Kugelschreiber über Kugelschreiber: Ein ganzer Konferenztisch voller Pakete, Päckchen, Briefkuverts und Einzelexemplare für Opa Karlchen. Foto: Peter Dorn
Von Stefan Hagen
Rhein-Neckar. "Kugelschreiber über Kugelschreiber, und es werden immer mehr." Redaktionssekretärin Beate Mayer kann es kaum fassen. Auf ihrem Schreibtisch stapeln sich Pakete, Päckchen, Briefkuverts und Einzelexemplare für Opa Karlchen aus Niedersachsen, der diese Schreibutensilien leidenschaftlich sammelt. Kurz vor Weihnachten hatte der 73-Jährige unter anderem die RNZ angeschrieben und um einen Kugelschreiber mit Werbeaufdruck gebeten, der sofort gen Niedersachsen geschickt wurde.
Aus diesem einen Exemplar sind mittlerweile exakt – Stand Freitag, 14 Uhr – 1042 geworden. Denn nachdem die RNZ über Opa Karlchen berichtet hatte, meldeten sich zahlreiche Leser, die den Sammler gerne unterstützen wollten. Seither liegen beinahe täglich Kugelschreiber im Verlagsbriefkasten, die dann bei Beate Mayer landen.
"Da sind alle Farben und Größen darunter", sagt sie. "Dicke, dünne, lange und kurze, mit dem üblichen Druckknopf oder mit einer Verschlusskappe wie bei einem Füllfederhalter." Werbeaufschriften gebe es von A bis Z: Von Apotheken, Banken, Bundesländern, Firmen jeglicher Branchen, Handwerksbetrieben, Hotels, Kliniken, Kugelschreiber-Herstellern, Lebensmittelgeschäften, Parteien (und deren Kandidaten), Restaurants, Städten, Tankstellen, Telefongesellschaften, Tier- und Umweltschutz-Organisationen, Vereinen jeglicher Art, Versandhäusern, Versicherungen, Volkshochschulen bis hin zu Zustelldiensten.
So hatte alles angefangen: Die RNZ schickte Opa Karlchen den gewünschten Kugelschreiber. Foto: LinkDann nennt Mayer einige markante Beispiele: "Ein großer dicker Kuli von der Volksbank – wohl zur Fußball-WM 2014 entstanden – als Griffleiste schwarz-rot-goldene Rillen in den Farben der Deutschlandfahne und als Druckknopf thront oben ein zwei Zentimeter großer Fußball. Dann ein schlanker Kuli von der Volksbank/Raiffeisenbank mit umlaufenden Euro-Scheinen und -Münzen. Vielleicht zur Euro-Einführung 2002 in Umlauf gebracht", vermutet sie.
Außerdem ins Auge gestochen sind ihr ein dunkelroter Kuli mit zwölf silberfarbenen, umlaufenden Tierspuren von der Organisation "Vier Pfoten" sowie ein aus Holz geschnitzter Kuli, in dessen Mitte ein Kanal für eine normal große Mine gebohrt wurde, von "Hessen-Forst". Sogar ein "KugelschreiBähr" ist unter den eingeschickten Exemplaren. Durch den umlaufenden Schriftzug erfahre man mehr über den Werbenden: "Bähr Verpackungsmittel".
Über den Spruch "Wir machen auch Hausbesuche – Ihre Steuerfahndung" auf einem der Kugelschreiber habe sie herzhaft gelacht, sagt Beate Mayer. Richtig schön sei auch das Exemplar mit Psalm 23 "Der Herr ist mein Hirte" als Aufdruck, das von einer Dame aus Heidelberg eingeschickt worden sei.
Einigen Päckchen habe ein persönliches Schreiben an Opa Karlchen beigelegen, erzählt Mayer. "Hallo, Opa Karlchen, ich habe den Bericht in der RNZ gelesen. Daraufhin habe ich meine Schubladen ausgeräumt und Einiges gefunden, das für Sie etwas sein könnte und Ihnen Freude macht", sei beispielsweise zu lesen gewesen. Besonders beeindruckt habe sie eine 85-jährige Dame aus Heidelberg. "Sie hat ihre eigene Sammlung aufgelöst und 100 Kulis für Opa Karlchen zur Verfügung gestellt", sagt Beate Mayer.
Rund 17.000 Exemplare habe er bislang gesammelt, hatte der Niedersachse der RNZ erzählt – jetzt werden es auf einen Schlag über 18 000 werden. Da wird Opa Karlchen also mächtig Augen machen, wenn das große Paket mit den Kugelschreibern der RNZ-Leser bei ihm ankommt ...