Das in die Jahre gekommene Rathaus-Center im Herzen Ludwigshafens soll komplett abgerissen werden. Foto: Gerold
Von Alexander Albrecht
Ludwigshafen. Die Hochstraße Süd wird abgerissen und wieder aufgebaut, die Hochstraße Nord durch eine ebenerdige Stadtstraße ersetzt. Rathaus und Rathaus-Center werden plattgemacht, ein neues Verwaltungsgebäude entsteht. Und dann ist da noch das Städtebauprojekt "City West". Es tut sich viel in Ludwigshafen, und alles hängt miteinander zusammen.
Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck will das Tempo hochhalten. Denn am Ende geht es auch um Kosten und die Finanzierung. Und Zeit ist bekanntlich Geld. Die SPD-Politikerin hat am Montag vor der wegweisenden Sondersitzung des Stadtrats ein komplexes Entwicklungskonzept vorgestellt, das die Chemiemetropole grundlegend verändern wird. Die RNZ erklärt die Projekte und was sie miteinander zu tun haben.
Hochstraße Süd: Ein großer Teil der Rheinquerung, die sogenannte Pilzhochstraße, wird seit Ende vergangenen Jahres abgerissen. Bis Mitte Oktober soll das Teilstück dem Erdboden gleichgemacht worden sein, anschließend dauert es voraussichtlich noch vier Wochen, ehe der Bauschutt abtransportiert ist. Bereits seit einer Woche fahren wieder Autos, Straßenbahnen und Radler unter der Brücke. Der Stadtrat hat am Montagabend Planungsleistungen für die neue Pilzhochstraße vergeben. Die eigentlichen Bauarbeiten beginnen laut Steinruck wohl Mitte 2023 und dauern rund zweieinhalb Jahre. An Höhe und Verlauf der Straße ändert sich nichts. Spätestens 2026 soll die Strecke wieder befahrbar sein. Parallel dazu lässt die Stadt mit der "Weißen Hochstraße" einen weiteren Abschnitt der Südtrasse sanieren. "Es wird hier definitiv keinen weiteren Abriss geben", sagte Baudezernent Alexander Thewalt.
Hochstraße Nord und Stadtstraße: Ähnlich marode wie die Süd- ist auch die Nordtrasse. Fangnetze verhindern, dass Betonbrocken auf die Straße fallen, sich Autofahrer, Radler und Spaziergänger verletzen. Die Hochstraße Nord verbindet Ludwigshafen mit der Kurt-Schumacher-Brücke in der Nachbarstadt Mannheim. Bereits vor sechs Jahren hat die Stadt beschlossen, die Querung durch eine ebenerdige, 860 Meter lange Verbindung zu ersetzen. Eine aufwendige Reparatur wäre zu teuer.
Bislang geht das Rathaus von einer knapp achtjährigen Bauphase aus, in viereinhalb davon sind nach Ansicht der Planer massive Verkehrsbeeinträchtigungen zu erwarten. Die Stadt ist aber guter Dinge, die Bauzeit zu verkürzen. Dazu müsste die neue Verbindung um zehn bis 15 Meter in südliche Richtung verlegt und das Rathaus-Center – Einkaufszentrum und Verwaltung in einem Komplex – nicht nur zum Teil, sondern komplett abgerissen werden. Der Vorteil: Die Stadtstraße könnte gebaut werden, während parallel für einige Zeit noch der Verkehr auf der Hochstraße Nord rollt.
Das Problem: Die Verlegung der Strecke wirkt sich auf das Planfeststellungsverfahren aus, was wiederum zu erheblichen Verzögerungen führen könnte. "Deshalb habe ich bereits Gespräche mit dem Land aufgenommen", sagte Steinruck. Die Oberbürgermeisterin hofft, dass mit dem Bau der Stadtstraße vielleicht schon vor 2026 begonnen werden kann. "Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können. Aber wir versprechen, dass wir im Rahmen der Möglichkeiten des Planfeststellungsverfahrens und auf Basis der politschen Beschlüsse alles tun, um Beeinträchtigungen zu reduzieren", sagte Steinruck. "Dann allerdings müssen wir jetzt entscheiden, sonst verlieren wir Zeit – Zeit, die wir nicht haben." Die recht breit angelegte Stadtstraße wäre in beide Richtungen zweispurig. Einem Radschnellweg erteilte Steinruck eine Absage. Dies würde die Planungen aufgrund der Vorgaben erheblich verzögern.
Das Rathaus-Center: Der Gebäudekomplex ist baulich stark mit der Hochstraße Nord verknüpft. Teile des Centers liegen direkt unter der Querung. Der Stadtrat hat am Montagabend einstimmig beschlossen, die von der Stadt 2019 erworbene Immobilie komplett abzureißen. Das Center ist stark renovierungsbedürftig, fast alle Verwaltungsbediensteten haben den Rathausturm aufgrund fehlender Fluchtwege im Falle eines Brands verlassen und sind umgezogen.
Das Einkaufszentrum stellt Ende 2021 den Betrieb ein. Ein Teil der Geschäfte könnte in der Ludwigstraße oder in der Rhein-Galerie unterkommen, damit die Nahversorgung gewährleistet bleibt. Wo das neue Rathaus gebaut wird, ist noch offen. Ein möglicher Standort ist auf dem Areal entlang der Stadtstraße, die sogenannte City West. Gutachter schätzen die Kosten für den Neubau auf rund 300 Millionen Euro.
Die "City West" soll eine "lebenswerte Oase" mit Wohnungen, Büros und Grün werden. Die Planungen stehen noch am Anfang. Die meisten Grundstücke gehören der Stadt. "Wir wollen aber nicht jeden Euro aus dem Quadratmeter quetschen", kündigte Steinruck an und sprach sich gegen eine enge Bebauung aus.
Die Kosten: Dazu hielten sich Steinruck und Thewalt weitgehend bedeckt. Es zeichne sich aber ab, dass mit Kostenreduzierungen im hohen zweistelligen Millionen-Bereich zu rechnen sei – wenn die Verwaltungspläne die politischen Gremien passierten und mit dem Flächennutzungsplan zu vereinbaren seien. Steinruck appellierte an den Bund und das Land Rheinland-Pfalz, der hoch verschuldeten Stadt finanziell zu helfen.