Großkraftwerk Mannheim

Aktivisten blockierten Zufahrt zum Kraftwerk (plus Video)

Die Kohlegegner hängten zudem Plakate am Turm auf und harrten dort zwölf Stunden aus.

04.08.2019 UPDATE: 04.08.2019 14:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden
​Foto: PR Video

Wolf H. Goldschmitt

Mannheim. Umweltaktivisten vom Bündnis "Ende Gelände" haben am frühen Samstagmorgen die Haupteinfahrt zum Mannheimer Großkraftwerk (GKM) blockiert. Gleichzeitig überwinden rund 40 Kohlegegner den Zaun unterhalb des Förderbandes von Block 9 und dringt in das Werkgelände ein. Danach klettern sie einen Turm hinauf, hängen Plakate auf und harren zwölf Stunden in luftiger Höhe aus.

Der Pförtner staunt nicht schlecht als sich gegen 5.30 Uhr an der Auffahrt zum Kraftwerk rund 50 junge Menschen in weißen Maleranzügen niederlassen. Die Überraschungsaktion sollte dazu dienen, den Nachschub an Kohle für Block 9 zu unterbrechen und den Betrieb des "1,2-Milliarden-Monsters" innerhalb der nächsten zehn Stunden lahm zu legen. Doch abgesehen von der Öffentlichkeitswirksamkeit dieses frühmorgendlichen Einsatzes haben die Demonstranten etwas nicht wissen können: Das Förderband ist seit Tagen wegen Wartungsaufgaben nicht im Einsatz.

"Wir protestieren damit gegen den gigantischen CO2-Ausstoß der Anlage", erklärt Philipp Bergmann die lange vorbereitete Aktion. Angesichts der Untätigkeit der Bundesregierung sehe man sich zu solchen Schritten gezwungen. Wenn die deutsche Bundesregierung nicht den sofortigen Kohleausstieg einleite, "verspielen wir unsere Chance, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu beschränken". Das GKM Mannheim allein sei für acht Prozent der CO2-Emissionen in Baden-Württemberg verantwortlich. Auf Spruchbändern steht deshalb: "Legt das Großkraftwerk Mannheim endlich still!" oder "Bagger sind zum Spielen da".

Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste sind binnen kurzer Zeit vor Ort. Und müssen warten, bis Entscheidungsträger des GKM eintreffen. Das dauert in diesem Fall mehr als drei Stunden. Da es sich um ein Privatgelände handelt, können Ordnungshüter nur auf Verlangen des Unternehmens einschreiten. "Um jedes zusätzliche Risiko auszuschließen, wird auf eine Räumung der Plattform am Förderband verzichtet", heißt es im Statement des GKM.

Unterdessen herrscht entspannte Stimmung vor dem Werkstor und an einer offiziell angemeldeten Mahnwache am Verkehrskreisel zur Altriper Fähre. Im Schatten des Blocks 9 lagern die überwiegend weiblichen Aktivisten auf Isomatten. Manche holen bei angenehmen Temperaturen versäumten Schlaf nach oder trinken gemütlich Kaffee. Sie kommen aus allen Regionen des Landes und waren sehr früh aufgestanden, um für Klimagerechtigkeit auf die Straße zu gehen.

Ihre Pause dauert lange. Erst kurz vor 11 Uhr beginnen erste Abzugsverhandlungen mit den Aktivisten. Nach einer Stunde Diskussionen einigen sich die "Besucher" und der GKM-Vorstand auf ein friedliches Ende der Aktion. Um 17.58 Uhr teilt die Einsatzleitung der Polizei mit: Die Aktivisten haben soeben das Werksgelände verlassen.

Danach gingen die fast 100 Protestierenden zur Abschlusskundgebung in die Mannheimer Innenstadt, die bis etwa 19.15 Uhr dauert. Die gesamte Aktion verlief der Polizei zufolge "vollkommen friedlich und ohne Zwischenfälle".

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