Umstellung der Pipeline auf Wasserstoff vor 2035 möglich
Der Transportnetzbetreiber hält an Planungen für die Süddeutsche Erdgasleitung fest. Die aktuelle Diskussion könnte den Umstieg beschleunigen.

Von Katharina Schröder
Heidelberg. Der Transportnetzbetreiber terranets bw geht von einem erhöhten Bedarf an Erdgas bis 2030 aus und baut deswegen sein Netz aus. Auf 250 Kilometern soll die Süddeutsche Erdgasleitung (SEL) in den kommenden zehn Jahren entstehen, einzelne Abschnitte in der Region sollen, wie mehrfach berichtet, schon 2026/27 in Betrieb genommen werden. Soweit die ehrgeizigen Planungen des Unternehmens. Doch die aktuelle weltpolitische Lage und steigende Energiekosten verändern den Blick auf Erdgas. Aufgrund des Kriegs in der Ukraine und der hiesigen Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland steht eine Beschleunigung der Energiewende im Raum.
Zuletzt drohte das russische Regierungsmitglied Alexander Nowak damit, Gaslieferungen nach Deutschland vollständig einzustellen. Hat das Folgen für die Planung der 250 Kilometer langen Pipeline? Terranets bw-Sprecherin Rebecca Penno erklärt auf RNZ-Anfrage: "Die Planung der SEL verfolgen wir weiter."
Die Leitung sei notwendig, "weil die gemeldete Nachfrage die aktuelle, maximale Transportkapazität des Netzes in Baden-Württemberg überschreitet". Den Transportbedarf fragt terranets bw bei Unternehmen, zum Beispiel Stadtwerken, ab. Diese hätten dem Transportnetzbetreiber vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse noch keine aktualisierte Bedarfsplanung gemeldet. Auf die Frage, woher das Erdgas stammt, das aktuell durch die terranets bw-Leitungen fließt, gibt die Sprecherin an: "Terranets bw stellt ihre Infrastruktur als Transportnetzbetreiber diskriminierungsfrei zur Verfügung und hat als solcher keinen Einfluss darauf, welches Gas durch die Leitungen transportiert wird. Aktuell stammen rund 50 Prozent des in Deutschland transportierten Gases aus Russland, die andere Hälfte aus der Nordsee und den Niederlanden." Aber: "In Anbetracht der aktuellen Lage könnten sich die Bezugsquellen verändern."
Außerdem geht die Sprecherin davon aus, dass die aktuelle Situation die Umstellung auf Wasserstoff voraussichtlich beschleunigen wird, sodass mit einem deutlich früheren Anstieg des Bedarfs zu rechnen sei. Das Unternehmen bereite sich darauf vor, "sofern erforderlich, Leitungsabschnitte bereits vor 2035 auf den Transport von Wasserstoff umzustellen".
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Insgesamt soll sich die Pipeline von Lampertheim in Hessen über Heidelberg, Heilbronn, Ludwigsburg, Esslingen, Göppingen, Heidenheim bis nach Bissingen in Bayern erstrecken.