Ndeye Seye mit Stationsarzt Steffen Grüninger (l.) und Operateur Professor Robert Mischkowski. Foto: Bühler
Von Gerhard Bühler
Ludwigshafen.Im November hat die Rhein-Neckar-Zeitung mit einem Spendenaufruf um Hilfe gebeten für die 19-jährige Ndeye Seye aus dem Senegal. Die junge Frau litt unter einem monströsen Tumor am Unterkiefer. Mehrmalige Operationen in ihrem Heimatland konnten den schnell wachsenden Tumor nicht stoppen. Die Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Klinikum der Stadt Ludwigshafen wollte Ndeye helfen und hat ihr eine Operation in Deutschland angeboten. Durch Spenden auch von RNZ-Lesern wurde der Restbetrag von 10.000 Euro für die OP und medizinische Behandlung aufgebracht.
Am 12. Dezember wurde die junge Frau von Professor Robert Mischkowski, dem Chefarzt der Klinik, operiert. "Ich bin sehr glücklich jetzt", sagte Seye am Tag ihrer Entlassung im RNZ-Gespräch und ließ dabei ihren Tränen freien Lauf. "Die OP hat ein gutes Ergebnis gebracht", äußerte sich Mischkowski eher bescheiden angesichts des phänomenalen Erfolgs seiner Arbeit.
Das Mädchen hatte eine jahrelange Leidenszeit hinter sich gebracht. Im Alter von zehn Jahren bildete sich an ihrem Unterkiefer ein Tumor, der immer größer wurde. Nach Aussagen der behandelnden Ärzte ist dieser zwar "gutartig", er bildet keine Metastasen. Doch er zeigte ein aggressives Wachstum. Zweimal sei sie in Dakar bereits operiert worden, erzählte Ndeye. Eine Heilung war dort aber nicht möglich. Über eine Hilfsorganisation im Senegal und den gemeinnützigen Verein Initium-Care für medizinische Hilfe in Afrika kam der Kontakt zum Ludwigshafener Klinikum zustande. Am Tag vor dem Heimflug war Seye noch sehr geschwächt und wog kaum mehr als 48 Kilogramm. Durch den riesigen Tumor, der den ganzen Unterkiefer samt Zähnen überwuchert hatte, konnte sie nicht kauen und nur wenig essen. Auch die Lautbildung war stark eingeschränkt, sie konnte kaum noch sprechen.
In einer zehnstündigen Operation war es Kiefer- und Gesichtschirurg Mischkowski zunächst gelungen, den etwa vier Kilogramm schweren Tumor zu entfernen. Vom Unterkieferknochen sei kaum noch etwas vorhanden gewesen, berichtete der Arzt. "Der neue Kieferknochen kam aus dem Wadenbein, sonst hätte das nicht funktioniert", beschrieb der Operateur sein Vorgehen. Vermessen, hergestellt und angepasst wurde am Klinikum ein neuer Unterkiefer aus Knochen und Metall mithilfe moderner High-Tech-Verfahren. Jetzt muss zunächst alles richtig verheilen.
Wie Mischkowski sagte, würde er der jungen Frau in sechs Monaten gerne in einer weiteren Operation wieder Zähne, also Zahnimplantate, in den zahnlosen Unterkiefer einsetzen. "Ich hoffe, dass es klappt und sie dann wiederkommt", meinte der Chirurg. Auch für diese OP werden wieder rund 18.000 Euro fällig. Nur wenn das Geld da ist, erhält Seye ein Visum. Noch einmal wird sie daher auf die Unterstützung von Hilfsorganisationen und Spenden angewiesen sein. Ausgestattet mit einem "normalen" Gesicht und Zähnen zum Essen und Sprechen, hätte die 19-Jährige dann wohl zum ersten Mal tatsächlich die Chance auf ein glückliches Leben.