Bürgermeister Jürgen Kappenstein (l.) verabschiedete Polizeihauptkommissar Marc Degner (2.v.l.) und begrüßte Polizeihauptkommissar Udo Samland (2.v.r.) als neuen Leiter. Mannheims Polizeidirektor Bernd Bühler lobte beide Kollegen. Foto: Lenhardt
Von Stefan Kern
Ketsch. Wahrscheinlich war das Ketscher Rathaus gestern Nachmittag der sicherste Ort der Enderle-Gemeinde. Viele Polizisten waren gekommen, jedoch nicht zu einem Einsatz, sondern zum Feiern. Und das gleich im Doppelpack. Marc Degner wurde nach neuneinhalb Jahren als Leiter des Ketscher Polizeipostens verabschiedet und sein Nachfolger Udo Samland vorgestellt.
"Für Ketsch eben doch eine Zäsur", sagte Bürgermeister Jürgen Kappenstein. Den Weggang Degners nach Leimen sehe er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Für den Bürgermeister war er der personifizierte Schutzmann: "Für alle ansprechbar, stets souverän und freundlich." Der 41-Jährige sei in seiner Dienstzeit unverzichtbar für das so wichtige subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen geworden. Der Stabswechsel sorgte in Ketsch jedenfalls für Aufsehen. Doch Kappenstein war überzeugt, dass mit Udo Samland Kontinuität gewahrt werde. Er betonte, dass er auch dem neuen Mann vertraue.
"Wer solche Worte zu hören bekommt, hat etwas richtig gemacht", lobte auch der Polizeidirektor aus Mannheim, Bernd Bühler. Degner stand in den Augen seines Vorgesetzten für den Kern der Polizeiarbeit: "Sie haben Sicherheit geschaffen und Vertrauen aufgebaut." Nicht umsonst wechselte er vor etwa drei Wochen nach Leimen auf einen größeren Polizeiposten. Bis dato für vier Beamte verantwortlich, leitet Degner künftig zehn Polizisten an. Auch für Udo Samland hatte der Polizeidirektor lobende Worte übrig. Der 50-Jährige aus Pforzheim habe in den vergangenen knapp zehn Jahren als Polizeihauptkommissar im Schwetzinger Revier viel Erfahrung gesammelt und sei für die kommende Aufgabe gerüstet. Darüber hinaus verfüge er über ein Team in Ketsch, mit dem gemeinsam sämtliche Herausforderungen gemeistert werden könnten: "Sie sind der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort."
Degner selbst warf einen recht eigenwilligen, wenn auch familiären Blick auf die zurückliegenden neuneinhalb Jahre. In seiner Zeit habe es im Kollegium des Ketscher Reviers keine Scheidungen gegeben. Dafür wurden zwei Kinder und zwei Enkelkinder geboren. Vier Kinder seien ausgezogen. "Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann." Seinem Nachfolger versicherte Degner, dass er sich auf das Ketscher Netzwerk verlassen könne. Samland wusste das zu schätzen. "Das bedeutet für die tägliche Polizeiarbeit eine beachtliche Erleichterung." Als Einzelkämpfer komme man nie wirklich weit.
Ketsch ist für Samland indes mit einer Anekdote verbunden. Als er vor zehn Jahren ganz frisch aus Pforzheim nach Schwetzingen kam, übernahm er mit einem anderen Kollegen - ebenfalls aus Pforzheim - die erste Nachtschicht. Ohne größere Ortskenntnisse und vor allem ohne Navigationsgerät fuhren sie los und schlugen etwas unvermittelt in Ketsch auf. Sie kontrollierten einen Autofahrer und landeten gleich einen Volltreffer: "Der Mann war sternhagelvoll", erzählte der neue Leiter. Das Problem war allerdings die Rückkehr aufs Revier. Aus Ketsch herauszukommen sei gar nicht so einfach gewesen. Es dauerte, aber irgendwann schafften sie es zurück. Dort waren sie dann die Helden. Volltrunkene Autofahrer seien eigentlich nicht mehr oft angetroffen worden, hieß es.
Dass sie nicht aus Ketsch herausgefunden haben, verschwiegen sie damals noch. Heute, das versicherte Samland, fährt er problemlos in den Ort hinein und wieder hinaus.