Mit dem Schloss als historischem Grund für rollende Lichträder und Effekte, die einem den Atem raubten: "Monnem Bike – Die Show" begeisterte das Publikum. Foto: kib
Von Kirsten Baumbusch
Mannheim. Wenn es einen Himmel für Erfinder gibt, dann muss Karl Drais dort am Wochenende Freudensprünge vollführt haben. Mit "Monnem Bike - Die Show" im Ehrenhof des Schlosses und zuvor der 2. Radsternfahrt der Metropolregion wurden mit mehr als 3000 Begeisterten "200 Jahre Fahrrad" in dessen Geburtsstadt gefeiert. Fahrradakrobaten, Fahrradverrückte sowie moderne Tanzperformance gepaart mit Lichtspektakel, Musik und einer unglaublichen Geschichte huldigten dem badischen Genie, dem zu Lebzeiten die Anerkennung dafür versagt geblieben war, dass er den Urknall der Mobilität geschafft hatte.
Das Konzept der städtischen Geschäftsstelle Radjubiläum, im Schlussspurt auf Regionalität zu setzen, ging voll und ganz auf - zumal auch Petrus ein Herz für Erfinder zeigte. "Die Gala wurde von Mannheimern arrangiert, inszeniert sowie komponiert und ist als Hommage an die Stadt Mannheim, den Erfindergeist seiner Menschen und die Verbindung des ‚Monnem Bike‘ mit der Welt zu sehen", bilanzierte der Leiter der Geschäftsstelle, Axel Bentz zufrieden.
Zuvor rollte die 2. Radsternfahrt durch die Region; älteste Teilnehmerin Gertrud de Vries (94). Foto: kibOlaf Ginter, Projektleiter der Eventagentur "pro event live communication" aus Heidelberg, strahlte am Ende ebenfalls übers ganze Gesicht. Sein Ziel war es, mit den 300 Beteiligten vor, auf und hinter der Bühne das Publikum in Gegenwart und Zukunft der Radkultur zu entführen, und er wünschte sich vor allem eines: "Die Mannheimer sollen künftig mit Stolz sagen, ich komme aus der Stadt, in der das Fahrrad erfunden wurde".
Schon am Nachmittag hatten viele Drahteselfreunde aus Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz die Stadt als Ziel erkoren. Aus Neustadt an der Weinstraße, Germersheim, Worms, Bensheim und Schwetzingen hatten sie sich auf die bis zu 50 Kilometer lange Strecke aufgemacht. Ihnen schlossen sich in Speyer, Ludwigshafen, Schifferstadt, Heidelberg, Viernheim und Heddesheim Gleichgesinnte an, um am Ende in einer großen Fahrradparade durch Mannheim zum Schloss zu radeln.
Mit von der Partie auch Wiltrud Rohrschneider und ihre 94-jährige Mutter Gertrud de Vries aus Schwetzingen. Ein sogenanntes Stufentandem brachte die beiden in zügigem Tempo voran. Trotz Regenschauer waren sie unerschrocken unterwegs. Für beide ist das Rad eine wunderbare Möglichkeit, gemeinsam mobil zu sein, die Schönheit der Region zu erkunden und sich ihre Fitness zu erhalten.
Hoch zufrieden war auch Michael Fröhlich, der Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Heidelberg/Rhein-Neckar, der mit seinem Team knapp 80 Teilnehmende auf der Strecke von Schwetzingen über Heidelberg, Ladenburg und Heddesheim sicher nach Mannheim führte. "Endlich gehört die Straße mal den Fahrrädern", jubelte eine Radlerin, als der bunte Pulk an den wartenden Autos vorbeirollte.
Und tatsächlich, gehupt wurde kaum, stattdessen gab es Winkewinke aus Fahrzeugen und vom Straßenrand für die regionale Radparade. Für Fröhlich sind solche Veranstaltungen immer auch ein Signal für mehr Radverkehr. Dass da im Jubiläumsjahr deutliche Fortschritte gemacht wurden, gibt er unumwunden zu, auch wenn es jetzt seiner Ansicht nach darum gehen muss, das Ganze nachhaltig im Bewusstsein zu verankern.
Im Mannheimer Schlosshof erwartete die Radler aus der Metropolregion, die zum Teil tapfer dem Regen getrotzt hatten, Verpflegung und ein kleines Unterhaltungsprogramm, das die Wartezeit bis zu "Monnem Bike - Die Show" verkürzte. Als dann um 20.45 Uhr, bei völliger Dunkelheit, der erste Spot auf die "Monnem Schnut" Barbara Zechel fiel, ließen sich alle von der zauberhaften Stimmung und den wunderbaren Klängen entführen. Karl Drais, der Unglückselige zu Lebzeiten, bekommt von den Schicksalsgöttinnen präsentiert, was aus seinem Laufrad geworden ist. Dabei wurde das Schloss selbst zum spektakulären Akteur, ein historischer Hintergrund für rollende Lichträder und Effekte.
Das hingerissene Publikum begab sich mit dem Genie auf eine Zeitreise von der Vergangenheit 1817, über eine pulsierende Stadtgegenwart bis hin in eine bunte Zukunft. Und nicht nur ihm dürfte ob der Vielfalt der Spielarten seiner Erfindung mitunter der Atem weggeblieben sein. Ob Hochrad, Tandem, Bonanza-Rad, Rikscha oder Liegerad, die Parade der Velos schien kein Ende nehmen zu wollen. Kunstradfahren von höchstem Niveau wechselte sich ab mit spektakulären Sprüngen der BMX-Fahrer. Eine rundum gelungene Show!