht werden, die von außerhalb des Areals angefahren werden können. Das Wohngebiet selbst soll oberirdisch weitgehend autofrei bleiben und in seinem Zentrum einen grünen Park erhalten.
Man habe drei Architekturbüros mit der Entwicklung von Teil-Konzepten beauftragt, so Epple. Das soll die Vielgestaltigkeit des Areals fördern. Die Landschaftsplanung zwischen den Gebäuden bleibt aber in der Hand einer Gartenarchitektin. Die Anbindung des neuen Wohngebiets soll durch einen "Brückenschlag" über die Bahngleise erfolgen. Eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke soll die Wege zur Schwetzinger Innenstadt so kurz wie möglich machen.
Die Stadt Schwetzingen werde sich an dem Projekt durch den Ankauf von Miet- und Eigentumswohnungen beteiligen. "Damit bekommen wir die Preisgestaltung in die eigene Hand", sagte Pöltl. Man habe sich im Gemeinderat darauf geeinigt, dass mindestens 20 Prozent der Wohnfläche als bezahlbarer Wohnraum angeboten werden soll. Und als bezahlbar bezeichnete Pöltl Mieten, die unter dem Schwetzinger Mietdurchschnitt von etwa 8,50 Euro je Quadratmeter liegen.
Die bisherigen Hallen der Firma Pfaudler sollen mit Teilen ihrer Fassade erhalten bleiben und dem Gebiet einen unverwechselbaren Charakter geben. Eine Besonderheit des Wohngebiets soll eine künstlerische Ausrichtung sein. Dazu gehören ein Kunst-Kindergarten und ein Kunstmuseum für Kinder.
Die Ergebnisse der jetzt erfolgten, sehr frühzeitigen Bürgerbeteiligung sollen nach ihrer Auswertung und Aufarbeitung im Internet dokumentiert werden und als Grundlage des weiteren Bürgerbeteiligungsprozesses dienen.