Windpark Stillfüssel im südhessischen Siedelsbrunn. Foto: dpa
Von Thomas Seiler
Heiligkreuzsteinach. Wenn es um das Thema Windkraft geht, sind die Odenwälder besonders sensibel. So hatte der Gemeindeverwaltungsverband (GVV) Schönau in einer Resolution die Standorte "Greiner Eck", "Stillfüssel" und "Flockenbusch" sowie weitere, kleine Flächen an der hessischen Landesgrenze zu Baden-Württemberg "kritisch" gesehen und befürchtet, von Windrädern umzingelt zu werden.
Die Bürgerinitiative Lebenswerter Odenwald lud jetzt zu einer Podiumsdiskussion nach Heiligkreuzsteinach ein. Im Namen des GVV betonte Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl, dass man einer "sinnvollen Ausweisung von Vorrangflächen für die Windenergie" konstruktiv gegenüberstehe. Sie bezeichnete "jeweils fünf Anlagen" auf den besagten Arealen "als akzeptabel".
Allerdings vermisste sie einen konstruktiven Umgang mit den betroffenen Kommunen und konnte nicht verstehen, dass man durch die Aufhebung der Landschaftsschutzverordnung Bergstraße-Odenwald auf hessischer Gemarkung zum Teil keine Landschaftsschutzgebiete ausweise. Gerade bei der Genehmigung der Windkraftanlagen am Stillfüssel habe das Nachbarbundesland der Stellungnahme der Naturschutzbehörde des Rhein-Neckar-Kreises "überhaupt keine Bedeutung" beigemessen, monierte Pfahl.
Sie appellierte an alle Funktions- und Entscheidungsträger in Politik, Behörden und Verbänden, sich der "Verantwortung für die Erhaltung von Natur und Landschaften" zu stellen und beim Bau von Windrädern Augenmaß und Vernunft walten zu lassen. Dies sahen die Diskutanten ähnlich. "Wo kein Wind weht, keine Anlage", lautete ihr mit viel Beifall bedachter Tenor. Alle hielten die "rote Linie" schon längst für überschritten, da der Odenwald zu den windärmsten Gebieten zählt.
Gleichwohl waren sich die Podiumsteilnehmer einig, dass Strom durch erneuerbare Energie erzeugt werden müssen. Wie das gelingen könnte, darüber gingen die Meinungen auseinander. Der CDU-Landtagsabgeordnete Albrecht Schütte (Wahlkreis Sinsheim) plädierte für Gaskraftwerke als Übergangslösung und will dabei alles auf den Prüfstand stellen. Sein Landtags- und Wahlkreiskollege Hermino Katzenstein von den Grünen sah die Zeit dafür angesichts des Klimawandels als längst abgelaufen an.
"Wir müssen hinterfragen, ob die Windenergie überhaupt etwas bringt", sagte René Rock, FDP-Fraktionschef im hessischen Landtag. Er wollte sein Bundesland nicht als "Blaupause für Baden-Württemberg" betrachten, während Dirk Bernd, Vorsitzender des Heppenheimer Vereins zum Schutz von Mensch, Umwelt, Natur und Arten, die Zerstörung von Fledermaus- und Vogelpopulationen durch die Windräder kritisierte. Katzenstein ernte erheblichen Widerspruch, als er Glasfronten, Schienen und Hochspannungsleitungen als weitere Zerstörungspotenziale hinzufügte.