Joy-Fleming-Preis

Siegerin überzeugt mit "Heimatlied" und  "Neckarbrückenblues"

Anja Beck-Hardt aus der Nähe von Mainz gewann den ersten "Joy-Fleming-Preis"

27.10.2019 UPDATE: 28.10.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 37 Sekunden

Siegerin Anja Beck-Hardt überzeugte die Jury mit Joy Flemings "Heimatlied" und ihrer Paradenummer, dem "Neckarbrückenblues". Foto: Gerold

Von Wolf H. Goldschmitt

Mannheim. Die Bühne wirkt wie ein Altar voll Reliquien. Rechts und links schwarz-weiße Fotos von Mannheims unvergessener Souldiva. Und von der Videowand lächelt Erna Raad, allen bekannt als Joy Fleming, charmant ins Publikum. Vor zwei Jahren ist einer der bekanntesten Werbeträger der Kurpfalz im Alter von 72 Jahren überraschend gestorben. Der "Joy-Fleming-Preis" soll nun das Erbe der Kult-Sängerin bewahren. Gewonnen hat ihn Anja Beck-Hardt aus Stadenecken-Elsheim bei Mainz.

Zum ersten Mal versuchten Kandidaten, ihrem großen Vorbild im fast ausverkauften Eventhaus Capitol stimmlich nachzueifern. Als Appetithäppchen fungierte gewissermaßen der "Junge Chor" aus Weinheim-Hohensachsen unter dem einfühlsamen Dirigat von Margit Pöhlert. Dieser erinnerte mit einem neuen Arrangement von "Ein Lied kann eine Brücke sein" an den wohl größten Schallplattenerfolg der "Mannheimerin aus Überzeugung".

Danach wurde es ernst für sieben Frauen und zwei Männer, ausgewählt von der neuen Joy-Fleming-Band um den Lebensgefährten der Soul-Diva, Bruno Masselon, und der Familie. Die ambitionierten Talente boten einen unterhaltsamen Reigen durch die Genres des Popmusik und zum Teil beachtliche Qualität. Die Setliste der Songs, alle sparsam begleitet von Masselon und dessen Bruder Pascal an der Gitarre, Martin Quinten an den Drums sowie dem einzigen Mannheimer, Niklas Esser, am Bass, reichte von Michael Jackson über John Lennon und Bette Middler bis zu Roberta Flack und Stevie Wonder.

Dass am Ende Anja Beck-Hardt ausgerechnet mit Joy Flemings "Heimatlied" und der Paradenummer "Neckarbrückenblues" auf dem ersten Platz landete, überraschte wenig. Sie überzeugte die vierköpfige Jury am meisten. Dennoch hatten viele im Saal die Interpretin des Carpenter-Hits "Close to You" vorne gesehen. Sabrina Arico-Ciesliks aus Frankenthal wirkte stimmlich reifer und traf mimisch eigentlich besser die Bewertungsvorgaben der Auswahlkommission. Nur hatte eben nicht sie vom "Karl, der iwwer die Brick geht" gesungen.

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Die Jury mit Capitol-Chef Thorsten Riehle, Monika Silvertooth als Vertreterin des Fleming Studios und Mundart-Urgestein Joana hatte sich bei ihrer Entscheidung letztlich dann wohl doch vom Lokalkolorit des Titels leiten lassen. Bernd Peter Fleming, der Sohn der großen Künstlerin, führte witzig und mit Improvisationstalent durch das zweieinhalbstündige "DSDS"-Pendant, das freilich auf offene Kritik verzichtete. Und er sang auch. Bei Marvin Gayes "Mercy Mercy Me" und "Sorry Seems To Be The Hardest Word" von Elton John fühlten die Zuhörer, wo seine Wurzeln liegen.

Unterhaltsam und mehr als eine schöne Geste war die TV-Einspielung eines alten SWR-Films. Man hörte Joy Fleming ihren Grand-Prix-Beitrag von 1975 singen, das unvergessene "Ein Lied kann eine Brücke sein"; man hörte sie noch einmal so reden "wie ihr der Schnawwel gewachse is", und alle im Saal vermissten sie in diesem Moment.

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