Der Edeka-Komplex in Heddesheim. Foto: Dorn
Von Stefan Hagen
Heddesheim/Rhein-Neckar. Jetzt hat das Coronavirus auch das Edeka-Frischelager in Heddesheim erreicht. Diese schlechte Nachricht geht aus einer Mitteilung des Landratsamtes vom Mittwoch hervor. Zwei Mitarbeiter seien nachweislich infiziert, weshalb das Gesundheitsamt am Donnerstag auf dem Betriebsgelände eine Flächentestung durchführen wird. Laut Mitteilung werden dabei rund 350 Beschäftigte auf eine Infektion mit Sars-CoV-2 getestet.
Einer der Nachweise datiert allerdings von "Anfang Juli" – auch dies geht aus der Mitteilung hervor. Der zweite Fall sei demnach am vergangenen Wochenende nachgewiesen worden. "Gemeinsam mit der Firma Edeka Südwest möchten wir herausfinden, ob es in der Belegschaft möglicherweise noch mehr Infektionen mit dem Coronavirus gegeben hat", wird der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamtes, Andreas Welker, zitiert. Im Zusammenhang mit größeren Ausbruchsszenarien in Fleischfabriken hätten Experten den Verdacht geäußert, dass die dortigen kühlen Temperaturen und die raumlufttechnischen Anlagen ein entscheidender Faktor bei der schnellen Verbreitung des Coronavirus darstellen könnten.
"Mit dem Flächentest wollen wir diesem Risikofaktor auf den Grund gehen und ein mögliches größeres Infektionsgeschehen ausschließen", erläutert Welker weiter. Zwei mobile Teams des Gesundheitsamtes würden daher am Donnerstag bei allen Beschäftigten einen Abstrich vornehmen. Soweit die Mitteilung aus dem Landratsamt.
Es bleiben allerdings wichtige Fragen offen. Beispielsweise, warum nach dem Nachweis Anfang Juli sämtliche Mitarbeiter erst jetzt, am 16. Juli, getestet werden. Auf Nachfrage der RNZ bleibt Welker weitgehend nebulös. "Es ist zutreffend, dass das positive Testergebnis des ersten Mitarbeitenden des Edeka Frischelagers Heddesheim dem Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises bereits am 4. Juli bekannt wurde", nennt der stellvertretende Leiter des Gesundheitsamts Rhein-Neckar-Kreis jetzt ein Datum. "Angesichts des dann später bekannt gewordenen weiteren positiven Mitarbeitenden, von dem das Ergebnis am 13. Juli vorlag, haben wir uns nach interner strukturierter Prüfung mit der Firma Edeka Südwest für eine entsprechende Flächentestung entschieden."
Hierbei waren nach Aussage des Gesundheitsamts neben den Arbeitsbedingungen im Frischelager wie die kühlen Temperaturen und die raumlufttechnische Anlagen, auch andere Aspekte zu berücksichtigen, wie beispielsweise die Kontakte mit anderen Beschäftigten, Anwesenheit im Betrieb, Symptomatik oder auch letzte mögliche Kontakte.
"In der Gesamtschau sind wir dann zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Flächentestung am Donnerstag sinnvoll ist, um ein größeres Infektionsgeschehen auszuschließen", schreibt Welker abschließend.
Auch bei der Pressestelle von Edeka Südwest hat die RNZ nachgehakt und nach telefonischem Kontakt einen Fragenkatalog geschickt. "Sind die Mitarbeiter und deren Kontaktpersonen in Quarantäne? Wenn ja, wie viele Personen aus dem Frischelager befinden sich derzeit in Quarantäne? Wäre der Worst Case die komplette, temporäre Schließung des Frischelagers? Spekulativ: Falls dies der Fall sein sollte, wie könnte Edeka Südwest diesen Ausfall kompensieren? Zu guter Letzt: Welche Schutzmaßnahmen in Bezug auf Corona gibt es im Frischelager?" Wichtige Fragen, auf die Edeka Südwest wie folgt antwortet.
Zunächst wolle man versichern, dass Hygiene und Arbeitsschutz bei Edeka Südwest oberste Priorität haben und man seit der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus entsprechende Maßnahmen ergriffen habe, schreibt Florian Heitzmann, Referent Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Grundlage hierfür seien die Sars-CoV-2-Arbeitsschutzstandards des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Hierzu gehörten beispielsweise die Reinigung und Desinfektion von Arbeits- und Gemeinschaftsbereichen, regelmäßige Unterweisungen sowie Abstandsregelungen.
Die betroffenen Mitarbeiter seien momentan nicht im Betrieb tätig. "Wir haben derzeit keine Hinweise auf weitere entsprechende Erkrankungen bei Mitarbeitern", betont Heitzmann. Bei der Flächentestung handelt es sich um eine reine Präventionsmaßnahme. "Wir begrüßen den Test des Landratsamtes. Er ist eine gute Unterstützung für uns, um eine noch bessere Risikoabschätzung vornehmen zu können und die Wirkung unserer Maßnahmen effektiv zu überprüfen", schreibt Heitzmann.
Auch in Bezug auf die möglichen Folgen für Edeka – etwa eine Schließung des Frischelagers – antwortet er ausweichend. "Wir verfolgen die aktuellen Entwicklungen und bitten um Verständnis, dass wir uns zu Spekulationen zu möglichen Test-Ergebnissen und damit verbundenen Maßnahmen nicht äußern können."
Auch eine der wichtigsten Fragen überhaupt – diesmal in Richtung Landratsamt – blieb unbeantwortet im Raum stehen. Was ist, wenn mehrere Mitarbeiter am Donnerstag positiv getestet werden? Kann es dann zu einem Lockdown im Rhein-Neckar-Kreis kommen? Darüber wollte Kreissprecherin Silke Hartmann ohne vorliegende Ergebnisse nicht spekulieren ...
Update: Mittwoch, 15. Juli 2020, 18.38 Uhr